Postgeschichtliche Aufzeichnungen des Telegraphenbauamtes Trier.

Neu geschrieben von Siegfried und Simone Warth
Deutsches Telefon-Museum, Birkenfeld und Morbach - im Juli 2006
(Unter Zuhilfenahme von Aufzeichnungen der ehemaligen OPD - Trier.)

 

Fernsprechdienst

Im Fernsprechwesen besass das Telegraphenamt Trier bereits 1905 ein in Ortsbatterie - Schaltung betriebenes Orts- und Fernamt. Die Teilnehmer riefen mittels einer Induktorkurbel an, wobei der hierdurch erzeugte Wechselstrom beim Ortsamt eine Anrufklappe zum Fallen brachte. Den Mikrophonstrom für den Teilnehmer lieferten 2 hintereinander geschaltete Trockenelemente, die in einem Nußbaumschränkchen unterhalb des Fernsprechapparates untergebracht waren. Den Strom für das Orts- und Fernamt lieferten umfangreiche, auf besonderen Gestellen untergebrachte Zink- Kupfer Batterien, deren einzelne Elemente regelmäßig mit Kupfervitriolkristallen beschickt werden mussten. Die Pflege und Unterhaltung der Amtsbatterien und Teilnehmer - Mikrophonelemente war recht mühselig und zeitraubend.
Eine grundsätzliche Besserung des Fernsprechbetriebes trat im Jahre 1910 ein, als ein neues Orts- und Fernamt mit Zentralbatterie (ZB10) eingerichtet wurde. An Stelle der bisherigen Zink - Kupfer Batterien und Mikrophon - Trockenelemente trat die Sammlerbatterie mit ihrem wesentlich geringerem elektrischen Widerstand. Statt der Klappen diensten Glühlampen als Anrufzeichen.

Im Jahre 1928 wurde beim Telegraphenamt Trier das erste 10 000 er Selbstanschlussamt M 1922 durch die Autofabag eingerichtet. Dieses Amt war auch noch 1955 trotz der erlittenen außerordentlich schweren Kriegsschäden im Betrieb. Gleichzeitig wurden die Ortsanschlussleitungen des Ortsnetzes (ON) Trier verkabelt. Weitere unumgänglich notwendige Verkabelungen der Fernleitungen wurden in den 30 er Jahren ausgeführt. Für Fernleitungen des Nahverkehrs wurden Bezirkskabel und für die des Weitverkehrs Fernkabel (Fernkabel) ausgelegt.

Die wichtigsten Kabelverbindungen waren folgende: 

1. Fernkabel 54 a Trier - Köln, verlegt 1931/32 mit 80 Stammleitungen, darunter 2 Rundfunkadern und weiter mit 39 Vierern und 19 Achtern, mithin mit 80 + 39 + 19 = 138 Stromwegen.
2. Fernkabel 54 b Trier - Saarbrücken, verlegt 1932/33 mit 56 Stammleitungen, darunter 2 Rundfunkadern und weiter mit 27 Vierern und 13 Achtern, mithin mit 56 + 27 + 13 = 96 Stromwegen.
3. Fernkabel 218 Trier - Koblenz, bis Hetzerath 103 paarig und von Hetzerath bis Koblenz 163 paarig geführt.
Diese Fernkabel waren von Bedeutung als rückwärtige Westwallverbindung und dienen heute dem allgemeinen Fernsprechverkehr.
4. Bezirkskabel 17 a/b Trier - Bitburg, verlegt 1931 mit 34 + 18 Adernpaaren und mit Abzweigungen nach Welschbillig, dem Kabelaufführung Echternacherhof und dem Knotenverzweiger Hellenberg. 
5. Bezirkskabel 21 Trier - Bernkastel, verlegt 1934 mit 68 Adernpaaren.
6. Bezirkskabel Trier - Niederzerf mit Abzweigung nach Konz. Verlegt 1932/33.

Im Jahre 1933 wurde anlässlich der Ausstellung des “Heiligen Rockes”, der eine Besucherzahl von annähernd 2 Millionen Menschen aus dem In- und Ausland und einen entsprechenden Verkehrsumfang mit sich brachte, eine wesentliche Verbesserung des Fernsprechdienstes beim Fernamt Trier durch die Einrichtung der Melde - Fernplätze in der Fernschrankreihe durchgeführt. Während bis dahin alle Gespräche aus dem Ortsnetz Trier erst beim Meldeamt angemeldet werden mussten, von wo die Gesprächszettel durch besondere Boten an die Fernplätze gebracht und dann erst von hier durch Rückruf erledigt werden konnten, war es jetzt auch für die Trierer Teilnehmer möglich, ihre Ferngespräche unmittelbar beim Fernamt anzumelden und mit dem Hörer am Ohr auf die Herstellung der gewünschten Verbindung zu warten. “Beschleunigter Fernverkehr” hieß diese Betriebsart, die für die an das Fernamt Trier bereits angeschlossenen Wählvermittlungsstellen schon früher möglich war. Welche Vorteile sie den Teilnehmern brachte, lag auf der Hand. Ihre allgemeine Einführung wurde bei jeder sich bietenden Gelegenheit bei allen Fernämtern angestrebt. Das so umgeänderte Fernamt hatte jetzt die Bezeichnung Zentralbatterie 10/27 und besaß auch Endverstärker, die über einen besonderen Platz eingeschaltet werden mussten.
Als dieses Fernamt den gesteigerten Anforderungen des Fernsprechverkehrs nicht mehr gewachsen war, wurde es in den Jahren 1936/37 durch ein neues Fernamt Zentralbatterie 36 mit 36 Fernplätzen ersetzt. Die technischen Einrichtungen des Fernmeldeamt Trier waren aber kaum in der Lage, den anlässlich des Westwallbaues im Jahre 1937 und zu Kriegsbeginn sprunghaft ansteigenden Verkehr zu bewältigen, da z. Zt. der Fernamtsplanung, die Jahre zurücklag, mit derartigen Verkehrssteigerungen nicht gerechnet werden konnte. Die Meldeleitungen waren oft stundenlang besetzt, so dass anrufende Teilnehmer das Fernamt nur schwer erreichen konnten. Während des 2. Weltkrieges musste sich das Betriebspersonal bei Fliegeralarm aus Sicherheitsgründen in die zugewiesenen Luftschutzräume begeben. Nur ein Bruchteil des Personals konnte zur Weiterführung eines Notbetriebes in den Betriebsräumen zurückbleiben. Dann aber musste auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass bei einem Luftangriff die technischen Einrichtungen des Fernmeldeamt in Trümmer gelegt und der gesamte Fernmeldeverkehr lahmgelegt wurde. Es wurde daher Ende 1939 im Maschinenkeller vorsorglich ein Notamt, bestehend aus 2 Fernschränken F 36 für den Fernverkehr und 3 Schränken Ortsbatterie zu insgesamt 300 Einheiten für den Ortsverkehr, eingerichtet. Auf den Ortsbatterie - Schränken lagen vorzugsweise die Anschlüsse der Zivil - und Militärbehörden, der Partei, Krankenhäuser, Ärzte, Feuerwehr, Luftschutz usw. Daneben wurde noch Anfang 1940 ein Ausweichamt für Telegraphie, bestehend aus 3 Springschreibern in KE - Raum untergebracht. Dass Notämter dieser Art trotz der zahlreichen zusätzlich angebrachten Stützpfeiler nur einen begrenzten Sicherheits- und Betriebsschutz gegen Bombenvolltreffer darstellen würden. Sollte sich später in zahlreichen deutschen Städten herausstellen. Immerhin trugen sie in Alarmfällen zu einer gewissen Beruhigung des Betriebspersonals bei. Da mit der Zunahme der Luftangriffe die Vernichtungsgefahr der technischen Einrichtungen immer größer wurde, wurde 1944 im Keller des Fernmeldeamt zu dem bereits bestehenden noch ein weiteres Notamt mit 1 Schränken F 36 eingerichtet- inzwischen rückte die Front immer näher und damit der Zeitpunkt der Räumung der Stadt Trier und der völligen Aufgabe eines normalen Fernmeldebetriebes. Im Hochbunker am Augustinerhof wurde noch ein weiteres Notamt, bestehend aus 2 Schränken F 36 und einem Springschreiber zum Verkehr mit Hetzerath als Ausweichamt Anfang 1945 eingerichtet. Wie überstürzt und planlos diese Maßnahme war, zeigte sich später. Aber bereits um die Zeit war die Durchführung eines geordneten Fernmeldebetriebes aus folgenden Gründen nicht mehr möglich:

1. Das Verstärkeramt mit Drahtfunk- und Rundfunkgestell wurde im Dezember 1944 restlos fortgeschafft und blieb verschwunden.
2. Anfang Januar 1945 wurden nahezu alle Relaiskoffer des Wähl - Amtes fortgeschafft, wodurch die Weiter-führung des Wähl - Amtsbetriebes unmöglich gemacht wurde.
3. Von den 36 Fernschränken F 36 des Fernamts wurden im August 1944 insgesamt 16 Schränke an die durch Luftangriffe stark mitgenommenen Fernsprechämter Dortmund und Stuttgart abgegeben. Auch diese Schränke wurden nach dem Kriege nach dem Motto: “Wer hat, der hat”, nicht mehr zurückgegeben.

Die unter Punkt 1 bis 3 gemachten Angaben lassen andeutungsweise erkennen, wie es nach dem Kriege mit der Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Fernmeldewesens ausgesehen hat. Noch nie während seiner ganzen Geschichte befand sich das Fernmeldeamt Trier in einer derart trost- und hoffnungslosen Lage. Es stand buchstäblich vor dem Nichts. Der einzige noch verbliebene und nur schwach mitgenommene Teil war der Hauptverteiler. Das zur Vornahme von Instandsetzungen dringend notwendige Handwerkszeug war nicht mehr vorhanden, geschweige denn Spezialwerkzeuge. Das Fernmeldeamt verfügte nun mehr über einen elektrischen Lötkolben. Röhrenlötzinn musste halbmeterweise den Handwerksmeistern der Stadt Trier abgebettelt werden. Nicht einmal ein noch so kleiner Vorrat an Schaltdraht und Stromsicherungen war vorhanden. Dennoch musste der Fernmeldebetrieb wieder in Gang gebracht und die Forderungen der französischen Militärregierung an erster Stelle berücksichtigt werden. Da eine Firmenhilfe von keiner Seite zu erwarten war, die dankenswerten Bemühungen der Oberpostdirektion, von einer außenbezirklichen Dienststelle unterstützt zu werden, vorerst wirkungslos blieben, musste zur Selbsthilfe geschritten werden. Das war nur möglich, durch den restlosen Einsatz des dem Fernmeldeamt noch zur Verfügung stehenden allseitig verwendbaren und willigen technischen Personals. Immer brennender wurde auch die Unterbringung des nach und nach aus der Evakuierung zurückkehrenden Betriebspersonals, das aber nicht eingestellt werden konnte, solange nicht die Möglichkeit bestand, Telegramme zu befördern oder Ferngespräche zu vermitteln. In der Beschaffung von Arbeitsplätzen erblickte daher das Fernmeldeamt eine seiner Hauptaufgaben. Die Lösung dieser Frage war aber ausschließlich von dem technischen Wiederaufbau abhängig. Bei dem völligen Mangel am Allernotwendigsten konnte mit dem Wiederaufbau nur ganz klein begonnen werden. Die wichtigsten Aufbauarbeiten waren in chronologischer Reihenfolge:

1. Im Mai 1945 Inbetriebnahme eines Ortsbatterie - Klappenschrankes mit 50 Teilnehmern, darunter etwa 10 - 15 Deutsche, der Rest Besatzungsteilnehmer.
2. Im Juni 1945 Inbetriebnahme eines Ortsbatterie - Klappenschrankes mit 5 Fernleitungen.
3. Im Juni 1945 Inbetriebnahme eines nach Wittlich verlagerten und nach Trier geschafften Wähleramtes M 29 mit 100 Teilnehmern. Als deutsche Teilnehmer wurden vorzugsweise berücksichtigt Behörden, Krankenhäuser, einige Ärzte, Feuerwehr usw. Der größte teil der Anrufeinheiten war für die Besatzung vorgesehen.
4. Im August 1945 Inbetriebnahme eines 1000 er Wähleramtes M 29 mit 300 deutschen und 200 französischen Teilnehmern. Dieses Amt wurde aus Teilen des zerbombten Wähl - Amtes Bitburg und des Wähl - Amtes Neuerburg aufgebaut. War nunmehr auch ein lächerlich kleiner Teil der früheren 4000 deutschen Teil-nehmer angeschlossen, so war die Inbetriebnahme dieses Amtes dennoch ein fühlbarer Fortschritt.

Im August 1945 Inbetriebnahme eines gemischt deutsch - französischen Fernamtes mit 5 Fernplätzen, das später auf 6 Fernplätze erweitert wurde. Belegt wurde das Fernamt für den deutschen Verkehr mit Fernleitungen nach Koblenz, Saarbrücken und den Überweisungsfernamt des Bezirks. Am stärksten wurde das Amt mit Besatzungsfernleitungen belegt.
5. Im August 1945 Inbetriebnahme eines gemischt deutsch - französischen Fernamtes mit 5 Fernplätzen, das später auf 6 Fernplätze erweitert wurde. Belegt wurde das Fernamt für den deutschen Verkehr mit Fernleitungen nach Koblenz, Saarbrücken und den Überweisungsfernamt des Bezirks. Am stärksten wurde das Amt mit Besatzungsfernleitungen belegt.
6. Im Oktober 1945 Inbetriebnahme eines rein deutschen Fernamts F 36 mit 7 Fernplätzen des früheren Notamtes und 6 aus Koblenz herbeigeschafften Fernschränken.
7. Anfang 1946 das mit 500 Teilnehmern belegte Wähl - Amt durch Verwendung aus Oberstein herbeigeschaffter Teile auf 900 Anrufeinheiten erweitert. Dieses im früheren Verstärkerraum aufgebaute Wähl - Amt wurde später abgebrochen und im großen Wähl - Amtsraum ausschließlich für Besatzungszwecke neu aufgebaut.
8. Im Frühjahr 1946 das zerstörte große 10 000 er Wähl - Amt unter Mitwirkung der Firma Siemens auf 1000 Anrufeinheiten gebracht. Ermöglicht wurde dies durch Abgabe von 22 er Wählern und Relaiskoffern aus Aachen und Köln.
9. Im August 1946 das völlig zerstörte Unteramt Pfalzel mit 300 Anrufeinheiten neu eingerichtet.
10. Im Winter 1946 das 10 000 er Wähl - Amt ohne Mitwirkung einer fremden Firma von 1000 auf 2700 Anrufeinheiten erweitert. Ermöglicht wurde dies durch im Schrottzustand befindliche auf 2 Lastkraftwagen aus Köln herbeigeschaffte alte Rahmen und Wähler. Meist war es so, dass aus 3 Schrottwählern durch eigenes Personal ein betriebsfähiger fertiggestellt wurde.
11. Im Jahre 1947 den zusammengestürzten Fernleitungsverteiler beschränkt betriebsfähig eingerichtete.

In den nachfolgenden Jahren reichte allerdings die vorhandene technische Einrichtung des Fernamtes Trier mit ihren 24 Fernschränken F 36 bei weitem nicht aus, um des einsetzenden Verkehrs in einer, alle Teile befriedigenden Weise Herr zu werden. Durch die beschränkte Zahl der A - und B - Plätze konnte der Sofortverkehr nur in geringem Maße durchgeführt werden, so dass es in den Hauptverkehrsstunden immer wieder zu Stockungen und den so sehr gefürchteten Anhäufungen kam. Aber eine mit hohen Kosten verbundene Erweiterung des Fernamtes ließ sich im Hinblick auf den Selbstwählferndienstes aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht durchführen. So mussten vom Vermittlungspersonal 2 Jahre lang Höchstleistungen gefordert werden, die sich deutlich in den Verkehrszählungen wiederspiegelten. (Anhang Anl......).
Dem Auge des Beobachters aber bot sich täglich ein Bild, das die Linse einmal festhielt und eine kleine Kostprobe gibt, von dem sowohl vom Vermittlungspersonal als auch von den Teilnehmern mit erstaunlicher Geduld getragenen, von der Leitung des Fernmeldeamt als unhaltbar erkannten Zustandes. (Anhang Anl..38..).

Diese Zwangslage änderte sich mit einem Schlage als mit der Auflösung des französischen Fernamtes die frei werdenden Räume übernommen und die Fernschränke in den Verband des deutschen Fernamtes eingegliedert werden konnten. Von den 12 Fernschränken F 36 sind am 11. August 1955 zunächst einmal 4 Fernplätze für den Durchgangsverkehr in den Betrieb gestellt worden. Die übrigen harren ihres Einsatzes, wenn im Zuge der Weiterentwicklung die Fernämter des Bezirks nach und nach aufgelöst und damit der restliche handvermittelte Fernverkehr von Trier mit wahrgenommen werden muss. Zu diesem Zweck wurden in die bisherigen B- und einen teil der C- Plätze Meldeanrufzeichen und Gesprächszeitmesser eingebaut, so dass im Bedarfsfall 22 A - Plätze zu Verfügung stehen. Um Kosten zu vermeiden und den gegenteiligen Standpunkt der Oberpostdirektion dennoch überwinden zu können, sind betriebseigene Kräfte des Fernmeldeamt in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit mit diesen Erweiterungsarbeiten beauftragt worden.

Im Fernsprechverkehr bewahrheitete sich die schon seit Jahren gemacht Erfahrung erneut, dass der überwiegende teil des Sprechverkehrs innerhalb der Orte eines 50 - 100 km Umkreises verbleibt.
Die sich bereits im Jahre 1955 mit Beginn des Selbstwählferndienstes in unserem Bezirke anbahnende, 1956 feste Formen annehmende zahlenmäßige Verlagerung des Fernsprechverkehrs auf die neue Verkehrsart entlastete das Fernamt Trier derart, dass trotz der Übernahme des restlichen Fernverkehrs der Fernämter Hermeskeil, Bernkastel, Bitburg und Prüm keine Erweiterung der technischen Einrichtungen des Fernamtes notwendig wurde. Lediglich 4 weitere Fernplätze des früheren französischen Fernamtes wurden als B - Plätze in Betrieb genommen.
Dafür hatte sich das Aufgabengebiet einer Auskunft mit der Einführung des Selbstwählferndienstes wesentlich erweitert. Es bezog sich nicht mehr wie im handvermittelten Dienst nur auf den Überführungs Bereich eines Amtes, sondern umfasste das gesamte Bundesgebiet. Deshalb musste dafür gesorgt werden, wenigstens für die am häufigsten in Anspruch genommene Auskunftserteilung innerhalb eines Hauptamt - Bereiches, geeignete Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Man ersetzte darum die bisher üblichen Nummernkarteien für den Überführung - Bereich durch eine bedeutend umfangreichere Drehkartei, in die die einzelnen Seiten des AFB eingespannt werden. Ein freibleibender Raum unterhalb jeder Seite bleibt Nachträgen u. Berichtigungen vorbehalten. Mit einer solch neuartigen Kartei, ist die Auskunft des Fernamtes Trier 1956 ausgestattet u. damit in die Lage versetzt worden, den ihr in ihrer Eigenschaft als Auskunft eines Hauptamtes gestellten neuen Anforderungen wenigstens für den eigenen Hauptamts - Bereich schnell und ohne unwirtschaftlichen Verschleiß des AFB gerecht zu werden. (Anl..60..).

Die Stückzahl der in den bis Oktober 1955 noch vorhandenen 8 Fernämtern vermittelten Ferngespräche hat im abgelaufenen Jahresabschnitt nach einem steten Ansteigen die Höhe von nahezu viereinhalb Millionen erreicht. Die Zahl der im Oberpostdirektion Bezirk Trier im Jahre 1956 nur noch in 5 Fernämtern vermittelten Ferngespräche ist erwartungsgemäß zurückgegangen. Nicht erwartet wurde allerdings, das dieser Rückgang die beachtliche Höhe von fast einer Million Gespräche erreichen würde.
Dem gegenüber stieg die Zahl der im Selbstwählferndienstes geführten Gespräche auf nahezu 2 1/2 Millionen. Welch eindrucksvolle Kurve sich daraus ergibt zeigt Anl. 70 (Zahl der Ferngespräche).
Wie stark sich der Selbstwahlferndienstes auf die Gebühreneinnahme auswirkt, beweist der Umstand, dass trotz des im Vergleich zum Vorjahr zahlenmäßig Anstiegs der gesamten Ferngespräche um über 1 Million, die Fernsprechsolleinnahmen um rund 196 600 DM gesunken sind. (Anl. 71).
Diesem Ausfall steht allerdings die Einsparung an Personal gegenüber, die sich, wie schon an anderer Stelle zum Ausdruck gebracht, auf 66 Kräfte beläuft.

 

1957 - 1958

Die im vorhergehenden Abschnitt angedeutete Abnahme der im handvermittelten Ferndienst hergestellten Ferngespräche hat sich bewahrheitet. Von Mai 1955 an bis zum Beginn des Jahres 1957 zeigt die Kurve eine gleichmäßig fallende Tendenz. Im gleichen Masse stieg der Selbstwählferndienstes an. Der gesamte Gesprächsverkehr nahm ständig zu. In der kurzen Zeit von Januar bis Mai 1957 ist die Zahl der Gespräche im Selbstwählferndienstes im Bezirk der Oberpostdirektion Trier von 245 357 auf 315 325 steil angestiegen. Von Mai bis Juni war ein kleiner Rückgang zu verzeichnen, dann wieder stieg die Zahl um etwa 10 000 monatlich. Der handvermittelte Ferndienst zeigt trotz einiger Schwankungen eine allmähliche Steigung, was auf den laufenden Zugang von Hauptanschlüssen zurückzuführen ist. Die Verkehrsspitzen liegen bei 229410 Gesprächen im Februar, 243177 im Juli und 244733 im Oktober.
Der Selbstwählferndienstes jedoch zeigt mit fast 3 1/2 Millionen Verbindungen schon im Jahre 1957 gegenüber dem handvermittelten Ferndienst eine klare Überlegenheit. Wenn wir die Gegenüberstellung in Zahlenwerten ausdrücken, dann entfallen auf den Selbstwahlferndienstes 59,6 % für den Oberpostdirektion - Bezirk, für den Anmeldebereich des VF Trier sogar 80 %.
Zu Beginn des Jahres 1957 wurde der Ausbau des Knotenamtes Trier fortgesetzt und die Endämter Beuren, Büdlicherbrück, Kell, Langsur, Niederzerf, Osburg, Pluwig, Ralingen, Waldrach und Zemmer abgehend an den Selbstwählferndienst angeschlossen. Der ankommende Verkehr für die Ämter war bereits ende des Kalenderjahres 1956 eingeführt worden. Somit waren nun die Knotenamts - Bereiche Trier, Bernkastel, Bitburg und Prüm voll automatisiert, so dass alle Teilnehmer innerhalb dieser Knotenamts - Bereiche sich gegenseitig durch unmittelbare Wahl erreichen können. Wie sich diese fortschreitende Automatisierung praktisch auswirkt, trat bei der TVÜ des VF Trier im Mai 1957 klar zu tage. Und zwar wurde ein beträchtliches Absinken des abgehenden Verkehrs von rd. 1000 Gesprächen täglich erkannt, wodurch allein am Gebührenberechnungsplatz 3 Kräfte eingespart werden konnten.
Im Mai 1957 erhielten die am Selbstwählferndienst teilnehmenden Anschlussinhaber der Berieche Düsseldorf und Koblenz die Mitteilung, dass sie ab sofort im Selbstwählferndienst abgehend den automatischen Teil des Hauptamt - Bereiches Trier anwählen könnten. 
Nachdem der Einbau der restlichen Gebührenanzeiger in den KA - Bereichen Prüm, Bernkastel, Bitburg und Trier durchgeführt war, entfiel endgültig in den Verkehrsbeziehungen dieser Bereiche die Herstellung von Ferngesprächen im handvermittelten Ferndienst unter gleichzeitiger Ablehnung der Gebührenansage für solche Verbindungen. Nach DAFern § 31, AB 3 sind die Teilnehmer zur Selbstwahl verpflichtet. Diese Maßnahme bedeutete eine erhebliche Entlastung des VF Trier für Gespräche in abgehender Richtung.
Im EF Gerolstein wurde eine Kraft eingespart, seitdem die technischen Voraussetzungen für die Anrufdurchschaltung EF Gerolstein - VF Trier geschaffen sind und diese seit dem 19.6.57 täglich von 22.30 Uhr bis 7 Uhr durchgeführt wird. Am 30.8.57 wurden auch die letzten Ämter des KA - Bereiches Gerolstein in ankommender Richtung an das Selbstwählfernnetz angeschlossen.
Im ÜF Idar - Oberstein ist der Gesprächsverkehr seit Frühjahr 1957 bedeutend angewachsen, was zu einer Überlastung des Vermittlungspersonals geführt hat. Durch eine kostspielige Erweiterung des Amtes könnte Abhilfe geschaffen werden. Diese ist jedoch im Hinblick auf die Einführung des Selbstwählferndienstes nicht mehr zu rechtfertigen. Die Inangriffnahme der geplanten technischen Baumaßnahmen für das Knotenamt Idar - Oberstein sind daher bereits ab Januar 1958 vorgesehen. Leider müssen dann die vorhandenen 17 Fernschränke wegen Raummangels - das Knotenamt muss im Fernsaal untergebracht werden - auf 15 reduziert werden.
Das EF Saarburg konnte im Jahre 1957 noch nicht aufgehoben werden. Zwar war die stufenweise Einbeziehung der Teilnehmer des KA - Bereiches Saarburg für 1957 geplant, ließ sich aber noch nicht durchführen. Andererseits konnte das VF Trier nicht den gesamten Fernverkehr des EF Saarburg mit übernehmen.
Unsere Betrachtungen über die Entwicklung des Fernsprechdienstes wären nicht vollständig, wenn wir nicht den Umbau des Fernamtes Trier erwähnten. Durch die Kriegsereignisse und die unerquicklichen Verhältnisse der Nachkriegszeit war der Fernsaal mittlerweile in einen baulich sehr schlechten Zustand geraten und unfreundlich, wenn nicht unansehnlich geworden. Die schmutzigen Wände, der hässliche Fußboden, alles schrie nach Erneuerung. Das waren keine stummen Bitten mehr, sondern ganz konkrete Forderungen. Kurzum es war keine Freude, in diesem Raum zu arbeiten. Und wo die Freude fehlt, da mangelt es an einer wesentlichen Voraussetzung, - dem inneren Motor sozusagen - auf die man nicht verzichten kann, zumal dann nicht, wenn man von seinem Personal hohe Leistungen fordert.
Am 4. September 1957 stellte also das Fernmeldeamt einen entsprechenden Antrag an die Oberpostdirektion: 

1. Anbringen von Doppelfenstern im A - Amt, das nach Norden gelegen ist,
2. Abbrechen der Windschutzwand im A - Amt und gleichzeitige Verlegung des Saaleingangs. Man verfolgte dabei zwei Ziele: einmal wollte man Weite schaffen und darüber hinaus dem Raum einen einheitlichen Charakter geben
3. Einbau einer Durchsicht zwischen A- und B- Amt, die räumlich voneinander getrennt sind, zur besseren Betriebsübersicht für die Aufsichtskräfte.

Einbau einer schallschluckenden Decke in beiden Räumen zum Dämpfen der Saalgeräusche.

Die Platzbeleuchtung war bisher vorschriftswidrig angebracht (Leuchtstoffröhren ohne Raster, die nicht im rechten Abstand angebracht waren und daher eine Blendwirkung an den Plätzen hervorriefen), daher Änderung der Beleuchtung.
4. Einbau einer schallschluckenden Decke in beiden Räumen zum Dämpfen der Saalgeräusche.
5. Die Platzbeleuchtung war bisher vorschriftswidrig angebracht (Leuchtstoffröhren ohne Raster, die nicht im rechten Abstand angebracht waren und daher eine Blendwirkung an den Plätzen hervorriefen), daher Änderung der Beleuchtung.

Der Antrag wurde von der Oberpostdirektion genehmigt, und die Arbeiten schon am 15. Oktober 1957 in Angriff genommen. Während der baulichen Veränderungen musste das Betriebspersonal tapfer am Arbeitsplatz ausharren. Wie viel Staub wurde in dieser Zeit geschluckt. Er setzte sich zudem in Kleider und Haare. Viel Energie und Disziplin waren notwendig, um bei all dem Schutt und Lärm die Nerven zu behalten. Entweder war man in eine Staubwolke gehüllt, oder es roch nach Ölfarbe, hinzu kam noch zum Überfluss der Geruch nach Salmiakgeist. Man versetzte sich in die Lage der armen Mädchen. -- Es konnte aber nichts helfen, der Betrieb musste weitergehen. Und er ging weiter.
Jetzt erstrahlt das Fernamt in neuem Glanze, und alles Unangenehme ist vergessen. Das A - Amt, das an Größe gewonnen hat, ist hell, sauber und freundlich. Sehr vornehm wirkt die weiße, schallschluckende Tapete in ihrem plastisch hervortretenden Muster. Das große Guckfenster zum B - Amt hat eine formschöne Blumenbank aus roten Mauerziegeln mit einer dicken Marmorplatte (deutscher Marmor, gelb) erhalten. Große und kleine Grünpflanzen in Töpfen und Schalen, mit Sorgfalt gepflegt und gehegt, beleben den Raum und geben ihm eine freundliche Note. Rote Tonsäulen aus Speicher bringen einen weiteren farbigen Effekt in den sonst weiß gehaltenen Saal. - Das räumlich wesentlich kleinere B - Amt ist in weißer Farbe gestrichen. Der flüchtige Beschauer mag nun getrost ein wenig verweilen und seinen Blick mit Wohlgefallen auf dem hellen Raum und auch auf den emsig arbeitenden jungen Mädchen ruhen lassen. Eine frohe, unbeschwerte Stimmung ist eingefangen, die sicher nicht ohne Einfluss auf die Arbeitsfreude und -lust aller hier Arbeitenden bleiben wird.
An der Vollkommenheit des Raumes fehlt zwar noch manches. Die veraltete Gebührenansagevorrichtung wurde abgebaut, aber noch nicht durch eine andere ersetzt. Bis auf weiteres war die Gebührenansage an einem freien Arbeitsplatz untergebracht. Die Tische der Oberaufsicht und der Betriebsaufsichten sollen übersichtlicher werden. Die Beleuchtungsfrage kann erst im Rechnungsjahr 1958 endgültig gelöst werden. Das ganze Leitungsnetz (Licht- und Fernsprechnetz) wurde aber schon unter Putz verlegt, und die Platzbeleuchtung ist bereits nach der Posttechnischen Zentral - Norm vorbereitet.
Eine weitere Neuerung wird die optische Anzeige der Dienstanrufe (Aufsicht, Oberaufsicht usw.) sein. Das Klingeln der Wecker störte den Dienstbetrieb. Die Vorbereitungen hierzu sind bereits getroffen.
Der Erfrischungsraum verblieb zunächst noch im alten Zustand, weil dort grundlegende Veränderungen erforderlich sind. Die Gas- Kocheinrichtung wird gegen einen elektrischen Warmwasserboiler ausgetauscht. Moderne Möbel, kleine Tische und bequeme Sitzgelegenheiten, ein Ruhebett werden zum Ausruhen nach langen, intensiven Arbeitsstunden einladen.
Das Jahr 1958 brachte im Gesprächsverkehr die zu erwartenden Änderungen. Um die gegenläufige Entwicklung des handvermittelten und des Selbstwählferndienstes zu verfolgen, wollen wir die monatlichen Zahlen gegenüberstellen:

handvermittelt SWFD
    Januar 1958 216 764 299 275
    Februar 1958 194 257 334 628
    März 1958 227 968 302 064
    April 1958 218 527 352 680
    Mai 1958 212 863 382 479
    Juni 1958 198 142 414 017
    Juli 1958 219 485 398 859
    August 1958 132 235 344 444
    September 1958 209 234 670 106

Insgesamt erreichte die Zahl der Selbstwählferngespräche im Jahre 1958 fast 4 1/2 Millionen. Eine Entwicklung, wie sie vorauszusehen war und wie sie kommen musste, nachdem der Selbstwählferndienst so weit ausgebaut wurde.
Die Zuname der Selbstwählferngespräche wirkt sich auf den gesamten Fernsprechverkehr aus. Hier macht sich wohl schon die im Voraus vermutete Tatsache bemerkbar, dass die Möglichkeit zur Selbstwahl dem Teilnehmer einen Anreiz zum häufigeren Telefonieren bietet.

Am 23. April 1958 konnte das ÜF Saarburg aufgehoben werden, nachdem dort der vereinfachte Selbstwählferndienst eingeführt war. Die Teilnehmer von Saarburg erreichen sich gegenseitig innerhalb des KA - Bereiches und wählen abgehend den gesamten KA -Bereich Trier an. Damit wurde der größte Teil des bisher handvermittelten Verkehrs in den Selbstwählferndienst überführt. Der Restverkehr des ÜF Saarburg konnte ohne Schwierigkeit vom Fernmeldeamt Trier übernommen werden. Personalmäßig bedeutete diese zusätzliche Arbeit keine Belastung, da auch die 7 in Saarburg frei werdenden Vermittlungskräfte zum Fernmeldeamt Trier versetzt wurden, wo man sie zum Teil noch in anderen Dienststellen unterbrachte.
Eine weitere Entlastung für das VF Trier war die Einführung des Selbstwählferndienstes abgehend nach dem ZA - Bereich Düsseldorf und Teilen des ZA - Bereiches Frankfurt / Main. Weiter wurde am 1. Juni 58 der halbautomatische und am 1.7.58 der vollautomatische Verkehr mit Luxemburg aufgenommen. Man erreicht dort den bisher automatisierten Teil, das sind alle Teilnehmer mit einer fünfstelligen Rufnummer.
Durch Inbetriebnahme der Leitungen, die im ZA Frankfurt / Main auf ZGW geschaltet sind, wurden die Teilnehmer der KA - Bereiche Trier und Idar - Oberstein Anfang September 1958 in die Lage versetzt, außer den bisher schon angeschlossenen ZAe die KA - Bereiche am Sitze der Zentralämter München, Hannover, Hamburg und Stuttgart durch Selbstwahl zu erreichen.
Mit Herausgabe neuer Ortskennzahllisten nach dem Stande vom 1. Oktober 1958 wurden sie - die Teilnehmer - zur Selbstwahl in diesen Verkehrsbeziehungen verpflichtet. Darüber hinaus sind jetzt schon die technischen Voraussetzungen gegeben, alle Ortsnetze der Bundesrepublik, die an das Netz des Selbstwählferndienstes angeschlossen sind, anzuwählen. Dies konnte jedoch noch nicht publiziert werden, da der vorhandene Leitungspark für den gesamten Verkehr noch nicht ausreicht.
Im Frühjahr 1958 wurde mit dem Ausbau des Knotenamtes Idar - Oberstein begonnen, der sich bis zum Sommer hinzog. Am 15. August konnte das Amt in Betrieb genommen werden. Nach diesem Zeitpunkt wurden Gespräche innerhalb des ÜF - Bereiches nicht mehr handvermittelt ausgeführt. Dadurch sank die Zahl der abgehend ausgeführten Gespräche täglich von 4000 auf 1500. Nach und Nach wurden immer mehr Gesprächsanmeldungen abgewiesen - vor allem nach den Hauptamt - Bereichen Trier, Kaiserslautern, Bad Kreuznach, Köln, Koblenz und Frankfurt - und so die Zahl der abgehenden Gespräche auf etwa 400 pro Tag kurz vor der Auflösung herabgemindert. Am 30. August 1958 um 13 Uhr war der historische Augenblick der endgültigen Auflösung des Fernamtes Idar - Oberstein gekommen. Sicher war dieser Tag wieder ein stolzer für die Technik - ein neuer Triumph - aber auch ein wenig mit Wehmut gewürzt für diejenigen, denen die Arbeitsstätte vertraut und lieb geworden war. Doch der vorwärtsstürmende Fortschritt kann darauf keine Rücksicht nehmen, und wo die Technik regiert, da geht es manchmal ein wenig gefühllos her. Daran müssen wir uns schon gewöhnen. Sie bringt uns auf der anderen Seite so viel Wertvolles, dass der Laie nur ehrfürchtig staunen und dankbar die Früchte ernten kann.
Nun wieder zurück zur sachlichen Betrachtung des Fernsprechdienstes. Der beim ÜF Idar - Oberstein verbliebene Restverkehr (400 Gespräche pro Tag) konnte leicht vom VF Trier übernommen werden. Von den 40 bisher in Idar - Oberstein beschäftigten Kräften wurden die Aushilfsangestellten entlassen. Außerdem hatten schon vorher einige Verheiratete sowie die im vergangenen Jahr neu Eingestellten, mit deren Entlassung ohnehin zu rechnen war, den Dienst gekündigt. Es blieben nur 22 Kräfte übrig. Diese wurden zum Teil dem VF Trier und zum Teil anderen Dienststellen des Fernmeldeamtes zugewiesen.
In Gerolstein ist im Laufe des Jahres ein neues Fernmeldedienstgebäude zur Aufnahme der Selbstwählferndienst - Einrichtungen im Rohbau entstanden. Die Aufnahme im Anhang lässt schon einiges über die äußere Form und Größe erkennen.
Betrieblich ist zu bemerken, dass der abgehende Gesprächsverkehr im ÜF Gerolstein bedeutend zugenommen hat. Eine Vermehrung der Fernplätze - normalerweise eine logische Folgerung der Verkehrszunahme - war aus Raummangel nicht möglich. So mußte das Wochenleistungsmaß der Vermittlungsbeamtinnen um 1 1/2 Stunde, also auf 40,5 Stunden, gesenkt werden, da die Tagesdurchschnittsleistung auf mehr als 21 FVE angestiegen war.
Die Überlastung des Personals kann erst mit Einführung des Selbstwählferndienstes im ÜF - Bereich Gerolstein behoben werden. Ob sie zu dem ungewöhnlich hohen Krankenstand dieses Jahres geführt hat, oder ob nur die starke Überalterung der Kräfte daran schuld ist, ist nicht ohne weiteres zu erkennen.
Der Ausbau des Knotenamtes Wittlich ist für das Frühjahr 1959 beabsichtigt. Auch hier hat der Gesprächsverkehr gegenüber dem Vorjahre zugenommen, doch nicht in dem Maße, dass eine Überbeanspruchung des Personals zu befürchten wäre.
Im vergangenen Jahr berichteten wir vom Umbau und von der Neugestaltung des Fernamtes Trier. Noch manches war zu tun übrig geblieben. Auch jetzt sind noch nicht alle Pläne verwirklicht. Der Platz 24 im A - Amt dient nach wie vor als Gebührenansageplatz. Erst nach Automatisierung des Ortsnetzes Wellen, das dem Knotenamtsbereich Saarburg zugeteilt ist, wird es möglich sein, einen neuen Gebührenansageplatz in vereinfachter Ausführung einzurichten.

Der ankommende Gesprächsverkehr und der Durchgangsverkehr haben im Laufe des Jahres - nach Aufhebung des ÜF Saarburg und Idar - Oberstein - zugenommen. Der Grund hierfür ist vor allem darin zu suchen, dass die fremden Ämter vom Selbstwählferndienstes in Richtung nach Trier nur wenig Gebrauch machen.
Die Auskunft wurde mit 2 neuen Dienstposten ausgestattet (von 6 auf 8), so dass in der Hauptverkehrszeit jetzt ständig 4 Kräfte (bisher 2 - 3) eingesetzt sind. Diese erhöhte Inanspruchnahme der Auskunft ist auf die Auflösung des ÜF Idar - Oberstein zurückzuführen. Die Zahl der -Auskünfte hat im Ganzen gesehen mit der steigenden Automatisierung zugenommen.
Seit dem 22.2.58 wird das EF Traben - Trarbach nachts von 22.30 Uhr bis morgens 6.30 Uhr zum VF Trier durchgeschaltet. In dieser Zeit wird der gesamte Fernverkehr des ÜF Traben - Trarbach von Trier übernommen. Anfänglich traten sprachliche Schwierigkeiten auf, weil vom Flugplatz Hahn, der an Büchenbeuren angeschlossen ist, nachts fleißig Gespräche angemeldet werden, und in Trier um diese Zeit nicht immer Fremdsprachenkräfte eingesetzt waren. Dieses Übel ist aber inzwischen beseitig, und der Verkehr wickelt sich reibungslos ab.
Gleich zu Beginn des Jahres 1958 trat die bereits angekündigte optische Anzeige der Dienstanrufe für das Aufsichtspersonal in Tätigkeit. Es ist jetzt ein Vergnügen zu sehen, wie dezent geräuschlos die Anrufe ankommen, ohne den Betrieb zu stören. Der Wechsel von der akustischen zur optischen Aufnahme des Anrufsignals mag eine kleine Umstellung von den Aufsichten verlangt haben, aber sie sind jetzt schon auf die weißen flackernden Lampen trainiert, und jeder Anruf wird prompt beantwortet.
Die Beleuchtung ist ein Sorgenkind geblieben. Zwar ist sie ausreichend, wurde aber nicht in der gewünschten modernen Art ausgeführt. Es waren ursprünglich Rasterleuchten vorgesehen, die ein wohltuendes indirektes Licht ausstrahlen. Zu unserem Bedauern wurden - möglicherweise aus ökonomischen Erwägungen - die bisherigen Neonlampen wieder verwendet. 
Nachdem die Arbeitsräume in neuem Glanze erstrahlten, konnte an die Umgestaltung des Frühstücksraumes gedacht werden. Auch dies war eine dringende Notwendigkeit. Der vorhandene Raum wurde geschickt so unterteilt, dass eine kleine Kochnische und ein größerer Aufenthaltsraum entstanden. Eine lang gestreckte Anrichte mit mehreren Fächern, die gleichzeitig als Ablage dient, trennt die beiden voneinander. Ein geschlossener Spültisch mit zwei Becken und einem Kochend - Wasser - Automaten steht den jungen Damen zum Bereiten der Getränke und zum Abwaschen zur Verfügung. Der alte Gasherd verschwand. Er hatte keine Daseinsberechtigung mehr. An seiner Stelle steht nun ein großer geräumiger Kühlschrank und daneben eine zweite kleinere Anrichte, womit die Abteilung “Küche” vollständig wäre.
Der eigentliche Aufenthaltsraum erhält seine wohnliche Note durch eine gemütliche Sitzecke, bestehend aus zwei gepolsterten Liegen, zwei modernen Club - Tischen und passenden Stühlen. Der Platz an der Stirnwand wird ganz eingenommen von mehreren Frühstücksschränken mit einer Anzahl kleiner verschließbarer Fächer - es sind nicht weniger als 105 - , die in 4 verschiedenen zarten Pastellfarben getönt sind. Durch die Mehrfarbigkeit ist ein besonders reizvoller Effekt erzielt, spielerisch froh. Und die praktische Seite: auch ohne nüchterne Nummern kann jeder sein Fach mühelos - nämlich an der Farbe - erkennen. Zwei Wandleuchten außer der Deckenbeleuchtung spenden warmes Licht, und eine elektrische Uhr mahnt zum Aufbruch, wenn die Arbeit wieder ruft.
Auch einen neuen Linoleumfußboden hat der Frühstücksraum erhalten und schließlich - gleichzeitig mit dem A- und B - Amt - neue farbige Vorhänge. Diese wurden von der Firma Hägin in Trier geliefert und aufgehängt. Das A - Amt erhielt altrosa und weiße, das B - Amt gelbliche und orangefarbene und der Frühstücksraum grüne Vorhänge in 3 verschiedenen Nuancen.
Jeder, der den ansprechenden sauberen Erfrischungsraum betrat, hatte seine helle Freude daran. Und wenn er die strahlenden Gesichter der jungen Damen sah, die sich hier ruhesuchend in die Polster drückten, dann wusste er, wie wichtig es ist, dass ein Betrieb auch für freundliche Erholungsräume sorgt.
Noch ein weiterer Dienstzweig hat eine Neugestaltung erfahren, und zwar ist dies die Fernbetriebsbeobachtung. Jeder, der früher den Namen “Überwachung” hörte, meinte dabei einen bitteren Beigeschmach auf der Zunge zu spüren. Es ist nur zu natürlich, dass der junge Mensch sich innerlich gegen eine unsichtbare “Überwachung” sträubt. Die Fernbetriebsbeobachtung - Der Name trifft übrigens viel mehr den Kern der Sache - will aber keine Polizeiaufsicht führen. Jeder Inhaber eines Betriebes und jeder Betriebsleiter wird daran interessiert sein, dass die Arbeit reibungslos abläuft, und er wird unmerklich ein wachsames Auge auf sein Personal werfen. Dazu hat er ein Recht. In einem Fernamt ist das schwierig, da die Fernplätze in einem Amt unmöglich einzeln überblickt werden können, musste man eine Einrichtung schaffen, die es gestattet, den Platz selbst und die dort arbeitende Vermittlungskraft ins Visier zu nehmen, erst durch eine solch unmittelbare Einschaltung und Beobachtung kann man der Betreffenden ganz gerecht werden. Denn die Beobachtung stellt nicht nur fest, ob diese sauber und gewissenhaft arbeitet, höflich und freundlich zum Kunden ist, sondern sie sieht auch, mit welchen Schwierigkeiten die Vermittlungskraft zu kämpfen hat, warum sie für den Aufbau dieser oder jener Verbindung längere Zeit braucht. Mit freundlichen Worten wird das Notwendige gesagt, Fehler bemängelt, gute Leistungen anerkannt. Und wenn ein guter Kontakt zwischen Personal und Fernbetriebsbeobachtung besteht, dann wird sich diese vermeintlich “unselige Einrichtung” zum Guten für alle Beteiligten auswirken.

Beim Fernmeldeamt Trier ist das Arbeitsgebiet der Fernbetriebsbeobachtung mit dem der Amtslehrkraft gekoppelt, wie es allgemein angestrebt wird. Auf diese Weise können die beobachteten Mängel im Unterricht besprochen und so schneller abgestellt werden.
Der frühere Überwachungsraum musste zur Aufnahme der neuen Fernleitungsstelle freigemacht werden. Die immer wieder neu an die Technik herantretenden Aufgaben machen auch neue technische Einrichtungen notwendig, deren Unterbringung unserer Amtsleitung ständig Sorge bereitet. Die Raumfrage ist ohnehin ein Problem, da immer noch Oberpostdirektion, Postamt und Fernmeldeamt in einem Gebäude untergebracht sind. Wo eine Lücke geschlossen wird, tut sich eine neue auf. Der neu bezogene Raum der Fernbetriebsbeobachtung war seit Monaten von einem Aufbautrupp der Firma Siemens beschlagnahmt. Die bisherige Beobachtungseinrichtung wurde zum Altmaterial genommen und durch ein neu beschafftes modernes Gerät ersetzt. Das neue Gerät gestattet in erster Linie eine nach modernen Grundsätzen erforderliche Platzbeobachtung. Auch die Auskunft und die Telegrammaufnahme können angesteuert werden. Außerdem wurde die Möglichkeit geschaffen, die Fernplätze des EF Wittlich über eine eigens zu diesem Zweck geschaltete Fernleitung zu erreichen.
Für die Auswertung der Beobachtungsergebnisse hatte das Fernmeldetechnisches Zentralamt neue Formblätter herausgegeben, die eine Reihe von Vermerken enthalten. Sie waren auf das neue Verfahren abgestimmt, das eine exaktere und daher auch gerechtere Beurteilung der Arbeitsweise der Beamtin zuließ.

 

Sonderdienste

Die bei den Fernsprechteilnehmern sich großer Beliebtheit erfreuende und darum der Deutschen Bundespost eine zusätzliche Einnahmequelle bildende Einrichtung der “Sonderdienste” ist in den letzten Jahren auch in Trier erweitert worden. Außer der schon sei 1950 bestehenden automatischen Zeit- und Totoansage wurde am 6.3.1952 erstmals der Kino- und Theaterdienst eingeführt. Um das Einnahmeergebnis zu steigern, bot man den sich auf diese Weise orientierenden Kino- und Theaterinteressenten einen Anreiz in der Art, dass man Ende 1953 eine Musikeinlage in die Ansage einschaltete. Der Erfolg war überraschend. Während sich bis zu dieser Neuerung täglich rund 100 Anrufer über die ihnen in Trier auf dem Gebiete der Unterhaltung gebotenen Genüsse unterrichteten, stieg die Zahl nach dem Bekanntwerden der Änderung schlagartig auf 750. In den Sommermonaten 1955 sank die Kurve allerdings bis auf 400 Anrufe täglich; ein Rückgang, dessen tiefere Gründe aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Verbot der in Trier ansässigen Behörden und Großfirmen zur Benutzung der Sonderdienste an ihren Personalkörper zu suchen sind.
Eine weitere Neueinrichtung, deren Ertrag der Deutschen Bundespost allerdings nicht in der ganzen Höhe zufließt, wurde am 21.2.1955 in der automatischen Wettervorhersage geschaffen. Täglich um 12.00 Uhr geht dem Fernmeldeamt von der Wetterwarte Trier ein Fernschreiben zu, dessen Inhalt von eigens für diesen Zweck in der Sprechtechnik besonders geschulten weiblichen Angehörigen des Fernmeldeamt auf ein Dimafongerät gesprochen und durch Anwählen der Nr. 1161 abgehört werden kann. Für die auf diese Art bekannt gegebenen Wetteraussichten interessierten sich im Berichtsjahr täglich etwa 150 Anrufer.
Im Zuge des Selbstwählferndienstes und der dadurch ausgelösten technischen Änderungen war es möglich, den Sonderdiensten einen noch größeren Umfang einzuräumen. So wurde am 20.10.1956 der bis dahin durch den Fernamtsdienst bekannt gegebene Wachdienst der Ärzte u. Apotheken automatisiert sowie der Küchendienst, zu dessen Durchführung die Abnehmerberatung der Stadtwerke Trier allwöchentlich die Rezepte liefert und der Nachrichtendienst eingerichtete. Gleichzeitig trennte man die Kinoansage vom Theaterdienst und erweiterte diesen durch die Durchsage von Konzerten, Sonderveranstaltungen u. ä. Zum Besprechen der Platten musste nun, da vor allem die Nachrichtendurchsage sich mehrmals täglich änderte, auf stimmlich geeignete Kräfte des FVD zurückgegriffen werden.
Durch die Zulassung des Zahlen - Lottos im Lande Rheinland - Pfalz bot man auch den Teilnehmern an diesem Glückspiel die Möglichkeit, sich möglichst rasch über ihre Gewinnaussichten zu orientieren. Da die Vereinigung der Totogesellschaften “Nord - Süd” und “Süd - West” zum “Deutschen Totoblock” die bislang auf 2 Rufnummern vorgenommene Durchsage der Totoergebnisse überflüssig machte, teilte man die dadurch freigewordene Rufnummer 1162 dem Zahlenlotto zu.
Es wäre verfrüht in Anbetracht der kurzen Laufzeit all dieser Dienste ein abschließendes Urteil über ihre Benutzung und damit ihre Wirtschaftlichkeit zu fällen; denn im allgemeinen erfordert es fast immer einige Zeit bis neu eröffnete Dienste einen Konstateren, im Urteil rechtfertigenden Verkehrsumfang erreicht haben. Bemerkenswert wäre jedoch, dass die Beanspruchung der Nachrichtendienste zur Zeit des Ungarn- Aufstandes im November 1956 schlagartig eine Höhe erreichte, zu deren Bewältigung die vorgesehenen Anrufmöglichkeiten nicht ausreichten. Deshalb dürfte angenommen werden können, dass dieser Dienst gerade in Krisenzeiten einem echten Bedürfnis der Allgemeinheit entspricht. Bis zu einem solchen- der Menschheit nicht zu wünschenden Zeitpunkt- wird aber wohl die Zeitansage ihren, im Rennen mit den übrigen Sonderdiensten, aufgestellten Rekord mit einem täglichen Durchschnitt von 1200 Anrufen halten.
Aus Anl.53,55.. ist zu ersehen, welcher Art die Reaktion der Tagespresse über die “Eisernen Jungfrauen” ist.

 

1957 - 1958

Wenn man sich das Diagramm der Sonderdienste im Jahre 1957 betrachtet und sich einmal Gedanken darüber macht, dann findet man schwarz - bzw. rot auf weiß bestätigt, dass die Uhrzeit im Leben unserer gehetzten Menschheit eine große Rolle spielt. So jedenfalls war es zu Beginn dieser Jahre. In den Monaten Mai bis August schien man es nicht so genau zu nehmen. Vielleicht war der Urlaub daran schuld, in dem es manche vielleicht fertig bringen, sich von der Zeit unabhängig zu machen. 
Sehr eifrig wurde auch nach dem Filmprogamm gefragt, was einen Rückschluss auf das große Bedürfnis nach Zerstreuung und mehr oder weniger anspruchsloser Unterhaltung als Ausgleich für die hohen Anforderungen des Alltags zulässt. Weniger interessierte man sich für das Programm des Stadttheaters sowie für Konzerte und Vorträge. Die Ursache hierfür? - eine gewisse Müdigkeit und Gleichgültigkeit allem Problematischen gegenüber, um nicht zu sagen Denkfaulheit in weiten Kreisen. Es ist nicht unsere Aufgabe dies zu untersuchen. Doch es ist reizvoll und sicher nicht ganz überflüssig, einmal von diesem Gesichtspunkt aus ein Streiflicht auf die Inanspruchnahme der Sonderdienste zu werfen.
An dritter Stelle steht das Zahlen - Lotto. Geld spielt eine große Rolle im Leben des modernen Menschen. Manche sind sogar der Ansicht, dass es glücklich macht. Wenn wir von der Not, die durch die Nachwirkungen des Krieges bedingt ist, und vor allem von dem nicht endenden Flüchtlingselend absehen, kommen wir zu der Frage: Hat nicht der Materialismus eine breite Schicht des Volkes ergriffen?
Weniger häufig, jedoch ziemlich konstant, sind die Anrufe des Wetter-, Küchen-, Tot- und Nachrichtendienstes. Immerhin - die Sache einmal vom wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet - sind sie kleine Bausteine, die nach dem Grundsatz: “Viele Teile ergeben ein Ganzes” die Sonderdienste tragen.
Im Verlauf des Jahres 1958 hat sich an den Sonderdiensten nicht viel geändert. Am häufigsten werden immer noch die Zeitansage und der Filmdienst in Anspruch genommen. Interessant ist es, einmal die Kurve des Wetterdienstes genauer zu verfolgen. Zu Beginn des Jahres ist die Nachfrage nicht so groß. Im Mai aber schon mehren sich die Anrufe, steigern sich noch weiter im Juni, und im August zählen wir gegenüber dem Vormonat rundweg 3000 Anrufe mehr. Es sind die Urlauber, die hier den Verlauf der Kurve bestimmen, und die sich ganz besonders im Ferienmonat August über die Wetterlage informieren. Ab September lässt das Interesse merklich nach, und die Zahl der Anrufe sinkt im Dezember unter 4000 gegenüber 9600 im Monat August.

 

Telegraphendienst

Da man um die Jahrhundertwende im Oberpostdirektionsbezirk Trier, zu dem noch das heutige Saargebiet gehörte, weder Selbstanschlussämter noch Verstärkerämter, nicht einmal den Zentralbatterie - Betrieb kannte, war es nur zu natürlich, das die Telegraphie gegenüber dem Fernsprechbetrieb im Gegensatz zu heute eine vorherrschende Rolle spielte.
Infolge der technischen Rückständigkeit des Fernsprechwesens wurde überall die Weiterentwicklung der Telegraphie insbesondere durch steigende Zunahme leistungsfähiger Telegraphensysteme tatkräftig vorwärtsgetrieben. Ältere Telegraphenbeamte konnten bestätigen, das die damalige Telegraphie sogar der Telegraphie der 50er und 60er Jahre an Schnelligkeit und Zuverlässigkeit kaum unterlegen war.
Wegen der in den 20 er Jahren erfolgten Rückgliederung einer Reihe von Postämtern des Bezirks, war um 1900 die Zahl dieser Ämter höher als heute. Dennoch war jedes, auch das kleinste Postamt, beispielsweise Lieser, Dudeldorf, Gillenfeld usw., durch eine Morseleitung in Ruhestromschaltung an das allgemeine Telegraphennetz angeschlossen. In den Morseleitungen waren meist bis zu 8 Postämter eingeschaltet, von denen jedes ein besonderes Rufzeichen haben mußte. Zu den Aufgaben eines jeden Postbeamten der mittleren Laufbahn gehörte die Beherrschung des Morsealphabets und die Bedienung des Morseapparates. Alle Postgehilfen mussten in Trier die Morseprobeschrift ablegen, die im Abgeben und Aufnehmen von je 100 Wörtern in deutschem und ausländischem Text und Zahlen innerhalb einer bestimmten Frist bestand. Jede Probeschrift, die den gestellten Anforderungen nicht genügte, wurde unbarmherzig zurückgewiesen und musste so oft wiederholt werden, bis sie als einwandfrei beurteilt wurde. Für die Telegraphengehilfen galten verschärfte Bedingungen. Sie mussten 500 Wörter abgeben und aufnehmen. Außer den Morseprobeschriften mussten sie noch Probeschriften für Klopfer und Hughes - Apparate ablegen. Die Morseruhestromleitungen verliefen von Trier aus strahlenförmig, folgten dem Zuge der Saar, Obermosel, Mittelmosel, andere verliefen über den Hochwald und die Eifel. Die längsten dieser Leitungen hatten die Ämter Saarbrücken, Daun und Büchenbeuren als Endanstalten. Da diese Leitungen ausnahmslos eine oberirdische Führung hatten und vielfach durch waldreiches Gebiet verliefen, litten sie während des größten Teiles des Jahres stark unter Neben- und Erdschluss. Die Leitungen waren eindrähtig. Als Rückleitung diente die Erde. Nach größeren Verkehrspunkten führten von Trier aus Telegraphenleitungen, die auf Klopfer und Hughes betrieben wurden. Hierzu gehörten die Städte Berlin, Köln, Koblenz, Frankfurt / Main, Saarbrücken, Diedenhofen, Metz und Straßburg / Elsaß. Die verkehrsstärkste Leitung war die 1253 nach Köln, die auch als erste noch vor dem ersten Weltkrieg von Klopfer auf Hughes umgeschaltet und in Duplexschaltung betrieben wurde.
Kurz darauf wurde diese Betriebsweise auch für die Leitung nach Frankfurt / Main eingeführt. Auf diese Weise wurden im Falle einer Störung der Kölner Leitung größere Verkehrsstockungen im Telegrammverkehr weitgehend vermieden. Neben der Leitung nach Köln war in Trier die verkehrsstärkste und für Luxemburg einzige und wichtigste Deutschlandverbindung die Leitung 1053 Trier - Luxemburg, die auf Morse in Arbeitsstromschaltung betrieben wurde. Dieser Leitung wurde nahezu der gesamte deutsch - luxemburgische Telegrammverkehr in beiden Richtungen zugeführt. Sie war der Schrecken der Dienstanfänger. Wer an ihr arbeitete, ohne von seinem luxemburger Gegenüber fortgejagt zu werden, hatte die Meisterprüfung bestanden. Das Gebetempo an dieser Morseleitung war sogar gleich dem mittleren Tempo eines Hughesapparates. Im Jahre 1925 ging die für das Telegraphenamt Trier so wichtige Leitung durch Weiterverbindung nach Köln endgültig verloren. Neben dieser Leitung besaß Luxemburg noch im Bedarfsfall eine weitere nach Deutschland durch Zusammenschaltung der Leitung Luxemburg - Trier mit der Leitung Trier - Straßburg. Über Trier führten die wichtigen auf Baudot betriebenen internationalen Telegraphenleitungen Paris - Hamburg, Le Havre - Hamburg, Paris - Köln und Paris - Berlin. In diese Leitungen, die rein oberirdisch verliefen und von Trier aus dem Kylltal bis nach Köln folgten durfte in Trier nur in Störungsfällen eingetreten werden. Von wichtiger strategischer Bedeutung war das 7 adrige Guttapercha - Telegraphenkabel Metz - Berlin, ausgelegt in den Jahren 1876/77. In ihm verlief auch die wegen ihrer Telegraphier - Langsamkeit schlecht angeschriebene Leitung Trier - Berlin. Den Mängeln dieser Leitung, die wegen ihrer Länge hauptsächlich auf die Eigenschaften des Guttaperchakabels zurückzuführen waren, versuchte man durch Einschaltung von Induktanzrollen an den Endanstalten Trier und Berlin zu begegnen. Der Erfolg aber war nur gering. Auf dieser Leitung ging im Sommer 1914 das Telegramm mit der allgemeinen Mobilmachungserklärung mit ihren bekannten Folgen ein.
Mit der ständigen Verbesserung der Übertragungswege nahm der Fernsprechverkehr immer größeren Umfang an, während der Telegrammverkehr zusehends zurückging. Um die Telegraphie nicht ganz zum Stiefkind werden zu lassen, mussten Mittel und Wege gefunden werden, sie zu vereinfachen und zu verbessern. Dies wurde erreicht durch Inbetriebnahme eines hochleistungsfähigen Typendruckapparates, des Springschreibers, eines amerikanischen Patents, von dem die Großfirmen C. Lorenz und Siemens Herstellungslizenzen erworben hatten. Mit der Einführung des Springschreibers wurden die bis dahin vornehmlich im innerdeutschen Verkehr benutzten Morse - Klopfer- und Hughesapparate museumsreif. Auf die im Jahre 1934 eingerichteten ersten Fernschreibverbindungen von Trier nach Köln und Frankfurt / Main folgten weitere nach den meisten ÜF des Bezirkes. Die neue Betriebsweise erforderte umfangreiche technische Einrichtungen der Achtertelegraphie (AT)und Doppelstrom - Ruhestromtelegraphie (DRT) beim Fernmeldeamt Trier. Während bis zur Einführung des Springschreibers die Vermittlung von Telegrammen in Fernleitungen nur in Störungsfällen von Telegraphenleitungen und in Sp - Leitungen erlaubt war, mussten nunmehr wegen des Wegfalls der zahlreichen Morseleitungen die Telegramme nach Orten des Nahbereichs durch Fernsprecher vermittelt werden.
Der Telegraphenbetrieb auf weite Strecken wurde durch Einsatz von Mehrfachkanalsystemen für Telegraphieübertragungen (WT) nach den nächsten Großstädten betrieblich und technisch weiter verbessert. Diesen Einrichtungen war allerdings kein langes Leben beschieden, denn sie wurden vor der Grenzüberschreitung der Alliierten 1944 in das Innere des Reiches verbracht, wo sie nach dem Zusammenbruch 1945 nicht mehr nachweislich waren. Es wurden 3 Stück 18 fach und 2 Stück 12 fach Wechselstromtelegraphieeinrichtungen (WT 34) abgebrochen und fortgeschafft. 12 Springschreiber wurden vorsorglich mit einem GT - Gestell für 3 Leitungen nach Rachtig an der Mosel in Sicherheit gebracht.
Bald nach dem am 1. März 1945 erfolgten Einrücken der Amerikaner in Trier drängten diese darauf, mit dem Aufbau des Fernmeldewesens zu beginnen. Die einzige Möglichkeit hierfür boten unter gewissen Voraussetzungen die nach Rachtig verlagerten 12 Springschreiber. Sie wurden daher nach Trier zurückgeschafft; von ihrer Einschaltung konnte zunächst aber noch keine Rede sein.
Als die Amerikaner im Juli 1945 von den Franzosen abgelöst wurden und abrückten, waren sie so freundlich, sämtliche 12 Springschreiber auf Nimmerwiedersehen mitzunehmen. Mit dem Verschwinden des letzten Telegraphenapparates war der Telegraphietraum “ad calendas graecas” ausgeträumt. Erst im Januar 1946 wurden unter Zuhilfenahme eines aus Oberstein herbeigeschafften Achtertelegraphie - Gestells nach und nach Springschreiberverbindungen nach den UF des Bezirks und den Ämtern Kobelnz, Neustadt und Saarbrücken eingerichtet. Da keine deutsche Springschreiber greifbar waren, wurden die ersten Springschreiberverbindungen mit italienischen Olivetti - Maschinen betrieben. Diese Maschinen wiesen eine Reihe betriebstechnische Mängel auf, die besonders dann auftraten, wenn, was nahezu stets der Fall war, das Gegenamt mit einer deutschen Maschine arbeitete. Nachdem wieder deutsche Maschinen erhältlich waren, wurden sämtliche italienische Maschinen aus dem Betrieb herausgezogen. Die erste Springschreiberverbindung wurde eingerichtet mit Koblenz am 6.1.1946, Oberstein am 13.3.1946, Bitburg am 2.7.1946 und Gerolstein am 8.6.1947. Man beachte, dass nahezu während des ganzen Jahres 1945 und bis tief in das Jahr 1946 die Beförderung von Telegrammen durch Springschreiber so gut wie ganz lahmgelegt war, ein nach heutigen Begriffen geradezu unglaublicher Vorgang.
Nicht viel besser erging es der Beförderung von Telegrammen durch Fernsprecher. Erst am 5. November 1945 konnte ein Arbeitsplatz der Telegrammaufnahme hauptsächlich für den Nahverkehr eingerichtet werden.
Der Telegrammzustelldienst musste im Winter mit dem frühzeitigen Einbruch der Dunkelheit ganz eingestellt werden, weil das Auffinden der meisten Telegrammempfänger bei Dunkelheit unmöglich war. Während des größten Teils des Jahres 1946 waren die Straßen der Stadt Trier unbeleuchtet. Die Hausnummern konnten daher bei Dunkelheit nicht gelesen werden. Taschenlampen waren nicht zu erhalten. Viele Telegrammempfänger waren ausgebombt, ohne dass ihre neue Anschrift bekannt war. Für den ausgedehnten Zustellbezirk der Stadt standen den Zustellern keine Fahrräder mehr zur Verfügung. All diese Tatsachen beleuchten schlagartig den katastrophalen Zustand des Fernmeldewesens beim Fernmeldeamt Trier in den Jahren 1945/46.
Nach der Währungsreform wurden nachfolgende umfangreiche Bauvorhabenausgeführt: 

1.

Inbetriebnahme eines HV - Schrankes (Handvermittlung), in dem die Springschreiberleitungen der ÜF zusammengefasst und durch den die Anrufe der ÜF auf jeweils freie Plätze geschaltet wurden. Durch dieses Verfahren wurden eine Reihe von Springschreibern eingespart. Im Jahre 1952 fielen die noch bestehenden Standverbindungen nach den Ämtern Düsseldorf, Frankfurt, Koblenz und Kaiserslautern weg. Dafür wurde der zentralisierte Telegraphenbetrieb mit Köln eingerichtet, der ohne, dass das Fernmeldeamt einen Einfluss darauf hatte nicht ausreichend vorbereitet war und während der ersten 6 Monate durchaus nicht als einwandfrei bezeichnet werden konnte. Eine Neuerung des zentralisierten Telegraphenbetriebes war die fast ausschließliche Verwendung von Springschreibern mit Lochstreifenempfang und - Sendung beim TA Köln. Mit Köln besass Trier eine Standverbindung auf Duplex. Dem Verkehr der ÜF des Bezirks dienten 3 auf der Handvermittlung liegende Verbindungen nach Köln.
2. Inbetriebnahme einer Wähltelegraphenvermittlung 40 nach Koblenz 12 fach
Inbetriebnahme von 2 Wähltelegraphenvermittlungen nach Frankfurt, jede 12 fach
Im Bau befindlich eine Wähltelegraphenvermittlung 34 nach Frankfurt 18 fach
Im Bau befindlich eine Wähltelegraphenvermittlung 34 nach Kaiserslautern 18 fach
Im Bau befindlich zwei GT 39 an Stelle der Obersteiner Achtertelegraphie 30
Im Bau befindlich drei Bezirks Wähltelegraphenvermittlung 51 mit je 5 Kanälen.

Im Zuge der Zusammenlegung aller Fernmeldedienste zu selbständigen von den Postämtern unabhängigen Fernmeldeämtern wurde am 15. August 1953 die Telegramm- und Eilzustellung mit 6 Dienstposten vom Postamt Trier zum Fernmeldeamt verlegt. Der sich daraus ergebende Personalmehrbestand rechtfertigte die Zuweisung eines weiteren Dienstpostens für den Stellenvorsteher, dessen Aufgaben bis dahin von der Oberaufsicht des Fernamtes mit wahrgenommen worden waren. Die schrittweise Weiterentwicklung zur Verbesserung der Betriebsgüte und der Wirtschaftlichkeit auf dem Gebiete des zusammengefassten Springschreiberdienstes und in der Umgestaltung des Telegraphenleitungsnetzes mit seinen ETDSt - HTDSt und ZTDSt genommen hatten, nahm in Trier ihren Fortgang in der am 18. September 1954 vorgenommenen Umstellung auf den T - Amtswählbetrieb. Damit war ein weiterer Schritt zur letzten Entwicklungsstufe, dem vollautomatischen Telegraphenbetrieb getan, der am 21. Februar 1955 zunächst versuchsweise in den ZA - Bereichen Frankfurt und Stuttgart eingeführt worden ist. Die HTDSt Trier war am 30. Januar 1954 vom Zentralamtsbereich Köln abgetrennt und nahm an diesem T - Versuchsbetrieb teil.
Für die nächste Zeit ist eine Verlegung der Telegraphie in andere, vom Postamt Trier aufgegebene Räume vorgesehen. Mit der Übernahme der neuen Räume wird es nicht nur möglich sein, die wegen Platzmangel immer wieder hinausgeschobene Auswechslung der vorhandenen 4 Springschreiber alter Bauart gegen die neuen T 68 d vorzunehmen, sondern es werden auch die so dringend notwendigen besseren Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, einen reibungslosen Arbeitsablauf unter Wahrung der physischen Kräfte des Personals und damit nicht zuletzt der wirtschaftlichen Belange der Deutschen Bundespost zu gewährleisten.
Die der HTDSt Trier und den damals noch vorhandenen 8 ETDSt des Bezirkes sind an insgesamt 17 Springschreibern zum Teil neuester Bauart und 13 Telegrammaufnahmeapparaten bei langsam steigender Tendenz jährlich nahezu eine halbe Million Telegramme bearbeitet worden.
Ein Freudentag in der Geschichte der Telegraphie war der am 6.7.1956 vorgenommene Umzug in die für ihren neuen Verwendungszweck umgebauten Räume.
Nach den bedrückenden Verhältnisse der alten Unterkunft (Anl.45...) Sind die neuen Räume (Anl. 46,47,48) mit ihren hellen, frohen Farbanstrichen und der neuen modernen Einrichtung so recht dazu angetan, die Arbeitsfreude zu heben, wozu die den Kräfteverbrauch wesentlich beeinflussende Schallbekämpfung auch einen Teil beiträgt.
Auf die in Aussicht gestellten neuen Springschreiberapparate T 68 d ist verzichtete worden, dafür wurde die Kapazität der Telegrammaufnahme um 2 weitere (insgesamt 6) Schreibmaschinen erhöht.
Wegen der in den neuen Räumen gegebenen technischen Voraussetzungen, die an geeigneterer Stelle fehlten, fanden - als vorbereitende Maßnahme sowohl für den erweiterten T - Amtswähldienst, als auch für die Sonderdienste - ein Hinweisplatz zur automatischen Bekanntgabe von Störungen im T - Amtswähldienst und ein Blattschreiber zum Empfang der von Hamburg für den Nachrichtendienst eingehenden Meldungen Aufnahme.
In Anbetracht der erhöhten Bedeutung, die das schnelle Leiten der Telegramme im T - Amtswähldienst genommen hat, teilte man der Leitstelle einen - im Gegensatz zu früher - eigenen, den Betriebsablauf begünstigenden Arbeitsplatz neben der Rohrpost zu. Da Trier durch seine Zugehörigkeit zum ZA - Bereich Frankfurt / Main schon an dem Versuchsbetrieb des T - Amtswähldienstes zwischen den ZA - Bereichen Frankfurt / Main und Stuttgart teilgenommen hatte, brachte die nach erfolgreich abgeschlossenem Versuch am 13.10.1956 vorgenommene Einbeziehung der übrigen ZA - Bereiche (außer München und Nürnberg) in diesen vollautomatischen Betrieb keine Neuerung. Dem am Telegraphenverkehr Teilnehmenden aber wird durch das Ausschalten jeder Zwischenstation eine wesentlich bessere Betriebsgüte in Bezug auf Schnelligkeit und Sicherheit geboten. Alle Bemühungen um eine möglichst schnelle Übermittlung können jedoch durch eine schlecht organisierte oder zu langsam durchgeführte Zustellung zunichte gemacht werden. Deshalb hat die Motorisierung auch bei der Telegrammzustellung Einzug gehalten und die Fahrradzustellung nur noch auf das Stadtzentrum beschränkt. Zum Schutz gegen die Unfallgefahr sind die 3 motorisierten Telegrammboten 1956 mit Sturzhelmen ausgerüstet worden.

 

1957 - 1958

Im Jahre 1957/58 wurde das europäische Telegraphen - Wählnetz (GENTEX - general Telegraph exchange), das 1956 versuchsweise nur mit einigen Ländern eingerichtet worden war, weiter ausgebaut. Jede an das Gentex - Netz angeschlossene Telegraphenstelle kann unmittelbar mit den nachstehend genannten Ländern in Verbindung treten. Bis jetzt nehmen folgende Länder teil: Die Bundesrepublik Deutschland mit Berlin/West und Saarland, Luxemburg, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich und Dänemark. Die Teilnahme Grossbritanniens und Schwedens am Gentex - Dienst wurde vorbereitet. 
Geplant ist auch die Zusammenlegung des deutschen inländischen Telegraphen - Wählnetzes mit dem europäischen Gentex - Netz zu einem einzigen über ganz Europa sich erstreckenden Telegraphen - Wählnetz.
Zu den jüngsten Errungenschaften der modernen Telegraphen - Apparate - Technik in Deutschland gehört der von Siemens und Halske in Gemeinschaft mit der Kieler Apparatefabrik Hell entwickelte “Telefax”- Apparat. Mit diesem Apparat soll eine naturgetreue Übermittlung aller Nachrichten mit Hilfe der Draht - Bildtelegraphie über Fernsprechleitungen möglich sein. Er vereinigt einen Sende- und Empfangsteil und gestattet daher das Senden oder Empfangen in wechselseitigem - also Simplex - Betrieb. In Trier wurden noch keine Erfahrungen mit diesem Gerät gemacht. Es ist aber bekannt, dass ihm noch einige Mängel anhaften, die hoffentlich bald beseitigt werden. Das Telefax - Gerät kann vornehmlich überall dort verwendet werden, wo nur relativ schwacher Telegrammverkehr ist und der Einsatz von besonders kostspieligen Fernschreibmaschinen sowie von eigens hierfür ausgebildetem Personal nicht vertretbar ist. Es ist interessant zu erfahren, dass die Übermittlung eines Telegramms normaler Größe 3 1/2 Minuten beansprucht. Und zwar wird das Formblatt, also die Urschrift des Telegramms auf eine Walze gespannt, welche von einem Lichtstrahl abgetastet wird. Die Übermittlung wird umso genauer, je schärfer die Kontraste sind. Bei zu feiner oder in der Stärke unregelmäßiger Schrift können leicht gefährliche Entstellungen entstehen. Wir sehen, auch dieses nach den neuesten Erfahrungen und Bedürfnissen entwickelte Gerät hat noch manche Kinderkrankheiten, die auszumerzen sind. Warten wir ab, wie sich diese Neuerung auf dem Gebiete der Nachrichtenübermittlung im praktischen Telegraphendienst bewähren wird.
Der Telegrammverkehr zeigt in den Jahren 1957 und 1958 eine stetige Bewegung. Im Durchschnitt wurden monatlich 13000 - 14000 Telegramme im Bezirk der Oberpostdirektion Trier aufgeliefert. Im April bringt der Ostverkehr eine erhebliche Zunahme. Der Muttertag und Hochzeiten im Mai und der Reiseverkehr lassen die Kurve im Mai und vor allem im August noch einmal empor schnellen. Im September sinkt der Verkehr auf sein Durchschnittsniveau. Im Jahre 1957 wurden insgesamt 166383 Telegramme aufgeliefert und im Jahre 1958 etwa 177000. Es kann daher weder von einem nennenswerten Anstieg noch von einem Absinken des Verkehrs gesprochen werden.

 

Fernschreibdienst

Der sich seit der Einführung des Teilnehmer - Fernschreibdienstes immer mehr auf den Fernschreiber umstellende Geschäftsverkehr größerer Firmen, der im April 1952 die Einrichtung des Fernschreibamtes Trier zur Folge hatte, ließ die Teilnehmerzahl von 26 im Jahre 1953 auf 58 im Jahre 1955 ansteigen; dem entsprechend erhöhte sich das monatliche Aufkommen an Fernschreibgebühren von etwa 3 200 auf 7 000 DM im Monat.
Um einen weiteren Zugang von Anmeldungen auffangen zu können, musste das in seinem Erstausbau für 60 Telegraphenwähl - Teilnehmer eingerichtete TW - Amt im Frühjahr 1955 auf 100 Anschlusseinheiten erweitert werden.
Es wäre bedauerlich, wenn durch die beabsichtigte Erhöhung der Fernschreibgebühren und ihre Auswirkung auf den Fernschreibverkehr, - dessen Beliebtheit sich zu einem nicht geringen Teil auf die billigen Gebühren stützte, - die Deckung der mit der Erweiterung verbundenen Ausgaben durch die erwarteten höheren Einnahmen ausbliebe.

 

1956 - 1958

Die Befürchtungen um einen Rückgang der Einnahmen im Fernschreibdienst haben sich erfreulicherweise nicht bestätig.
Bei einem Zugang von 2 weiteren Fernschreibteilnehmern erhöhte sich vielmehr das Gebührenaufkommen für die Benutzung des Fernschreibers im Laufe des Jahrs 1956 bis auf monatlich 11000 DM. Sollte diese Höhe beibehalten werden, dann entspräche der Gebührenanteil dieser 60 Fernschreibteilnehmer im Durchschnitt der Hälfte der von allen übrigen Fernsprechteilnehmern - für ihre am Fernsprecher oder am Schalter aufgegebenen Telegramme - entstandenen gestundeten Telegraphengebühren.

 

Technischer Pflege- und Entstörungsdienst

Da um die Jahrhundertwende sämtliche Telegraphen- und Fernsprechlinien in Stadt und Land rein oberirdisch verliefen, wurden die im Störungsdienst beschäftigten Kräfte oft vor schwere Aufgaben gestellt. Nicht selten kam es, besonders in waldreichen Gebirgsgegenden vor, dass durch Raureif, oder Schneebelastung ganze Linienzüge felderweise zusammenbrachen. Viel Mühe und Ärger verursachten dem Störungspersonal auch die zahlreichen Sp - Leitungen, die eindrähtig mit der Erde als Rückleitung geführt und in die bis zu 8 Anstalten, jede mit besonderem akustischen Rufzeichen eingeschaltet waren. Wegen der ständig zunehmenden Erd- und Starkstromgeräusche wurden die Sp - Leitungen später doppeldrähtig betrieben. Erschwert wurde der Störungsdienst noch besonders dadurch, dass die Störungsbeamten die langen Wegestrecken bei Wind und Wetter zu Fuß oder mit Fahrrad zurücklegen mussten. Motorräder oder Kraftwagen kannte man noch nicht. Im Vergleich zu damals ist der Störungsdienst von heute bei der weitgehenden Verkabelung und der für den Außendienst eingeführten Motorisierung geradezu ein Vergnügen.
Nach der Währungsreform wurden die zum Ermitteln der Fehlerstellen bei der Entstörungsstelle vorhandenen technischen Einrichtungen um einen zweiten Messschrank erweitert.
Als notwendige Folge der Automatisierung ergab sich auch für die Organisation eines wirksamen Entstörungsdienstes eine grundlegende Änderung.
Durch die bei der Aufnahme des Selbstwählferndienstes und nach Aufhebung der bisherigen ÜF der Rufnummer der Entstörungsstelle voran zu setzende Verkehrsausscheidungsziffer 0 laufen nämlich alle Anrufe zwangsläufig bei der Entstörungsstelle Trier auf. Die Störungsmeldungen müssen demnach in Trier entgegen genommen und die sich aus ihnen ergebenden Maßnahmen und Aufträge an die jeweils zuständigen Entstörer weitergeleitet werden. Dieser Fall trat für Störungsmeldungen aus dem ÜF Bereich Bernkastel und Hermeskeil sowie den Ortsnetzen Konz, Hetzerath, Schweich, Neumagen und Welschbillig bereits im Oktober 1955 mit der Einführung des Selbstwählferndienstes in diesen Bereichen ein. Da die Aufnahmefähigkeit der vorhandenen Meldeschränke für eine weitere Mehrbelastung nicht ausreicht, müssen die Meldeschränke vermehrt werden, seine Einrichtung, die allerdings erst vorgenommen werden kann, wenn diese und auch noch an manchen anderen Stellen brennende Raumfrage eine annehmbare Lösung gefunden hat.
Außer den 52 im Zuge der Rationalisierung weitgehend verkrafteten Entstörern des Fernmeldeamts - Bereiches, die 3 Aufsichtsbeamten unterstellt waren, bemühten sich zum Teil ebenfalls motorisierte Ämterpfleger um ein einwandfreies Arbeiten der technischen Einrichtung in den Wähl-, Fern-, Verstärker-, Rundfunk- Trägerfrequenz - Ämtern, sorgen für die Pflege und Wartung der T und Telegraphenwähl - Amtseinrichtungen und beheben Mängel der Fernschreibteilnehmereinrichtungen und der Stromversorgungsanlagen.

 

1956 - 1957

Im Jahre 1956 fand erstmalig ein Ausbildungslehrgang für Entstörer statt, in dem diese nach modernen Gesichtpunkten in ihren erweiterten Aufgaben unterwiesen wurden. Von einem guten Entstörer wird große Beweglichkeit erfordert. Er muss sich rasch die ständigen Neuerungen der technischen Einrichtungen aneignen, sich mit ihrer Wirkungsweise, den einzelnen Arbeitsgängen vertraut machen, um in der Lage zu sein, in verhältnismäßig kurzer Zeit einen Fehler zu finden. Die heutige Zeit ist schnelllebig. Man duldet keine langen Verzögerungen und Aufenthalte. Die längere Störung eines Fernsprechanschlusses kann schon einen erheblichen Geschäftsverlust zur Folge haben. So heißt es, immer mitgehen, nicht stehen bleiben. Aus diesem Grunde wurden von Amtsseite diese Lehrgänge eingeführt, um den Entstörern bei der Bewältigung ihrer immer komplizierter werdenden Arbeiten behilflich zu sein.
Ende 1956 wurde die zentrale Störungsannahme auf die KA - Bereiche Bitburg und Prüm ausgedehnt.
Die Vielfalt der Aufgaben des technischen Pflege- und Entstörungsdienstes machte eine Neuorganisation desselben notwendig. Die zur Festlegung der anfallenden Arbeiten und zur Ermittlung der benötigten Arbeitskräfte aufgestellten Leistungsnachweise 26 und 27 dienten als Grundlage hierfür.
Saarburg hatte beispielsweise 1956 einen Ämterunterhaltungsbezirk mit einer Kraft (1962 mDp). Zu diesem Bezirk gehörten die Vermittlungsstelle Saarburg mit GWN - Anl. und WNAnl und die Vermittlungsstelle Freudenburg, Palzem, Wincheringen, Wellen und Konz. Drei Entstörer waren insgesamt eingesetzt, davon zwei für Saarburg Stadt (1660 mDp) und ein Entstörer für den Bezirk Saarburg Land (1064 mDp).
Am 8. September 1957 wurde dem Ämterunterhaltungsbezirk eine zweite Pflegekraft zur Ausbildung zugewiesen. Im Januar 1958 ist dann der Bereich der Fernmeldedienststelle Saarburg in zwei Ämterunterhaltungsbezirke aufgeteilt worden:
ÄUbz I Saarburg Stadt (Vermittlungsstellewählbetrieb Saarburg, ÜF, NAnl. u. GWN-Anlagen) 
ÄUbz II Vermittlungsstellewählbetrieb Freudenburg, Palzem, Wincheringen, Wellen, Konz und neu hinzu
Niederzerf.
Für die Eingrenzung der Störungen wurden neue Messgeräte wie der Impulsschreiber und das Prüfgerät 41 beschafft. Ferner wurden die Prüfschränke erweitert, um auch das Prüfen der Gebührenanzeiger zu ermöglichen.
Die Neugestaltung des technischen Pflege- und Entstörungsdienstes war damit noch nicht abgeschlossen. Neue Erkenntnisse und Erfahrungswerte forderten weitere Änderungen. So wurde im Laufe des Jahres 1958 die Störannahme durch weibliches Personal mit Fremdsprachenkenntnissen besetzt. In Trier sind viele französische und auch amerikanische Anschlüsse. Die Tatsache, dass die meisten der ausländischen Teilnehmer kein oder nur sehr mangelhaftes Deutsch sprechen, erschwerte bisher die Entgegennahme der Störungen empfindlich und war äußerst zeitraubend. Beide Teile empfanden das. Nun diesem Übel ist jetzt abgeholfen. Die Ausländer können schnell und präzis ihre Teilnehmersorgen vorbringen, auch die deutschen Teilnehmer sind nicht böse, dass sich nun bei der “117” eine liebliche Frauenstimme meldet und sie nach ihren Wünschen fragt.
Ein erster Grundlagenlehrgang wurde in diesem Jahr für Fernmeldehandwerker gestartet.
Ferner kam es zu einer Neubewertung der Pflege nd Wartung von Nebenstellenanlagen. Letztere wird jetzt von Kräften der Fachrichtung Bft E (Entstörung) - bisher Bft V (Vermittlung)- wahrgenommen. Die zentrale Störungsannahme ist jetzt auch auf die KA - Bereiche Saarburg und Idar - Oberstein ausgedehnt worden.

 

Funkstörungsmessdienst

Im Zuge der Umwandlung der Fernsprechämter in Fernmeldeämter wurde 1953 auch der Funkstörungsmessdienst mit 4 Kräften dem Fernmeldeamt zugeordnet.
Zur Deutung, Ermittlung und Messung von Funkstörungen verfügt er über umfangreiche hochwertige Funkmessgeräte, deren einzelne Aufzählung zu weit führen würde.
Um die ihm gestellten Aufgaben schnell und wirksam erledigen zu können, wird das Gebiet des Fernmeldeamt - Bereichs mit 3 PKW und einem “Kleinen Funkmesswagen 50” bereist. Infolge dieser Beweglichkeit ist es diesem Dienstzweig möglich, monatlich etwa 40 bis 50 auftretende Störungen abzustellen, bzw. deren Störquellen ausfindig zu machen. Aber auch auf dem Gebiete der Schwarzhörer- und Schwarzfernseherfahndung kann der Funkstörungsmessdienst immer wieder Sünder ausfindig machen, die trotz aller öffentlichen Mahnungen der Versuchung nicht widerstehen, ohne Genehmigung und die damit verbundene Gebührenzahlung in den Genuss einer anregenden Unterhaltung auf dem Gebiete des Unterhaltungs- und Fernsehrundfunks zu gelangen.

 

1958

Wir schreiben nun das Jahr 1958. Das Aufgabengebiet des Funkstörungsmessdienste hat sich inzwischen sehr vergrößert. Hauptaufgabe ist und bleibt die Eingrenzung und Beseitigung von Rundfunk- und Fernsehstörungen. Darüber hinaus führt der Funkstörungsmessdienst Entstörungsversuche an elektrischen Maschinen und Geräten durch und steht dem Elektrohandwerk sowie den Herstellerfirmen mit Rat und Tat zur Seite. Auch mit den Elektrizitätsversorgungsunternehmen und den Rundfunk- und Fernsehteilnehmern steht er in ständiger Verbindung, um sie in Rundfunk- und Fernsehfragen zu beraten und über Empfangsverhältnisse aufzuklären. Dann müssen die Hochfrequenzgeräte für Industrie und Ärzte, die Fernsteuerungsanlagen des Landesstraßenfunks, des RWE - Funks, der Amateurfunker und der kommerziellen Funkdienste laufend überwacht und überprüft werden.
Moderne Messgeräte für Störspannungs-, Überwachungs-, Feldstärkemessungen usw. stehen zur Verfügung. 1956 wurde ein neues verbessertes Messgerät zur Schwarzhörer- und seherbekämpfung und ein Gerät zur Feststellung UKW - Strahlender, den Fernsehempfang störender Rundfunkempfangsgeräte angeschafft.
Soll der Funkstörungsmessdienst zu aller Zufriedenheit arbeiten, dann stellt er hohe Anforderungen an das Wissen und die technische Durchbildung des Personals. Leider stehen (seit 1956) nur 5 Kräfte zur Erledigung der umfangreichen Arbeiten zur Verfügung. Nach den Bewertungsrichtlinien entfallen zwar 23 000 Rundfunk- und Fernsehteilnehmer auf einen Funkstörungsmessbeamten. Hierbei ist aber weder die räumliche Ausdehnung noch die mangelhafte Versorgung unseres Bezirks mit Rundfunk- und Fernsehsendern berücksichtigt. Wir hoffen daher, dass die Richtlinien in absehbarer Zeit auf die tatsächlichen Verhältnisse abgestimmt werden. Ohnehin ist eine Neuorganisation des Funkstörungsmessdienstes geplant, die bereits am 1.9.58 damit begonnen hat, dass der Dienstposten von der Fernmeldedienststelle Gerolstein zurückgezogen und zum Fernmeldeamt Trier, Dienststelle II F verlegt wurde.

Das Interesse für Rundfunk und Fernsehen hat im Bereich der Oberpostdirektion Trier in den vergangenen 3 Jahren erfreulich zugenommen. Dies lässt die fast unwahrscheinliche Zunahme an Teilnehmern erkennen.
Am 1.11.1956 waren es noch 104 474 Rundfunk - Teilnehmer und 2 340 Fernseh - Teilnehmer
Am 1.11.1957 waren es noch 112 533 Rundfunk - Teilnehmer und 3 943 Fernseh - Teilnehmer
Am 1.11.1958 waren es noch 118 870 Rundfunk - Teilnehmer und 7 692 Fernseh - Teilnehmer

Die zahl der Fernsehteilnehmer hat also im Jahre 1957 68,7 % und 1958 nicht weniger als 228,7 % zugenommen (die höchste Zunahme im Bundesgebiet). Das deutsche Fernsehen geht einer sicheren Zukunft entgegen. Wenn erst einmal mehrere Programme zur Wahl stehen und schließlich noch das Farbfernsehen eingeführt wird, dann wird man sich die Welt ins Haus holen.