PATENTBÜRO DER VEREINIGTEN STAATEN
ALMON B. STROWGER, AUS KANSAS CITY, MISSOURI
AUTOMATISCHES FERNSPRECHAMT
SPEZIFIKATION und wissenschaftlicher Teil zum Patent No. 447,918, datiert auf den 10. März 1891
Gesuch eingereicht am 12. März 1889 unter der Seriennummer 303,027. (Ohne Model.)
Für alle, die es interessiert:
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Es soll bekannt werden, dass ich,
Almon B. Strowger, Bürger der Vereinigten Staaten, wohnhaft in Kansas City in
der Grafschaft Jacksons im Bundesstaat Missouri eine neue und nützliche
Verbesserung auf dem Gebiet selbsttätiger Fernsprechver-bindungen entwickelt
habe und gebe hiermit eine genaue Beschreibung meiner Erfindung kund, damit
alle die bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet haben im Stande sind, diese
Kunst anzuwenden. ... Meine Erfindung bezieht sich auf die Verbesserung der
automatischen Telephonie, Telegraphie und anderer elektrischer
Fernsprechzentralen.
Das Ziel ist es, ein System zur Verfügung stellen zu
können, das selbsttätig, ohne das eine Vermittlungsperson in der Zentrale
nötig ist, eine Fernsprechverbindung auf-
bauen kann.
Ein weiteres
Anliegen ist es, ein Gerät zur Verfügung stellen zu können, dass man den
Gegebenheiten anpassen kann.
Diese Ziele bestimmten die Eigenschaften und
den Aufbau der einzelnen Teile und unterstreichen damit die gestellten
Ansprüche.
Es wird das gleiche Ziel verfolgt wie bei den zur Zeit
gebräuchlichen Systemen, es gibt demnach eine Zentralstation (Hauptbüro) und
die Nebenstationen (Teilnehmerstatio-nen), die jeweils elektrisch mit der
Zentrale verbunden sind. Die Verbindungsdrähte werden „phonische Drähte”
genannt, (in Anlehnung an die alte Form,) aber sie unterscheiden sich in ihrer
Anzahl und werden entlang der Abwasserrinnen verlegt. Sie dienen dazu die
zuvor beschriebenen Mechanismen zu steuern und damit die Telefonverbindungen
aufzubauen. In der Zentrale werden im methodischen Auftrag die jeweiligen
Schalt-Zylinder, mit den sie begleitenden Mechanismen, geordnet nach den
Teilnehmerstationen, gesteuert. Die erwähnten phonischen Drähte führen zu
jedem Zylinder, mit Kabelschuhen versehen auf die Kontakte im Inneren
derselben.
Im folgenden fahre ich fort mit der Funktionsbeschreibung
meiner Erfindung und bediene mich dafür den nachstehenden Zeichnungen.
In
Figur I wird meine Erfindung perspektivisch dargestellt wie sie in Verbindung
mit einem Telefon eines Teilnehmers in der Zentrale funktioniert. Auch die
Verbindungsdrähte zwischen der Nebenstelle und der Zentrale sind zu sehen.
Figur II zeigt vier solcher Vorrichtungen, angeschlossen jeweils an einem
Zylinder, wie sie in Figur I zu sehen sind. Auch hier sind die Stromwege
ersichtlich. Figur III zeigt die Zusammenschaltung der Zylinder
(Parallelschaltung), wobei alle Zylinder die Normalstellung (keine aktuelle
Verbindung) einhalten. Figur IV zeigt meine Erfindung im Schnitt. Es sind
sowohl die Magnete, als auch die Hebel und Sperrklinken, über die die
Vorrichtung betrieben wird zu sehen. In Figur V sind in einer Detailansicht
die Drehantriebe des Zylinders zu sehen. Figur VI gibt einen Teilausschnitt
des Zylinders wieder, aus dem die Konstruktion desselben deutlich zu erkennen
ist. Bezugnehmend auf die Zeichnungen stellt A einen hohlen Zylinder da, der
aus einem elektrisch nicht leitenden Material, wie Glas, Holz oder einer
anderen verwendbaren Substanz konstruiert wird. Die Zylinder sind mit
Bohrungen a versehen angeordnet in horizontal und vertikal verlaufenden
Reihen. B sind die Drahtanschlüsse, die aus dem Inneren des Zylinder führend
über die Stifte in a zur Hauptleitung verlängert gezeichnet sind. Die Drähte N
werden an den zugehörigen Schaltarmen angeschlossen. Durch ihren Gebrauch wird
die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer hergestellt. Die Anschlüsse aller
Teilnehmer erfolgen an b. In Figur VI ist die Schließung des
Verbindungsstromkreises innerhalb des Zylinders über den Schaltarm über C und
C´dagestellt. Am unteren Teil des Zylinders ist die Stange D angebracht (Figur
VI). Mit ihr kann der Zylinder in axialer Richtung verschoben werden, ohne
sich bei der später erfolgenden Drehbewegung des Zylinders selbst mitzudrehen.
In das untere Ende der Stange D greift die Schaltklinke ein. Der hülsenartige
Aufbau der Stangen D und D´ erlaubt ausschließlich die Längsbewegung der
Stange D über ihre Zahnstange, in die die Sperrklinke eingreift. Die Räder E
und E´, durch deren Naben die mit einer Feder verlängerte Stange D
longitudinal verschoben wird tragen die Anschlusswelle R (siehe Figur VI) und
werden peripher über eine Reihe von Schaltklinken mit den Zähnen e und e´
gedreht. Die Kontaktgabe im Zylinderinnern über C und C´.
G, H und I
stellen Hebel mit den Sperrklinken g, h und i dar, die in der Endposition mit
ihren Zähnen ins Sperrad greifen. Jeder Hebel führt eine Vorwärts- und eine
Rückwärtsbewegung aus und wird durch das wechselnde Anziehen und das Abfallen
der jeweiligen Elektromagnete dazu veranlasst. Jedes Ansprechen der Magnete
wird durch den Druck auf die zugehörige Taste der Teilnehmerstelle nach dem
Willen des dortigen Anwenders hervorgerufen. Auf diesem Weg werden die
Stromkreise durch die Nadel C´ Reihe für Reihe von Draht zu Draht geschlossen.
Wenn nur drei Hebel bewegt werden wäre ein Schlitten wie man ihn in den
Figuren I und II sieht zwingend notwendig. Eine derartige Verwendung ist
demnach offensichtlich.
Die Magnete K, K und K befinden sich in geeigneten
Positionen, in denen sie in einer festgelegten Folge der zu wählenden
Rufnummer nach elektrisch erregt werden. Eine Anordnung von Magneten K´, K´,
K´, K´in den betreffenden Positionen, die der jeweiligen Kontaktfolge den
Hebel P und die Sperrklinken, zugehörig zu den betreffenden Schaltklinken,
freizugeben und die den Kontakt herstellende Nadel C, C´ infolge des
Hilfsmittels der Schwerkraft der Wähler wieder in die Anfangsposition zurück
findet. Auf jeder Teinehmerstation gibt es vier Tasten, G´, Ii´, I´und P´.
Jede Taste wird mit einem Draht mit dem zugehörigen Elektromagneten auf der
Zentrale verbunden, und wenn er betätigt wird, wird ein elektrischer
Stromkreis über eine Batterie (Erde, Batterie, Leitung N, Leitung W in der
Zentrale, Nadel C, B, zum Inneren des Zylinders, zurück zur Erde) aufgebaut.
Die Rückleitung erfolgt über die Erde.
Jede Position a auf dem Zylinder A
ist gleich zu setzen mit einer angeschlossenen Teilnehmerleitung. Die
nummerierten Reihen 1, 2, 3, 4 in Ebene e - vom unteren Ende der Zylinder
aufwärts und durch die Plätze in jeder Reihe wie z. B. 1 & 2, 3, 4 - geben die
genaue Position an. Auf den Zylindern befinden sich also radial jeweils 100
Kontaktstifte. Würde man Nr. 310 wählen wollen, so müsste zunächst die Stange
D über die Schaltklinke und die Zahnstange d 3 Schritte gehoben werden. Es
folgt durch einmaligen Druck auf die 10er Taste eine Drehung des Zylinders um
10 Kontakte über e´. Jeder verbindende Draht B (phonische Leitung) verbindet
über N (Figuren II und III) die Teilnehmerstellen mit der betreffenden
Perforierung a in der Zentrale. Alle Leitungen in der Zentrale sind
nummeriert.
Die Person, die durch Übermittlung der Nummer einen anderen
Teilnehmer erreichen möchte, macht dies, indem er mehrmals hintereinander die
Tasten niederdrückt, die den Stromkreis - genauer gesagt dadurch den Kontakt
seines Zylinders in der Zentrale (C, C´) in Bewegung versetzt. Zum Beispiel:
Wenn Telefon 288 sich mit Telefon 315 in Verbindung setzen möchte drückt
Teilnehmer 288 entsprechend drei mal die Taste G´, dann drückt er ein mal die
Taste Ii´und anschließend fünf mal die Taste I´. Sein Stromkreis ist so dann
mit Teilnehmer 315 verbunden. In Figur II ist die Teilnehmer-station No. 288
verbunden mit dem Teilnehmer 315 dargestellt. Dies ist zu sehen an der
Position des Kontaktes C des Zylinders 288, der Fluss der Ströme ist durch
Pfeile dokumentiert. Hätte Teilnehmer 288 eine Nummer mehr gewählt wäre er
unserer Zeichnung nach mit Teilnehmer 11 verbunden und könnte so mit selbigem
sprechen. Ist das Gespräch beendet, hängt die anrufende Person ihren Hörer an
und drückt die Taste P´, damit ziehen die Magnete K´ an, die Sperrklinken
lösen sich und der Zylinder fällt durch Federkraft in die Ausgangslage zurück.
Hat eine Person die falsche Nummer gewählt, dann drückt sie P´ und startet die
Wahl erneut.
Die Größe des Zylinders A hängt von der Anzahl der
angeschlossenen Teilnehmer ab (von der Anzahl der angeschlossenen Leitungen)
und es ist auch offensichtlich, dass bereits jetzt schon verschiedene
geringfügige Änderungen Einzug in meine Erfindung genommen haben. Meine
Erfindung habe ich hier vollständig beschrieben und ich behaupte, sie ist neu
und ich möchte sie durch ein Patent schützen.
1. | In einem Telefonsystem, einem Fernschreibersystem oder einem
anderen Kommunikationssystem sorgen eine Kombination von isolierten
Drähten für die Verbindungen zwischen den einzelnen Stationen und endigen in gebogenen Nadelreihen, den Kontakten in den Zylindern. Der Mechanismus für die Bewe- gung über die , Nadeln von Reihe zu Reihe, die Magnete, die für diese Bewegung sorgen und die Elektrizität, die das Anziehen der Magnete ermöglicht wie zuvor beschrieben. |
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2. | In einem elektrischen System in der Kombination mit einem isolierten Zylinder, einem Drahtsystem, das letztlich im Inneren des Zylinders, einem drehbaren und in der Längsrichtung verschiebbaren Stangensystem mittig im Zylinder mit den Nadelkontakten, den Magneten zum Verstellen der Hebel über das gewöhnliche, substanzielle hinaus. | |
3. | In einem elektrischen System in Verbindung mit einer isolierten
gebogenen Oberfläche mit einem Drahtsystem verbunden mit dem drehbaren
Zylinder, der beweglichen Stange mittig des Zylinders, den Hebeln zum verschieben der Stange und den Hebeln zum Drehen des Zylinders und den Mitteln zum Anziehen der Magnete, wie dies im wesentlichen festgelegt ist. |
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4. | Ein elektrisches System in Kombination mit einem isolierten
Zylinder, einem Drahtsystem, das letztlich im Inneren des Zylinders,
einem drehbaren und in der Längsrichtung verschiebbaren Stangensystem
mittig im Zylinder mit den Nadelkontakten, Hebel zum Bewegen der
Stange, Hebel zum Drehen des Zylinders, Magnete zum Betätigen der Hebel, zum fernsteuern der Schaltzeigers über das gewöhnliche, substanzielle hinaus. |
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5. | Die Verbindungsdrähte werden an ihren Enden gesichert am Zylinder
angeschlossen, der Zylinder, die Stange an der Mittellinie des mit
Zylinders, die Anbauteile an der Stange, die mit Sperrklinken versehenen Hebel, die Magnete zum Betätigen der Hebel und der Sperrklinken, die Bedienelemente bei den Teilnehmerstationen, die Verbindungsleitungen, wie zuvor beschrieben. |
Bestätigt wird dies von zwei Zeugen. | |||||
.....Zeugen: | ALMON B. STROWGER | ||||
BESSIE E. YOUNG | |||||
P. C. PHILLIPS. |
Das nachfolgende Patent spiegelt die Weiterentwicklung Strowgers wieder. Diese Bauart lag dem Aufbau der Ortsvermittlungsstelle in La Porte für den Anschluss von maximal 99 Teilnehmern zu grunde. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Geräte dahingehend wegen der Verkehrssicherheit verändert wurden, dass sich das Segmentfeld nur noch über eine Ebene erstreckte, was bedeutet, lediglich eine Drehbewegung auszuführen. So war man sich der Funktionsweise sicher.