Postgeschichtliche Aufzeichnungen des Telegraphenbauamtes Trier.

Neu geschrieben und bebildert von Siegfried und Simone Warth
Deutsches Telefon-Museum, Birkenfeld und Morbach - im Juli 2006
(Unter Zuhilfenahme der Aufzeichnungen von Nikolaus Geiler)

I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.

Zeitraum bis 1914 (Kriegsbeginn)
Kriegsjahre 1914 bis 1918 (11. November)
1918 (12. November) bis 1933 (Ende Januar)
1933 (Februar) bis 1939 (Ende August)
Kriegsjahre 1939 bis 1945 (8.5.1945)
1945 (9.5.1945) bis 1948 (20.6.1948)
1948 (21.6.1948) bis 1959 (1.6.1959)

Seiten 3 bis 4
Seiten 5
Seiten 6 bis 8
Seiten 9 bis 10
Seiten 11 bis 12
Seiten 13 bis 14
Seiten 15 bis Ende
I. Zeitraum bis 1914 (Kriegsbeginn)

Bis zur Gründung des Telegraphenbauamtes am 1.4.1920 wurde der Telegraphenbaudienst von der Reichspostdirektion Trier geleitet.

Dort gab es vor und während des 1. Weltkrieges ein Referat für den praktischen Telegraphenbaudienst, Referat E mit Geheimrat Anding und ein Referat für den Telegraphenbetriebsdienst, Referat C mit Postrat Völker. Der Telegraphen - Baudienst wurde im Bezirk von so genannten Leitungsrevisoren, später von Telegraphen - Bauführern ausgeübt. denen je ein Bautrupp mit 10 - 15 Arbeitern unterstand. Im Bezirk Trier, dem damals der größte Teil des Saargebietes einschließlich Saarbrücken und Neunkirchen angehörte, waren 14 - 15 Telegraphen - Bauführer tätig. Ihre Arbeiten wurden von Oberpostinspektoren (Dietze, Engelmann, Grätsch) als Bezirksaufsichtsbeamte der Oberpostdirektion überwacht, die von der Oberpostdirektion von Fall zu Fall beauftragt wurden. Das Telegraphenbauzeug und Telegraphenbaugerät für den Linien- und Leitungsbau sowie die Apparate für die Einrichtung von Sprechstellen usw. wurden für den gesamten Bezirk von dem Telegraphenzeugamt, einer Dienststelle der Oberpostdirektion in Trier, geliefert. Jedem Bautrupp war zum Aufbewahren von Telegraphenbauzeug und Telegraphenbaugerät ein großer vierrädriger Gerätewagen zugewiesen. Die Stangenläger waren über den ganzen Bezirk zerstreut, überwiegend auf Eisenbahngelände. Sie unterstanden der Aufsicht der Amtsvorsteher der Postämter, in deren Amtsbereich sie lagen. Die Entnahme von Telegraphen - Stangen erfolgte durch Stangenabnahme-karten. Da der Fernsprech- und Telegraphenverkehr fast ausschließlich über oberirdische Leitungen abgewickelt wurde, waren nur in Städten und größeren Orten Fernsprecherkabel verlegt, die hauptsächlich dem Ortsverkehr dienten. Die Einführung der Leitungen erfolgte meistens von einem Dachgestänge, das als Kabelaufführung ausgebaut war, mittels Kabel in die Vermittlungsstelle. Der Fernsprechweit- und Ortsverkehr wurde über Doppelleitungen abgewickelt, während die Telegraphen- und Sp - Leitungen allge-mein als Einzelleitungen betrieben wurden. Die Übermittlung der Telegramme erfolgte durch Morse- und Klopferapparate. Vom Jahre 1908/09 ab wurde eine Anzahl Telegraphenleitungen (hauptsächlich nach größeren Ämtern) in Duplexschaltung (Gegenschreibverkehr) betrieben. Um die gleiche Zeit wurde auch in Trier der Hughes - Betrieb eingeführt. Bis zum Jahre 1908 befand sich in Trier ein OB - Orts- und ein OB - Fernamt. Beide wurden im selben Jahr ZB - Ämter ( Westernschaltung).

Die ersten Kabelkanäle wurden im Jahre 1905 in Trier gebaut und zwar:

1905 a) vom Postamt bis Landratsamt, Paulinstraße b) vom Postamt bis Adler - Apotheke, Brotstraß c) vom Postamt durch die Metzelstraße bis Ecke Kaiserstraße.

1909 a) vom Postamt durch die Metzelstraße bis Anfang Lindenstraße, b) von der Adler - Apotheke durch die Brotstraße, Jesuitenstraße, Breitenstein, Mustor- straße bis Anfang Ostallee, c) durch die Kaiserstraße bis Anfang Weberbachstraße, d) von Ecke Kaiserstraße/Neustraße durch die Saarstraße bis Ziegelstraße, e) durch die Christophstraße bis Ecke Rindertanzstraße.

1911 a) von der Buchdruckerei Lintz, Brotstraße, durch die Neustraße bis Ecke Kaiserstraße.

1913 a) von Anfang Lindenstraße bis über die Moselbrücke. b) über den genauen Verlauf gibt Karte Beilage 1 Auskunft.

1913 c) in den Kanälen verliefen damals lediglich Ortskabel.

Die Fern - Telegraphen- und Sp - Leitungen waren restlos oberirdisch geführt. Sie verliefen vom Abspannge-stänge auf dem Gebäude des Postamtes bis zum Stadtausgang Richtung Bitburg in Trier - West, Ruwer, Konz usw. und zwar ausschließlich als Fernlinien aus Dachgestängen. 

Der genaue Verlauf der Fernlinien aus Dachgestängen innerhalb des Stadtgebietes geht aus Karte 2 (Beilage) hervor. Über die im Jahre 1913 im Bezirk vorhandenen Fern- und Sp - Linien mit den daran geführten Fern- und Sp - Leitungen und den Handamtsvermittlungen gibt die Karte 3 (Beilage) Auskunft. Das erste Kabel war das Reichs - Telegraphen - Guttapercha - Kabel.

II. Kriegsjahre 1914 bis 1918 (11. November)

Der Krieg 1914 - 18 mit seinen Folgeerscheinungen, insbesondere mit den fortschrittlichen Entwicklungen und Erfindungen auf technischem Gebiet stellte immer mehr Anforderungen an den Telegraphen- und Fernsprechdienst und somit auch an den Telegraphenbaudienst. Mit der vorhandenen Organisation und den wenigen Kräften, die bis dahin im Telegraphen - Baudienst beschäftigt wurden, konnten die gesteigerten Ansprüche, die von den Behörden und der freien Wirtschaft gestellt wurden, nicht mehr annähernd bewältigt werden. Die Erfindung der Verstärkerröhre gestattete es, die Sprechverständlichkeit und die Sprechweite bedeutend zu vergrößern. Der dadurch zunehmende Fernsprechweitverkehr erforderte aber unaufhaltsam weitere Fernleitungswege, die zunächst noch als oberirdische Fernleitungen hergestellt werden mußten. Insbesondere wurden durch die Verlegung des großen Hauptquartiers von Spa nach Kreuznach im Frühjahr 1917 große Anforderungen an den Telegraphen - Baudienst gestellt, da zahlreiche Fernsprech- und Telegraphen - Leitungen unverzüglich und Kurzfristig hergestellt werden mußten. Um die Leitungen durchzubringen, waren außerordentlich, umfangreiche Bauarbeiten erforderlich, was schon daraus hervorgeht, das z. B. folgende oberirdische Linien verstärkt und ausgebaut bzw. neu hergestellt werden mußten.

1) Köln - Euskirchen - Prüm - Trier (Landlinie), 2) Euskirchen - Mechernich - Gerolstein - Kyllburg - Ehrang - Trier (Bahnlinie) 3) Trier - Ruwer - Hermeskeil - Nonnweiler - Türkismühle (Landlinie), 4) Türkismühle - Oberstein - Kreuznach (Bahnlinie), 5) Oberstein - Fischbach - Sobernheim - Kreuznach (Landlinie),

Der Umfang der Bauarbeiten ist daraus zu erkennen, dass z. B. die unter 2) aufgeführte Linie von der Oberpostdirektions - Grenze bei Dahlem bis St. Thomas weiter ausgebaut und das von St. Thomas bis Ehrang ein neues Doppelstänge hergestellt werden mußte. Die vorhandenen Kräfte reichten damals nicht aus, um die Vielzahl der verlangten Leitungen termingemäß herzustellen, sodaß ganze Heeresbauzüge herangezogen werden mußten. Da während des Krieges die Herstellung neuer Fernsprech- und Telegraphenleitungen infolge Kupfer- und sonstigen Rohstoffmangels meistens Schwierigkeiten bereitete, wurde soweit als möglich von Kunstschaltungen Gebrauch gemacht. In den letzten Kriegsjahren konnten nur die notwendigsten Instandsetzungsarbeiten ausgeführt werden. Infolgedessen war beim Zusammen-bruch das oberirdische Linien- und Leitungsnetz dringend instandsetzungsbedürftig. Hier sei noch darauf hingewiesen, dass auch bereits im Jahre 1916/17 in Wittlich der erste Kabelkanal gebaut wurde und zwar vom Postamt durch die Bahnhofstraße, Neustraße über den Marktplatz bis Ende Feldstraße.

III. 1918 (12. November) bis 1933 (Ende Januar).

Die großen Anforderungen, die der Krieg auf dem Gebiet des Fernsprechwesens verlangte - es sei hier auf die fernsprechmäßig zu überbrückenden Entfernungen zwischen den einzelnen Heeresbefehlsstellen hingewiesen, die durch die eben entwickelte “Lieben - Röhre” überbrückt werden konnten - brachten eine weittragende Umgestaltung des ganzen Fernsprechwesens mit sich. Die Folge davon war, dass dieses weiterausgebaut werden mußte. Da während des Krieges mit den vorhandenen wenigen Kräften und infolge Telegraphenbauzeug - Mangels nur die allerdringendsten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt wurden, mußte nach Kriegsende das gesamt oberirdische Linien- und Leitungsnetz gründlich instandgesetzt werden. Die Einrichtung bedeutender Verwaltungsstellen der französischen Besatzung, insbesondere der “Distribution des charbons et des cokes” erforderten zahlreiche Fernsprechverbindungen nach Frankreich und dem Ruhrgebiet. Ferner mußten für die militärischen Dienststellen kurzfristig viele Fernsprech- und Telegraphenleitungen innerhalb der besetzten Zone sowie Fernsprechanschlüsse und auch mehrere Zentralen hergestellt werden. Dies hatte zur Folge, dass Postfernleitungen für militärische Zwecke beschlagnahmt wurden, wenn die Leitungen nicht termingemäß bereitgestellt werden konnten. Hierdurch wurde der zivile Verkehr stark gehemmt. Der Telegraphenbaudienst wurde von französischen Nachrichten - Offizieren überwacht, denen über alle ausgeführten baulichen Maßnahmen umfangreiche Unterlagen geliefert werden mußten. Da die Unterlagen vielfach nicht fristgemäß oder nicht in der verlangten Form geliefert werden konnten, kam es häufig zu unliebsamen Auseinandersetzungen mit der Besatzung. Der Telegraphenbaudienst wurde immer umfangreicher. Es stellte sich bald heraus, dass mit der bisherigen Organisation des Telegraphenbaudienstes die gestellten gewaltigen Anforderungen nicht mehr bewältigt werden konnten. Im übrigen Reich waren gleiche Verhältnisse. Das Reichspostministerium sah sich daher zu der längst fällig gewordenen Reorganisation des Telegraphen - Baudienstes gezwungen.

Es kam zur Einrichtung der Telegraphenbauämter.

Mit den verwaltungsmäßigen Vorbereitungen zur Einrichtung des Telegraphenbauamtes Trier wurde der damaligen Obertelegraphensekretär Jakob Müller betraut, der sie auch auf Grund der vom Reichspostministerium herausgegebenen Richtlinien durchführte.

Das Telegraphenbauamt Trier wurde am 1. 4. 1920 dem bis dahin bei der Oberpostdirektion tätigen Oberpostinspektor und späteren Telegraphen - Direktor Engelmann übertragen.

Es war wie folgt gegliedert: 1) in Verwaltungsdienst, 2) in praktischen Telegraphen - Baudienst.

Die Stellen des Verwaltungsdienstes waren zuerst wie folgt besetzt:

                    Abteilungsleiter: Obertelegrapheninspektor Thiele,
                    Amtszimmer: Telegraphenassistent Wagner,
                    Personalstelle und Hauptkasse:  (Beamte) Oberpostsekretär Eckes
                    Personalstelle und Lohnstelle: (Arbeiter) Telegraphensekretär Meiser,
                    Baustelle und Starkstromstelle: Oberpostinspektor Thiele,
                    Baubedarfsstelle und Stangenlager:   Telegraphensekretär Poschmann,
                    Technische Stelle u. Ortskabelmeßstelle: Telegrapheninspektor Kleinschmidt,
                    Linienstelle und Zeichenstelle:  Telegraphensekretär Reuter u. Telegraphengehilfin Müller,
                    Bauauftragsstelle: Telegraphenpraktikant Kühn,
                    Hausverwaltung und Amtsbedürfnisse: Telegraphensekretär Freytag. 
Der praktische Telegraphen - Baudienst wurde in 6 Baubezirke gegliedert und zwar in 
                    Baubezirk Gerolstein (Telegraphenbauführer Po ntius mit 3 Bautrupps)
                    Baubezirk Trier - Land, Bitburg  (Telegraphenbauführer Hoffmann mit 3 Bautrupps),
                    Baubezirk Trier - Land, Wittlich (Telegraphenbauführer Christ mit 3 Bautrupps),
                    Baubezirk Trier - Land, Saarburg (Telegraphenbauführer Helmig mit 3 Bautrupps),
                    Baubezirk Oberstein Telegraphenbauführer Rhode mit 3 Bautrupps),
                    Baubezirk Trier - Stadt  (Telegraphenbauführer Schreiner mit 4 Bautrupps)
Zunächst wurde das Telegraphenbauamt im Gebäude der Oberpostdirektion im Nordflügel im 2. Stockwerk in den Räumen des späteren Verstärkeramtes untergebracht. Den Bezirksbauführern II, III, IV und VI waren die Räume über dem Einfahrttor zur Oberpostdirektion in der Metzelstraße zugewiesen. Dem Bezirksbauführer I wurde ein Raum im Postamt Gerolstein und dem Bezirksbauführer V ein Raum im Postamt Oberstein eingerichtet.

Die Bereiche der Baubezirke und Bautrupps wurden abgegrenzt

Die Bautrupps hatten folgende Amtsorte:

Baubezirk Prüm, Gerolstein, Daun,
Baubezirk Bitburg, Kyllburg, Kordel,
Baubezirk Wittlich, Bernkastel, Schweich,
Baubezirk Saarburg, Konz, Hermeskeil,
Baubezirk Oberstein, Birkenfeld, Fischbach,
Baubezirk Trier.
Zunächst wurden die bereits begonnen Instandsetzungsarbeiten fortgesetzt. Obgleich in den Nachkriegs-jahren bereits eine beträchtliche Zahl der oberirdischen Linien und Leitungen instandgesetzt worden war, waren doch noch zahlreiche Fernlinien rückständig und dringend instandsetzungsbedürftig. Insbesondere mußten große Linienstrecken, an denen während des Krieges mehrere Heeresleitungen zugebaut wurden (die später Besatzungszwecken dienten) und an die zusätzlich noch Fern- und Telegraphenleitungen für die Besatzung angebracht werden mußten, wodurch sie stark überlastet waren, gründlich verstärkt und weiter ausgebaut werden. außerdem waren zahlreiche Ortsnetze noch dringend instandsetzungsbedürftig, weil sie während und nach dem Kriege infolge anderer vordringlicher Arbeiten nur notdürftig instandgesetzt wurden. Infolgedessen waren an den Telegraphenbaudienst hohe Anforderungen gestellt, die noch an Umfang zunahmen und durch die fortwährenden Sonderaufträge der Besatzung die unabdingbar fristge-mäß erledigt werden mußten.
Bis zum Sommer 1920 wurde das Telegraphenbauzeug und Telegraphenbaugerät den Bautrupps mit der Eisenbahn zugesandt. Um die gleiche Zeit wurden 4 Lastkraftwagen beschafft, die auf Rundfahrten die Bau-trupps mit Telegraphenbauzeug einschließlich Telegraphenstangen und Telegraphbaugerät versorgten. Die Lastkraftwagen unterstanden der Bezirkswerkstätte für Postkraftwagen, die dem Telegraphenzeugamt angegliedert war. Nachdem die hauptsächlichsten Instandsetzungsarbeiten erledigt waren, wurde mit dem Ausbau der Sp - Leitungen von Einzelleitung auf Doppelleitung (allerdings mit 3 mm Eisendraht) begonnen. Im Zuge der Arbeiten wurde bei jeder Sp - Anstalt ein Beikasten eingebaut, der dazu diente, durch Drücken der eingebauten Erdtaste, das Fernamt anzurufen.

Am 1.10.1921 wurde der damalige Leiter des Telegraphenbauamtes, Telegraphendirektor Engelmann, zur Oberpostdirektion versetzt und an dessen Stelle dem Telegraphendirektor Wiehl die Leitung des Telegraphenbauamtes übertragen. Im Bestreben, die oberirdischen Fern- und Anschlußlinien zu verkabeln, wurde die Verlegung neuer Fernleitungskabel und Anschlußkabel geplant. Da die oberirdische Fern- und Anschlußlinie Trier - Ruwer mit Abzweigung nach Ehrang derart überlastet war, daß weitere Leitungen nicht mehr angebracht werden konnten, wurde im Herbst 1922 das mit Verfügung des Reichspostministe-riums II J 451 vom 25.2.1922 genehmigte 40 paarige Fernleitungskabel 1 Trier - Ruwer - Ehrang verlegt. Von den verlegten 40 Doppeladern und auf die Kabelaufführung Ehrang (Plattenfabrik) 20 Doppeladern und auf die Kabelaufführung in Ruwer, Richtung Hermeskeil und Richtung Fell je 10 Doppeladern geführt und dort mit Überführungsendverschlüssen abgeschlossen. Bei der Inbetriebnahme des Kabels im April 1923 wurden die oberirdisch geführten Fernleitungen nach Hermeskeil, Oberstein, Kreuznach, Mainz, Koblenz, Wittlich, Hetzerath, Schweich, Speicher usw. in das Kabel umgeschaltet und mit dem Abbruch der entbehrlich gewordenen Dachgestänge und oberirdischen Leitungen begonnen. Nachdem die Abbruch-arbeiten größtenteils durchgeführt waren, mußten auf Befehl der Besatzung die Leitungen wieder oberirdisch hergestellt werden. Sie blieben als Vorratsleitungen bestehen.

Gleichzeitig mit der Verlegung des Fernleitungskabels 1 wurden ein Anschlußkabel von Trier bis Pfalzelerbrücke und von da weiter bis Ruwer sowie mehrere Anschlußkabel innerhalb der Stadt verlegt. Das Anschlußkabel in Richtung Pfalzelerbrücke - Ruwer wurde mit Fernsprechanschlüssen von Pfalzel, Ehrang, Ruwer, Mertesdorf, Eitelsbach usw. belegt. Im Zuge der Verkabelung wurden damals auch Fernsprecherdkabel in Oberstein, Bernkastel, Wittlich, Wadern, Bitburg, Prüm, Neumagen, Zeltingen usw. verlegt. Der Umfang des Fernleitungsnetzes nach dem Stande vom November 1922 geht aus Karte Beilage 4 hervor.

Durch den Ruhreinbruch der Franzosen und Belgier am 11.1.1923 wurden in den von den Alliierten besetzten Gebieten der passive Widerstand ausgelöst. hierdurch wurde vorübergehend (ungefähr 3 Tage) der gesamte Fernsprech- und Telegraphenverkehr stillgelegt. Gleichzeitig lag auch der gesamte Eisenbahn-verkehr still. Ausgenommen war die Moseltalbahn Trier - Bullay. Diese Maßnahmen wirkten auf die Wirtschaft sehr nachteilig. Der Eisenbahnverkehr auf den Staatsbahnen wurde später unter französischer Regie wieder aufgenommen und durchgeführt. Durch die damaligen Verhältnisse kam es vielerorts zu Zusammenstößen mit der Besatzung. Des öfteren wurden Fernsprechleitungen (hauptsächlich an Eisenbahnlinien) insbesondere zwischen den Bahnhöfen Hetzerrath, Sehlem und in der Umgebung von Gerolstein gestört. Zwangsmaßnahmen, lange und strenge Verhöre, Verhaftungen, Belagerungszustand usw. seitens der Alliierten waren die unmittelbaren Folgen.

Inzwischen bekamen die Separatisten immer mehr Zulauf. Ihr Verhalten rief bei einem großen Teil der Bevölkerung Verärgerung hervor, so dass es häufig zu Zusammenstößen und Raufereien kam. Hier sei darauf hingewiesen, dass sich auch eine bewaffnete Abordnung der Separatisten widerrechtlich Einlaß in das Telegraphenamt verschafft hatte und sich dort im Aufsichtsraum des großen Telegraphiesaales aufhielt, um den Verkehr zu überwachen. Die Abordnung wurde von mutigen Telegraphenarbeitern mit Gewalt verdrängt, als die Separatisten am 10. und 11. Oktober 1923 unter Anwendung von Gewalt versuchten das Post- und Telegraphengebäude in der Fleischstraße zu besetzen und der Versuch mißglückte. Während des passiven Widerstandes wurde eine Anzahl aufrechter Post- und Telegraphenbeamten sowie auch Angestell-te und Arbeiter ausgewiesen. Vom Telegraphenbauamt wurden ausgewiesen der Telegraphendirektor Wiehl am 25. 3. 1923 und Telegraphenbauführer Pontius am 31.5.1923. Anstelle des ausgewiesenen Telegraphendirektors Wiehl wurde dem Postamtmann Frère vorübergehend die Leitung des Telegraphenbauamtes übertragen. Der Telegraphenbauführer Pontius wurde durch den Telegraphenbauführer Haas ersetzt. Zur gleichen Zeit wurden auch bei sonstigen Behörden (vor allem bei der Reichsbahn) viele Ausweisungen vorgenommen.

Durch die Inflation, die schon zu Beginn des Ruhrkampfes im Gange war und immer größere Formen annahm, wurde die bestehende Währung erledigt. So schien kein Ausweg mehr vorhanden zu sein, das staatliche Leben und die kaum noch atmende Wirtschaft in geregelten Bahnen zu halten. Eine Katastrophe stand bevor. Die Inflation wirkte auf das gesamte Fernsprechwesen ungeheuer lähmend. Ihre Folgen waren auch über die Zeit der Stabilisierung der Währung (16.11.1923) hinaus noch mehrere Jahre spürbar. Im Dezember 1923 erließ das damalige Reichspostministerium eine streng gehaltene Personalabbauverfügung. In Durchführung dieser Verfügung mußten beim Telegraphenbauamt eine Anzahl Telegraphenarbeiter (ungefähr 20) entlassen werden. Bei der Entlassung wurde jedoch auf die soziale und wirtschaftliche Lage der Betroffenen weitgehend Rücksicht genommen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde damals auch der Bautrupp Daun am 31.01.1924 aufgelöst. Anfang Dezember 1924 ereignete sich infolge Rauhreifs ein großer Fernlinienumbruch zwischen Morbach und Gutenthal. Da die Fernlinie auf einer Strecke von 4 km völlig umgebrochen war, mußten zur Instandsetzung 4 Bautrupps eingesetzt werden.

Am 01.04.1925 wurde der vorübergehend mit der Leitung des Telegraphenbauamtes beauftragte Postamtmann Frère durch den aus Erfurt gekommenen Telegraphendirektor Kitzing abgelöst. Zur Verbesserung der Übertragungsgüte der Fernsprechverbindungsleitungen wurde in den Jahren 1924 - 1926 in den Fernlinien Induktionsschutz eingebaut. Für die Durchführung dieser Arbeiten wurde ein besonderer Induktionsschutztrupp aufgestellt und als Führer der Telegraphenleitungsaufseher Max Lenzen eingesetzt. Die Leitung der Arbeiten wurde dem Telegraphensekretär Ferdinand Reuter übertragen. Inzwischen wurde auch im Bezirk Trier mit der Einführung des Selbstanschlußbetriebes begonnen. Zunächst wurden folgende Selbstanschlußämter (Wählerämter) eingerichtet:

                                                                                  1925 Leiwen und Niederemmel,
                                                                                  1926 Konz, Wadern, Morbach, Gillenfeld, Kordel, Welschbillig,
                                                                                  1927 Tiefenstein, Zeltingen - Ürzig, Hillesheim und Manderscheid. 
Die Wartung und Pflege der Ämter wurde durch Ämterpfleger wahrgenommen, die entweder Telegraphenmechaniker, Werkführer oder Telegraphenwerkmeister waren. Sämtliche an ein Endamt angeschlossene Wählerämter bildeten einen Ämterpflegebezirk. Durch die Einführung der Wählerämter waren zur Gewährleistung eines einwandfreien Betriebes umfangreiche bauliche Maßnahmen erforderlich. Die Ortsnetze mußten zunächst gründlich instandgesetzt werden; die oberirdisch geführten Fernsprechan-schlüsse wurden zur Störungsvermeidung umgruppiert und zwar zunächst von 6 auf 3 Doppelleitungen und später auf 4 Doppelleitungen. Die Umgruppierung auf 4 Doppelleitungen erfolgte mittels Einschiebe-bügel, die am Querträger angebracht wurden. Diese Querträger wurden später gegen Querträger neuer Bauart zu 4 Doppelleitungen ausgewechselt. Auf den Kabelaufführungspunkten mußten zum Abschluss der oberirdischen Leitungen Querträger mit gleichmäßigem Stützenabstand eingebaut werden. Zur selben Zeit wurden oberirdische Linien verkabelt, hauptsächlich solche, die überlastet und - störungsanfällig waren. Da die Verlegung von Erdkabel zu kostspielig war, erfolgte die Verkabelung mittels der neu eingeführten Luft-kabel. Zunächst wurden an folgenden oberirdischen Linien die Freileitungen durch Luftkabel ersetzt:
                                  1925 Leiwen - Köwerich,
                                  1926 Niederemmel - Piesport, 
Wadern - Weiskirchen,
Konz - Feyen,
Helenenberg - Welschbillig,
Tiefenstein - Rhodermühle - Kirchweiler,
Ürzig - Erden,
Ürzig - Rachtig,
Bernkastel - Graach,
Bernkastel - Lieser,
                                  1927 Niedermanderscheid - Pantenburg,
Hillesheim - Walsdorf,
Hillesheim - Oberbettingen,
Echternacherbrück - Irrel.
Aus der damaligen Zeit sei hier folgende heikle Begebenheit eingeflochten:

>> Ein Telegraphenbauführer (TBF) besuchte Mitte der zwanziger Jahre eines Tages einen Bautrupp, der an der luxemburgischen Grenze arbeitete. Um die Mittagszeit war der Telegraphenbauführer in der Nähe von Echternacherbrück. Da er in Echternach gut bekannt war, ging er dahin zum Mittagessen. Anschliessend ging er in die Stadt Sachen einkaufen, die damals bei uns knapp und teuer waren. Nach Erledigung seiner Geschäfte begab er sich auf den Rückweg zur deutschen Seite. Am deutschen Zollamt auf der Sauerbrücke kam er ungehindert durch. Auf dem Wege nach Bollendorf begegnete ihm die Zollstreife und hielt ihn an. Der Telegraphenbauführer erkannte sofort die Gefahr und bevor der Zollbeamte zu Wort kam, sagte der Telegraphenbauführer zu ihm: “Ich bin der Telegraphenbauführer H... und kontrolliere hier die Fernsprechlinie; was wünschen Sie von mir?” Der Zollbeamte bat höflich um Entschuldigung, dass er ihn angehalten hätte und ging weiter. Auch der Telegraphenbauführer ging weiter und war froh, dass er so glimpflich davongekommen war. <<

Im Zuge der Automatisierung wurden auch in späteren Jahren zahlreiche oberirdische Leitungen durch Luftkabel ersetzt. Außerdem wurde 1925 das Fernleitungskabel 2 a (30 - paarig Krarup) von Trier - Feyen verlegt. Durch die vorgeschrittene Technisierung auf dem Gebiet des gesamten Fernsprechwesens hatte man mittlerweile beim Reichspostministerium erkannt, dass auch im Telegraphenbaudienst gelernte Handwerker zur Ausführung bestimmter Arbeiten erforderlich waren. Auf Grund einer Verfügung des Reichspostministeriums konnten im Jahre 1925 diejenigen Telegraphenarbeiter, die bis zum 01.04.1925 eine 5 - jährige praktische Baudienstzeit abgeleistet hatten, zur Telegraphenbauhandwerkerprüfung zugelassen werden. Um Nachwuchs mit gründlicher handwerksmäßiger Vorbildung heranzubilden, wurden vom 01.04.1925 bis zum 01.04.1929 jedes Jahr jeweils zum 01. April 10 Telegraphenbaulehrlinge eingestellt.

Die Ausbildung in der Metallbearbeitung und Apparattechnik wurde dem Telegraphenwerkmeister August Franke übertragen. Die Unterweisung in der Holzbearbeitung geschah durch den Schreiner Hilarius Probson. Mit der Ausbildung im praktischen Telegraphenassistenten Matthias Brittnacher und Friedrich Steffes beauftragt, denen erfahrene Telegraphenbauhandwerker als Lehrgesellen zugeteilt wurden.

Das Bild zeigt die ersten 10 Telegraphenbaulehrlinge im April 1925 mit ihrem Ausbilder, Telegraphen-werkmeister August Franke, zuständig für Metallbearbeitung und Apparatetechnik. Der für die Holz-bearbeitung zuständige Schreiner Hilarius Probson ist leider nicht auf dem Foto.
                    Obere Reihe (von links): Klaus Weber,
Nikolaus Denis,
Nikolaus Roth,
Telegraphenwerkmeister August Franke,
Gregor Theis,
Fritz van der Heyde,
Karl Simon.
                    Untere Reihe (von links): Matthias Winnebeck,
Matthias Jutz,
Josef Bonzelet,
Jakob Kläs.
Im Jahre 1926 wurde dem Leiter des Telegraphenbauamtes (Telegraphendirektor Kitzing) zur Ausübung, seiner auswärtigen Dienstgeschäfte ein Pkw (Marke Opel, offener Wagen) zugewiesen. Da beim Tele-graphenbauamt zur Herstellung von Lichtpausen nur ein alter unmoderner Pauskasten vorhanden war, der den Anforderungen nicht mehr genügte, weil nur bei schönem Wetter mittels Tageslicht gepaust werden konnte, wurde im Sommer 1926 ein neu entwickelter Pausapparat (Zylinderform) beschafft. Dadurch, dass die Räume, die vom Telegraphenbauamt im Dienstgebäude Fleischstraße belegt waren, bei der Planung des Wähleramtes Trier für die Unterbringung des Telegraphenbetriebes vorgesehen wurden, mußte das Tele-graphenbauamt anderweitig untergebracht werden. Auf Grund dessen hat die Oberpostdirektion im Sommer 1926 das Anwesen Gotthardt, Deutschherrenstraße 25, das aus einem 2 - stöckigen Gebäude mit angrenzendem großen Garten bestand, käuflich erworben. Nach Instandsetzung bzw. Umbau des Gebäudes für Bürozwecke wurde am 1.4.1927 das Telegraphenbauamt aus dem Dienstgebäude, Fleischstraße, in das Dienstgebäude Deutschherrenstraße 25 vorlegt. Bevor der Umzug erfolgte, wurde im Seitengebäude des Telegraphenzeugamtes eine überbaute Durchfahrt zu dem Gebäude Deutschherrenstraße hergestellt, so dass dadurch das Telegraphenbauamt und Telegraphenzeugamt auf einem zusammenhängenden post-eigenen Grundstück untergebracht waren. Im November 1926 wurde dem Telegraphenbauamt der erste Lkw (Marke Krupp) zugeteilt. 

Der Kraftfahrer Josef Haubrich vor dem im Nov. 1926 neu gelieferten Lastkraftwagen, Marke Krupp. 

Jahre später wurde Herr Haubrich der Fahrer des Präsidenten der Oberpostdirektion Trier, bevor er nach deren Auflösung im Jahre 1979 in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet wurde.

Der Wagen wurde zunächst zur Beförderung von Telegraphenbauzeug und Telegraphenbaugerät sowie im Kabelmeßdienst eingesetzt. Gegen Ende 1928 wurde der Lkw endgültig der Ortskabelmeßstelle zugeteilt. 

Erwähnt sei hier, dass am 5. Februar 1926 der Telegraphenbauarbeiter Johann Müller vom Bautrupp Wadern bei der Herstellung von Teilnehmeranschlußleitungen in Wadern mit Starkstromleitungen in Berührung kam und dabei tödlich verunglückte. Ferner ist am 16.12.1926 der damalige Bautruppführer Theodor Dahm auf der Rückfahrt von seiner Arbeitsstelle zu seinem Quartier auf der Freilingerhöhe mit dem Fahrrad tödlich verunglückt. Diese Begebenheit wird hier erwähnt, weil es sich um die ersten tödlichen Unfälle im Betrieb des Telegraphenbauamtes handelte.

Auf Grund einer Verfügung des Reichspostministeriums, nach der Telegraphenbauämter und Telegraphen-zeugämter, wenn sie auf einem Grundstück oder in demselben Dienstgebäude untergebracht waren, vereinigt werden sollten, wurde am 1. 4. 1928 das Telegraphenzeugamt mit dem Telegraphenbauamt vereinigt. Zur gleichen Zeit wurde die bis dahin dem Telegraphenzeugamt angegliederte Bezirkswerkstatt für Postkraftwagen vom Telegraphenzeugamt abgetrennt und als selbstständige Dienststelle in 2 Räumen im neu erworbenen Dienstgebäude Deutschherrenstraße 25 untergebracht. Da für die Kraftfahrzeuge (mit Ausnahme von 2 kleinen Hallen) keine Unterstellungsmöglichkeit vorhanden war, wurden im Jahre 1928 auf dem angekauften Gartengrundstück auf der rechten und linken Seite Kraftwagenhallen gebaut. Im Bestreben, den Telegraphen - Baudienst wirtschaftlicher zu gestalten, waren hierfür Spezial - Lkw entwi-ckelt worden, mit denen sowohl der Bautrupp als auch das erforderliche Telegraphenbauzeug und Telegraphenbaugerät gleichzeitig befördert werden konnten. Infolgedessen wurde im Dezember 1928 zunächst 1 Lkw mit Anhänger (Marke Büssing) beschafft und dem Baubezirk II Bitburg zugewiesen. Der Wagen wurde in Bitburg stationiert. Im Jahre 1929 wurden 3 weitere Büssing - Lkw mit Anhänger für die Baubezirke geliefert, und zwar:

im März 1929 für Baubezirk IV mit Amtsort Saarburg,

im April 1929 für Baubezirk V mit Amtsort Birkenfeld und

im November 1929 für Baubezirk I mit Amtsort Gerolstein.

Die Wagen wurden innerhalb des Bezirks zur Beförderung der Bautrupps und Versorgung mit Telegraphenbauzeug einschließlich Telegraphenstangen und Telegraphenbaugerät je nach Bedarf einge-setzt. In den späteren Jahren wurden weitere Lkw u. a. der Marken Daimler - Benz und Mercedes - Benz geliefert, so dass den meisten auswärtigen Bautrupps ein Lkw zugeteilt werden konnte. Aus Beilage 5 geht hervor, welche Bautrupps bis Ende Januar 1933 mit Lkw ausgerüstet waren.

Aus damaliger Zeit sei folgende Begebenheit hier festgehalten:

Ein Telegraphenbauführer (TBf) besuchte eines Tages den Bautrupp Bitburg. Dort wurde er benach-richtigt, um die Mittagszeit in Wolsfeld auf der Postagentur den Amtsvorsteher des Telegraphenbauamts, Herrn Telegraphendirektor K... und den Sachbearbeiter für Bauangelegenheiten Herrn W... zu erwarten. Der Telegraphenbauführer war um die festgesetzte Zeit in Wolsfeld. Da es ihm in Wolsfeld immer gut gefallen hatte, war er oft dort und mit dem Postagenten gut befreundet. Als der Telegraphendirektor etwas auf sich warten ließ, sagte der Postagent zu dem Telegraphenbauführer: “Herr H..., kommen sie, wir setzen uns in die gute Stube, dort sitzen sie in den gut gepolsterten Sesseln gemütlicher, und wir können geruhsam warten, bis der Herr Telegraphendirektor kommt.”

Beide begaben sich in die gute Stube. Nachdem sie sich noch eine Weile unterhalten hatten, schliefen sie ein. Inzwischen war der Telegraphendirektor angekommen. Als die Schwester des Postagenten den Telegraphendirektor und den Sachbearbeiter in die gute Stube führte, schliefen beide (Postagent und Telegraphenbauführer) fest. Der Sachbearbeiter tippte den Telegraphenbauführer auf die Schulter und sagte: “Herr H..., wir sind da.” Der Telegraphenbauführer fuhr erschrocken auf, stutze, entschuldigte sich und sagte zu dem Postagenten indem er ihm kräftig auf die Schulter schlug: “Gustav wach auf, der Her Telegraphendirektor ist da.” Während Gustav den Schlaf aus den Augen rieb, sagte der Telegraphen-bauführer zu ihm: “Gustav, weißt du nicht was du zu tun hast, wenn der Herr Telegraphendirektor hier ist?” Gustav fragte: “Was denn?” Darauf sage der Telegraphenbauführer zu ihm: “Geh schnell in den Keller und hole eine Flasche Wein.” Gustav erwiderte: “Welchen Wein?” Hierauf sagte der Telegraphenbauführer in seiner bekannten rauen Weise: “Das musst du doch wissen, du Schafskopf, sonst geh ich in den Keller.” Er ging in den Keller und brachte zur allgemeinen Freude eine gute Flasche herauf, die natürlich von ihm stammte. Die dienstliche Angelegenheit wurde daraufhin bei der guten Flasche zügig erledigt.

Im Jahre 1928 wurde mit dem Ausbau des Ortsnetzes Trier für den Wählerbetrieb begonnen. Da die Fernsprechanschlüsse auch in Trier größtenteils noch an stark überlasteten oberirdischen Dach- und Bodenlinien geführt waren, mußten zur Gewährleistung eines einwandfreien Betriebes umfangreiche bauliche Maßnahmen erfolgen.

Hierzu gehören:

1) Die Instandsetzung oberirdischer Linien und Leitungen (einschließlich Umgruppierung).

2) Die Verlegung mehrerer Amtskabel sowie einer großen Anzahl Netz- und Verteilungskabel.

3) Erweiterung bzw. Neubau von Kabelkanälen (siehe Beilage 1).

4) Die Herstellung zahlreicher Kabelaufführungen, Endverzweiger, Kabelverzweiger und mehrerer 
    Linienverzweiger.

5) Die Abgrenzung des starren Netzes und des Schaltnetzes.

6) Die Instandsetzung zahlreicher Sprechstellen.

Gleichzeitig mußten bei sämtlichen Sprechstellen die ZB - Apparate (Zentralbatterie - Apparate) entweder gegen W - Apparate (Wähl - Apparate) ausgewechselt oder wenn die ZB - Apparate bereits neuer Bauart waren, mit Nummernscheiben versehen werden.

Die Nebenstellenanlagen wurden in der Apparat - Werkstatt des Telegraphenzeugamtes geändert und mit Nummernscheiben versehen.

Da die Arbeiten außerordentlich umfangreich waren und durch den strengen Winter noch gehemmt wurden, mußten zur fristgemäßen Erledigung auswärtige Bautrupps herangezogen werden.

Im Zuge der Verkabelung oberirdischer Fernlinien wurde im Frühjahr 1928 das mit Verfügung des Reichspostministeriums II J 1448 vom 21.11.1927 genehmigte Fernleitungskabel 3 Idar - Oberstein bis Kabelaufführung Algenrodt, mit Abzweigungen nach den Kabelaufführungen Hohl, Nahbollen-bacherbrücke (Landlinie) und Gefallener - Fels - Tunnel (Bahnlinie) verlegt. Bei der Inbetriebnahme des Kabels im Juni 1928 wurden u. a. die oberirdisch geführten Leitungen nach Birkenfeld, Niederbrombach, Kreuznach, Kirn, Mainz, Fischbach, Herrstein, Sien und dem Saargebiet in das Kabel umgeschaltet und anschließend die freigewordenen oberirdischen Leitungen abgebrochen. Zur Einsparung hoher Fahrt-auslagen und sonstiger Entschädigung sowie zur ordnungsmäßigen und jederzeitigen unabhängigen Über-wachung der Bautrupps wurden im Jahre 1929 den Telegraphenbauführern (TBf) Helmig, Haas und Rhode je ein beamteneigener Pkw zugewiesen.

Hier sei darauf hingewiesen, dass ungefähr im Jahre 1931, trotzdem die Lohnbezüge schon durch Notverordnung gekürzt worden waren. Entlassungen im Telegraphenbaudienst erfolgen sollten. Um dies zu vermeiden, haben damals die Lohnempfänger eine Verkürzung der Arbeitszeit zunächst von wöchentlich 48 auf 45 Stunden und später sogar auf 43 Stunden hingenommen.

Folgende Begebenheit, die für die Beteiligten hätte böse Folgen haben können, sein hier festgehalten:

Anfang der dreißiger Jahre, als bei uns die Lebensmittel teuer waren, besuchte ein Telegraphenbauführer (TBf) einen Bautrupp der an der luxemburgischen Grenze arbeitete. Nach Erledigung der Dienstgeschäfte lud der Telegraphenbauführer den Bautruppführer (Btrf) zu einer Tasse Kaffee und einem Imbiss nach Echternach ein. In einem Cafè sagte der Telegraphenbauführer während des Gesprächs zu dem Bautruppführer: “Ich gehe an-schließend noch in die Stadt einige Besorgungen machen. Warten sie hier, bis ich zurück bin.” Als der Telegraphenbauführer zurückkam, gab er dem Bautruppführer einige Tüten mit Wurstwaren, für die er besonders schwärmte und bat ihn diese für ihn mit über die Grenze zu nehmen. Der Bautruppführer steckte die Tüten in seine Rocktaschen, zog seinen Mantel an und beide begaben sich auf den Rückweg zur deutschen Seite. Auf der Sauerbrücke sagte der Telegraphenbauführer zu dem Bautrupp-führer: “Wenn wir jetzt an den deutschen Zoll kommen, dann gehen sie ruhig weiter. Ich gehe zum Zollamt und werde alles erledigen.” Der Bautruppführer ging auch am deutschen Zollamt vorbei und wartete etwas abseits davon auf den Telegraphenbauführer. Als der Telegraphenbauführer sich am Eingang zum Zollamt von dem Zollbeamten verabschiedete, kam aus dem Zollamt ein Hund und lief direkt auf den Bautrupp-führer zu. Er beschnupperte ihn von allen Seiten. Dem Zollbeamten fiel sofort das Verhalten seines Hundes auf. Er stutze, ging dem Bautruppführer entgegen und fragte ihn: “Haben sie irgend etwas zu verzollen, etwa Fleisch- oder Wurstwaren?” Der Bautruppführer erklärte: “Nein”. Da der Zollbeamte seinen Hund genau kannte, bekam er Zweifel und sagte zu dem Bautruppführer: “Ich glaube, sie wollen mich täuschen.” Der Bautruppführer erwiderte nochmals: “Nein.” Der Zollbeamte gab sich jedoch nicht zufrieden und erklärte: “Mein Hund ist abgerichtet und hat erwiesenermaßen einen guten Spürsinn.” Der Telegraphen-bauführer hatte bereits einen roten Kopf bekommen. Blitzartig erkannte der Bautruppführer die gefähr-liche Situation und entgegnete dem Zollbeamten in seiner humorvollen Art: “Ich gebe zu, dass sie einen tadellosen Hund haben und dass er einen feinen Spürsinn hat. Dieses mal werden sie aber durch ihren Hund getäuscht. Wenn sie auf Grund der guten Spürnase ihres Hundes bei mir Fleisch- oder Wurstwaren ver-muten, habe ich vielleicht dafür eine Lösung. Ich bin leidenschaftlicher Jäger und war heute morgen schon auf die Jagd und habe einen Hasen geschossen. Dabei habe ich diesen Mantel getragen und es kann sein, dass beim Tragen des Hasen vielleicht Bluttropfen von den angeschossenen Stellen auf meinen Lodenmantel fielen oder angeschossene Körperteile damit in Berührung kamen. Vielleicht ist das die Ursache, dass ihr Hund mich von allen Seiten beschnuppert hat.” Der Zollbeamte gab sich zufrieden. Telegraphenbauführer und Bautruppführer atmeten erleichtert auf und waren heilfroh, aus dieser Affäre so gnädig davon gekommen zu sein. Als sie wieder in Echternacherbrück waren, sagte der Telegraphenbauführer zu dem Bautruppführer: “Herr W..., ich habe schon viel erlebt und vor mancher Situation gestanden, aber in einer solchen Verlegenheit wie heute, bin ich noch nicht gewesen. Ich habe vor Angst buchstäblich in die Hose ge...”

Von demselben Telegraphenbauführer, der weit und breit in der Eifel bekannt war, wird auch noch die folgende Geschichte erzählt:

Alljährlich stand auf dem Dienstreiseplan des Telegraphenbauführer für Pfingstdienstag als Ort der Dienstgeschäfte Echternchaerbrück - Bollendorf. Es war allgemein bekannt, dass der Telegraphenbau-führer großen Anteil an der Springprozession in Echternach nahm. War er doch als kleiner Junge von den Eifelhöhen mit seinem Vater zu Fuß nach Echternach gepilgert. Etwa 30mal hat er mindestens an der Springprozession teilgenommen. In den letzten Jahren erschien er jedesmal mit einem großen Kalabreser Strohhut, Choquin - Pfeife und einem deftigen Spazierstock. Punkt 9 Uhr, dem Zeitpunkt des Beginns der Prozession war er auf der Sauerbrücke. In diesem Jahr stand die Spitze der Prozession zum Beginn an der Sauerbrücke bereit. Sie wurde angeführt von den Pfarreien Prüm und Waxweiler. Als der Kirchen-schweizer, der für Beginn und Durchführung der Prozession verantwortlich war, obwohl es schon 9 Uhr war, und die Glocken schon geläutet hatten, noch kein Zeichen zum Beginn des Springens gab, wurde er dieserhalb zur gestellt. Er erklärte: “Ich muss noch auf den Mann vom deutschen Telegraph, mit dem großen Strohhut, der Choquin - Pfeife und dem deftigen Spazierstock warten. Bevor er nicht da ist, darf ich nicht beginnen. Da er bereits 30mal an der Springprozession teilnahm, hat er mir erklärt: “Passee ja auf, dass sie die Prozession nicht in Bewegung setzen, bevor ich da bin.” Kurz danach sah er auf der deutschen Seite am Anfang der Sauerbrücke den großen Kalabreserhut. Er wartete noch einen Augenblick, gab ein Zeichen und die Prozession setzte sich in Bewegung.

Bei der Räumung der besetzten Gebiete durch die Alliierten (30.6.1930) wurde eine große Anzahl Fernsprech- und Telegraphen - Leitungen sowie zahlreiche Fernsprechanschlüsse und mehrere Zentralen verfügbar. Sie konnten vorteilhaft für Postzwecke verwandt werden. Zu Beginn des Jahres 1931 wurde das mit Verfügung des Reichspostministeriums II b 3543-0/Tri vom 23.10.1930 genehmigte 40 paarige gemisch-tpaarige Fernleitungskabel 2 b Trier bis Konz mit Abhängen nach der Kabelaufführung Konzerdamm, Kabelaufführung Richtung Könen, Kabelaufführung Moselbahn und Kabelaufführung Saarbahn verlegt. Bei Inbetriebnahme des Kabels im Mai 1931 wurden u. a. die oberirdisch geführten Leitungen nach Konz, Saarburg, Wellen Luxemburg und das Saargebiet in das Kabel umgeschaltet und die freigewordenen oberirdischen Leitungen, Querträger, Stützen usw. Abgebrochen.

Mit Verfügung des Reichspostministeriums II b 3543-4/Tri vom 21.12.1930 wurde die Verlegung des Fernleitungskabels 14 Idar - Oberstein bis Kabelaufführung Friedhof (Idar) genehmigt. Das Kabel wurde im Sommer 1931 verlegt und im Dezember 1931 in Betrieb genommen. Ferner wurde mit Verfügung des Reichspostministeriums II b 3543-4/Tri vom 20.4.1931 die Verlegung des Fernleitungskabels 13 Tiefenstein - bis Kabelaufführung Rhodermühle genehmigt. Die Verlegung des Kabels erfolgte im Juni/Juli 1931 und die Inbetriebnahme im August 1931. Außerdem wurden im Jahre 1931 in Idar 1 Linienverzweiger und 10 Kabelverzweiger hergestellt, wodurch umfangreiche Bauarbeiten sowie Kabelverlegungen verursacht wurden. Zur gleichen Zeit wurde der erste Kabelkanal in Idar gebaut und zwar vom Linienverzweiger Idar bis Alexanderplatz in Idar. Des weiteren wurden 1932 in Oberstein 8 Kabelverzweiger eingerichtet.

Anfang1932 mußte infolge der Errichtung des neuen Rundfunk - Senders Trier ein Rundfunkkabel vom Verstärkeramt Trier bis zum Sender verlegt werden.

Durch die fortschreitende Automatisierung des gesamten Fernsprechwesens sah sich das Reichspost-ministerium veranlasst lange Fernlinien (hauptsächlich zwischen größeren Städten) zu verkabeln. Infolgedessen wurde auf Grund einer Verfügung des Reichspostministeriums (RPM) III 3647-0/54 Fkp vom 23.12.1930 das Fernkabel (FK) 54 a Köln - Trier geplant und ausgekundet. Mit Verfügung des Reichspostministeriums III 3647-0/54 Fkp vom 17.02.1931 wurde die Verlegung des Kabels genehmigt. Das Fk 54 a war ein 80 paariges Kabel besonderer Bauart mit 1,0 mm und 1,5 mm Leiterstärken. Mit der Verle-gung wurde im Juli 1931 begonnen. Im allgemeinen wurde das Kabel 0,9 m tief verlegt. Das Kabel endete in Köln und Trier im Verstärkeramt. Zur Einrichtung eines Zwischenverstärkeramtes in Stadtkyll wurde das Kabel in das Gebäude der Vermittlungsstelle eingeführt. Ferner wurde das Kabel in Prüm eingeführt und im Fernamt mit Endverschlüssen abgeschlossen. Die Kabelverlegung und Montage wurde von der Deutschen Fernkabel - Gesellschaft m. b. H. (DFKG) Berlin - Charlottenburg 9 ausgeführt. Gleichzeitig mit der Verlegung des Fernkabel 54 a wurden im Gleichlauf die mit Verfügung des Reichspostministeriums II b 3543-4/Tri vom 05.06.1931 nachstehend aufgeführte Fernleitungskabel (Flk) sowie mehrere Anschlußkabel mitverlegt.

a) Fernleitungskabel 15 Prüm - Schönecken,

b) Fernleitungskabel 18 Bitburg - Pützhöhe,

c) Fernleitungskabel 17 b Trier - Bitburg,

d) Fernleitungskabel 17 a Trier - Windmühle, Welschbillig, Kordel mit Abzweigung nach der Kabel-

auf führung Echternacherhof.

Die Kabel wurden wie folgt in Betrieb genommen:

Fernkabel 54 a am 05.12.1932,

Fernleitungskabel 15 am 11.04.1932,

Fernleitungskabel 18 am 01.07.1932,

Fernleitungskabel 17 a am 07.07.1932,

Fernleitungskabel 17 b am 07.07.1932.

Im Zusammenhang mit der Verlegung der vorstehenden Kabel wurden in Prüm und Bitburg die ersten Kabelkanäle gebaut und zwar:

1) In Prüm von der Thiergartenstraße bis zum Postamt und von da über den Hahnplatz an der Turn-

Turnhalle vorbei bis kurz hinter den Gleiskörper der Eisenbahnlinie Gerolstein - St. Vith.

2) In Bitburg vom Finanzamt (Abg. der Straße nach Waxweiler) durch die Kölner- und Treierstraße

bis ungefähr 130 m hinter den Abgang der Echternacherstraße mit Abzweigung durch den Boren-

Borenweg zum Postamt. Aus Beilage 6 ist ersichtlich, welche Fernleitungskabel bis Ende Januar

1933 im Bezirk Trier vorhanden waren.

Durch den Zugang des Fernkabels 54 a Köln - Trier und einer beträchtlichen Anzahl Fernleitungskabel und Ortskabel genügte der im Jahre 1928 der Kabelmeßstelle zugewiesene Lkw (Marke Krupp) nicht mehr den Anforderungen. Infolgedessen wurde am 6.2.1932 ein Spezialkabelmeßwagen (Hansa - Lloyd) beschafft und der Kabelmeßstelle zugeteilt.

Kraftfahrer Josef Haubrich bei der Übernahme des neu gelieferten Meßwagen Hansa Loyd, Febr. 1932

Am 30.9.1932 wurde der Telegraphendirektor Kitzing von Trier nach Plauen versetzt. An dessen Stelle wurde dem aus Breslau nach Trier versetzten Telegraphendirektor Wunram die Leitung des Tele-graphenbauamtes übertragen.

Bis zum 01.11.1932 wurde der praktische Telegraphen - Baudienst von 6 Baubezirken wahrgenommen. Zur selben Zeit wurde der Baubezirk III (Telegraphebauführer Christ) aufgelöst und die Baubezirke wie folgt neu gegliedert:
                   Baubezirk Gerolstein Telegraphenbauführer Haas mit 3 Bautrupps,
                   Baubezirk Trier - Land, Bitburg Telegraphenbauführer Hoffmann mit 3 Bautrupps,
                   Baubezirk Trier Telegraphenbauführer Schreiner mit 3 Bautrupps,
                   Baubezirk Trier - Land, Saarburg Telegraphenbauführer Helmig mit Bautrupps,
                   Baubezirk Oberstein  Telegraphenbauführer Rhode mit 3 Bautrupps,

Hier sei noch darauf hingewiesen, dass bis Ende Januar 1933

1. durch die Verkabelung im Ortsnetz Trier mehrere Kabelkanäle hergestellt wurden (zu vgl. Karte Beilage 1),
2. dass, wie aus Beilage 7 hervorgeht, bei zahlreichen Vermittlungsstellen der Selbstanschlussbetrieb eingeführt wurde, wodurch umfangreiche Verkabelungen mittels Luft- und Fernsprecherkabel ausgeführt wurden. 

Als im Jahre 1932 die Kabelverlegung des Fernkabel 54 a Köln - Trier der Vollendung entgegen ging, beauftragte das Reichspostministerium (RPM) durch Verfügung III 3647-0/54 Fkp vom 09. Juli 1932 die Deutsche Fernkabel - Gesellschaft m.b.H. (DFKG), die Vorarbeiten für die Verlegung des Fernkabel 54 b Trier - Saarbrücken in Angriff zu nehmen. Gemeinschaftlich mit den Reichspostdirektionen Köln und Trier wurde die Kabelstrecke innerhalb des Reichsgebietes Ende August und anschließend die Strecke im Saargebiet mit der Oberpostdirektion Saarbrücken ausgekundet. In den folgenden Monat erledigten die zuständigen Telegraphenbauämter die Planungsverfahren.

IV. 1933 (Februar) bis 1939 (Ende August)

Die Verhandlungen mit den auswärtigen Regierungsstellen über die Verlegung des Fernkabel 54 b im Saargebiet dauerten bis zum Frühjahr 1933. Nachdem die Bestätigungen zu dem diesbezüglichen Abkommen beim Reichspostministerium vorlagen, wurde durch Verfügung des Reichspostministeriums III 3647-0/54 Fkp vom 27.04.1933 der Deutschen Fernkabelgesellschaft der Auftrag zur Verlegung und Montage des Kabels erteilt. Das Fernkabel 54 b Trier - Saarbrücken war eine Fortsetzung des 80 paarigen Fernkabel 54 a zwischen Köln und Trier. Es war allerdings nur 56 paarig, jedoch auch von besonderer Bauart mit 1,0 mm und 1,55 Leiterstärken. Mit der Kabelverlegung wurde Anfang Mai 1933 begonnen. Das Kabel wurde im allgemeinen in einer Tiefe von 0,9 m verlegt. Bei der Kabelverlegung wurde in Feyen die Eisenbahn unterkreuzt. Die Kreuzung erfolgte mittels Erdkabel in Vollrohr (und Vorratsrohr) in einer Tiefe von 1,0 m. Das Fernkabel 54 b endete in Trier und Saarbrücken im Verstärkeramt. Gleichzeitig mit der Verlegung des Fernkabel 54 b wurde im Gleichlauf das Fernleitungskabel (Flk) 2 b von der Feyenerbrücke bis Niederzerf mit Abzweigungen nach den Kabelaufführungen Pellingen (Richtung Pluwig) und Niederzerf (Richtung Weiskirchen) sowie streckenweise Anschlußkabel mitverlegt. Das Fernkabel 54 b wurde am 21.12.1933 und das Fernleitungskabel 2 b wurde im November 1933 in Betrieb genommen. Bei Inbetriebnahme der Kabel wurden die oberirdisch geführten Fern- und Überweisungsleitungen an der Linie zwischen Trier und Niederzerf in das Fernleitungskabel 2 b umgeschaltet und die entbehrlich gewordenen Leitungen und Linien abgebrochen. Durch den Zugang der Fernkabel 54 a und 54 b genügte das Schnurverstärkeramt in Trier nicht mehr den Anforderungen. Infolgedessen wurde ein neues Verstärkeramt gebaut und 1934 in Betrieb genommen. Im Zuge der Automatisierung wurde 1933 bei mehreren Vermittlungsstellen der Wählbetrieb eingeführt u. a. auch in Oberstein und Wittlich. In den darauffolgenden Jahren wurden jedes Jahr mehrere Wählämter gebaut, so dass bis 1939 bei sämtlichen Vermittlungsstellen im Bezirk Trier der Wählbetrieb eingeführt war. Durch die Einrichtung der Wählerämter waren umfangeiche bauliche Maßnahmen erforderlich, so die gründliche Instandsetzung der Ortsnetze, die Umgruppierung der oberirdischen Leitungen, Verkabelungen, Herstellung von Endver-schlüssen, Kabelaufführungen, Kabelverzweigern, Auswechselung der Sprechstellenapparate gegen Wählerapparate usw.. Aus Beilage 8 geht hervor, welche Wählerämter von 1933 bis 1939 gebaut wurden, und wann sie in Betrieb kamen. Die Wartung und Pflege der Ämter wurde, wie bereits erwähnt, durch Ämterpfleger wahrgenommen, die entweder Werkführer oder Werkmeister waren. Die Ämterpfleger wurden verkraftet und amtstechnisch dem Telegraphenbauamt unterstellt. Karte Beilage 10 gibt Auskunft, wie die Ämterpflegerbezirke 1938 eingeteilt waren.

Verlegung des Fernkabels 54 b und des Fern-leitungskabels 2 b vor Pellingen.

Im Bestreben, den Entstörungsdienst wirtschaftlicher zu gestalten, wurden auch Entstörungsbezirke gebildet und die Entstörer zum Teil verkraftet. Aus Karte Beilage 9 ist die Gliederung des Entstörungs-dienstes nach dem Stande von 1935 und aus Karte Beilage 10 die Gliederung nach dem Stande von 1938 zu erkennen. Bemerkt sei noch, dass die Kraftwagen der Ämterpfleger und Entstörer ebenfalls der Kraftfahrstelle des Telegraphenbauamts zugeteilt wurden. Bemerkenswert ist, dass durch das rasche Aufleben der Wirtschaft nach 1933 viele Fernsprechanschlüsse, die 1931/1932 infolge der Wirtschaftskrise aufgehoben wurden, wieder eingerichtet wurden. Insbesondere mußten 1933 für Parteidienststellen usw. zahlreiche Fernsprechanschlüsse und Nebenstellenanlagen hergestellt werden. Am 24.08.1933 wurde dem Leiter des Telegraphenbauamtes (Telegraphen- Direktor Wunram) zur Ausübung seiner auswärtigen Dienstgeschäfte an Stelle des alten offenen ein neuer geschlossener Personenkraftwagen (Adler - Limousine) zugewiesen.

Bis zum 31. Oktober 1933 wurde der praktische Telegraphenbaudienst von 5 Baubezirken wahrgenommen. Zur selben Zeit wurde eine andere Verteilung der Bautrupps auf die Baubezirke vorgenommen. Da dadurch der 5. Baubezirk in Wegfall kam, wurden die Baubezirke wie folgt gegliedert:

                   Baubezirk Trier - Land Saarburg Telegraphenbauführer Helmig mit 4 Baurupps
                   Baubezirk Bitburg Telegraphenbauführer Haas mit 4 Bautrupps
                   Baubezirk Trier - Stadt Telegraphenbauführer Schreiner mit 5 Bautrupps
                   Baubezirk Idar - Oberstein Telegraphenbauführer Rhode mit 3 Bautrupps
Infolge Verkabelungen oberirdischer Fernlinien wurden 1934 folgende Fernleitungskabel verlegt:

a)

Fernleitungskabel 16 a von der Vermittlung Hermeskeil bis Kabelaufführung Triererstraße in 
Hermeskeil,
b) Fernleitungskabel 16 b von der Vermittlung Hermeskeil bis Kabelaufführung Richtung Thalfang 
und Kabelaufführung Richtung Nonnweiler
c) Fernleitungskabel 20 von der Vermittlung Gerolstein bis Rockeskyll (Kabelaufführung Richtung Daun) mit Abzweigungen nach den Kabelaufführungen Schlossbrunnen und Richtung Hillesheim,
d) Fernleitungskabel 21 von Trier bis Hetzerath (Kabelaufführung Richtung Wittlich) mit Abzweigungen nach den Vermittlungsstellen Schweich und Hetzerath.

Diese Kabel wurden in Betrieb genommen:

          Fernleitungskabel 16 a/b im Juni 1934,
          Fernleitungskabel 20 im Mai 1934,
          Fernleitungskabel 21 im August 1934.

Bei Inbetriebnahme der Kabel wurden eine beträchtliche Anzahl oberirdisch geführter Fern- und Überweisungsleitungen in die Kabel umgeschaltet und die entbehrlich gewordenen oberirdischen Leitungen abge-brochen. Bereits im Sommer 1934 wurde mit dem Bau von Flugwachen (Fluwa) begonnen. Die Arbeiten waren damals streng geheim. Anfang 1935 wurde das mit Verfügung des Reichpostministeriums II 3543-/Tri vom 04.10.1934 genehmigte Fernleitungskabel (Flk) 21 von Hetzerath bis Bernkastel mit Abzweigungen nach den Vermittlungsstellen Neumagen, Niederemmel und Mühlheim verlegt. Das Kabel wurde am 2.10.1935 in Betrieb genommen. Bei der Verlegung dieses Kabels mußte die Mosel bei Neumagen mit einem Flusskabel gekreuzt werden. Das Flusskabel wurde durch die Mosel 1,0 m unter Grund verlegt. Ferner wurde 1935 vom Postamt Idar - Oberstein bis Idar (Schützenhof) ein Kabelkanal gebaut.