Michail Fillipowitsch Frejdenberg alias Moise Freudenberg:
Frejdenberg wurde am 21. Januar 1858 in der
Provinz Prasnysh (ehemals polnisch, Przasnysz), dem heutigen Russland
geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und entdeckte bald
seinen Hang für das dramaturgische. So gründete er 1876 das erste
dramatische Theater in Evpatoria. Hier war er Schauspieler und
Regisseur. Später zog es ihn nach Odessa. Dort arbeitete er zunächst
in einer Druckerei. Dann wurde er Journalist. 1875 veröffentlichte er
zusammen mit dem Zeichner Eugene de Brüx (1856 - 1879) die erste
literarische und satirische Zeitschrift in Odessa. Desweiteren
beteiligte er sich an der ebenfalls literarischen Zeitschrift
„Mosquito“ und dem Odessa-Blatt "Osa", das die Überschrift „Was tun“
trug. Unter Frejdenbergs weiteren Veröffentlichungen finden den wir: 1876 Karikaturenzeitschrift „Wasp“, 1879 „Criket“, 1879 - 1895 „Leuchtturm“ und 1881 - 1889 „Bee“, Stets standen ihm sein Bruder und der Maler Leonid Pasternak zur Seite. Nebenher besuchte er an der Universität von Odessa einen technischen Studiengang. 1883 heiratete er Anne Josephonova Pasternak, die Schwester des zuvor genannten Malers Leonid Pasternak. 1890 wurde Tochter Olga geboren, die in späteren Jahren ebenfalls sehr berühmt wurde. 1903 siedelte er mit seiner Familie um nach Petrograd, dem heutigen St. Petersburg und arbeitete dort als Redakteur beim „Petersburger Blatt“. Am 01. August 1920, Frejdenberg war mittlerweile Leiter der „15. National Printing Petrograd“, starb er. |
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Frejdenberg und die automatische
Wählvermittlung:
Frejdenberg kannte von seinen Studien
an der Universität von Odessa die Arbeiten von K. I. Mostasky, der bereits
1887 eine automatische Vermittlungseinrichtung baute. Er nahm dieses Prinzip
auf und gemeinsam mit seinem Freund S. M. Berditschewsky (Apostonoff)
entwickelte Frejdenberg bereits 1893 an der „Kaiserlichen Universität
Noworossijsk“ in Odessa im Fachbereich für angewandte Mechanik und Physik ein
Versuchsmodell einer automatische Telefonzentrale für die 250 Anschlüsse der
Universität. Wie viele schon vor ihm basierte sein System zunächst auf vier
Leitungen zwischen dem Teilnehmerapparat und der Zentrale. Auch diese erste
Anlage bestand aus einem Mechanismus, der in zwei Ebenen arbeitete. Gebaut
wurde die Anlage unter der Leitung des Mechanikers I. A. Timtschenko. Aber in
Russland wurde seiner Erfindung keine große Bedeutung zuerkannt. Frejdenberg
entwickelte sein System weiter, und es wurde ihm 1894 in England darauf ein
Patent erteilt, nach dem Apostoloff schon 1893 darauf ein US-Patent erhielt.
Aber diese Patente sind für uns unwichtig, weil der Aufbau solcher Anlagen für
große Fernsprechnetze nicht praktikabel gewesen wäre. Das war Frejdenberg
bewusst, und so entwickelte er weiter.
Am 27. März 1895 meldete
Frejdenberg unter der Nummer 543.412 das Patent für ein automatisches
Vermittlungssystem an, das lediglich einen Draht vom Teilnehmer zur Zentrale
erforderte und unbegrenzt in der Anzahl der angeschlossenen Teilnehmer war. Am
24. September 1895 wurde ihm vom United States Patent Office unter der Nummer
546.725 das Patent erteilt. Frejdenbergs Weiterentwicklungen werden durch die
Patente 556.007 vom 10. März 1896 und 587.435 vom 03. August 1897
dokumentiert. Außerdem entwickelte er 1896 einen Maschinenwähler mit
integriertem Impulszähler und schlug die Anwendung eines Gruppenwählers zur
Vergrößerung der Kapazität von Vermittlungsstellen vor.
Da Frejdenberg aber
immer noch im zaristischen Russland die erforderliche Unterstützung versagt
blieb und auch die produktionstechnischen Voraussetzungen in seiner Heimat
nicht gegeben waren, zog es ihn wieder nach England. Um 1900 gründete er in
London die Aktiengesellschaft „Freudenberg Automatic Telephone Syndicate
Ltd.“. Bald jedoch musste er erkennen, dass er den Konkurrenzkampf mit den
großen, bereit etablierten Gesellschaften wie der Bell Company oder der
Siemens AG nicht gewinnen kann. Frejdenberg kehrte nach Russland zurück und
beteiligte sich dort noch für kurze Zeit am Aufbau der heimischen
Fernsprechtechnik.