Fernmeldetechnik.

Neu geschrieben von Siegfried und Simone Warth
Deutsches Telefon-Museum, Birkenfeld und Morbach - im Juli 2006
(Unter Zuhilfenahme von Aufzeichnungen der ehemaligen OPD - Trier.)

Die verheerenden Bombenangriffe im Dezember 1944 hatten auch dem Fernsprechamt Trier schwere Wunden geschlagen. Die Orts- Bezirks- und Fernkabel innerhalb des Stadtbezirks waren durch Bombeneinschläge an zahlreichen Stellen zerstört. Das Wähl - Amt war durch Bomben- und Granateinschläge schwer beschädigt und war, da das Gebäudedach weggerissen war, mit seinen gegen Staub und Nässe so empfindlichen noch verbliebenen Restteilen monatelang den Unbilden der Witterung ausgesetzt. Der Fernamtsverteiler war mit seinen sämtlichen Gestellen und den für den Fernverkehr unerlässlichen Übertragungen zu einem wirren Haufen zusammengestürzt. Die zahlreichen zwischen den verschiedenen technischen Abteilungen, dem Wähleramt - Fernamt - Verstärkeramt - Hauptverteiler - Fernleitungsverteiler befindlichen Kabel sowie die Zuführungen zur Stromversorgungsanlage waren zerfetzt und zerrissen.
Die notwendigen wichtigsten Aufbauarbeiten, die Ende 1946 ihren betriebsbereiten Abschluss gefunden hatten, wurden zu 90 % von dem technischen Personal des Fernsprechamtes Trier ausgeführt, das weder den Achtstundentag noch eine Überstundenvergütung kannte.
Es ist mein Bedürfnis, dem gesamten technischen Personal des Fernsprechamtes Trier für seinen unermüdlichen und selbstlosen Arbeitseinsatz während einer Zeit härtester Entbehrungen und Lebensbedingungen ganz besonders zu danken.
Durch diese Arbeiten konnten auch viele bisher zwangsläufig unbeschäftigt gebliebene Betriebsangehörige wieder in den Arbeitsprozess eingereiht werden und hatten damit ihre wirtschaftliche Sicherstellung zurück-erhalten.

Nach den technischen Aufbauarbeiten wurde die schrittweise Verbesserung der Arbeits- und Betriebsbedingungen als wichtigste Aufgabe angesehen.
Im Fernmeldeamt selbst waren Wände und Decken ganz oder teilweise eingestürzt, sämtliche Wasser- und Gasleitungen geplatzt oder zerrissen. Das Betriebspersonal hatte daher keine Möglichkeit, sich während der langen Dienstschichten ein warmes Getränk zu kochen. Sämtliche hygienischen Räume des Fernmeldeamt waren mit ihren Einrichtungen ausnahmslos zertrümmert und unbenutzbar geworden. Die über den Estrichböden befindlichen Parkettfußböden waren der durch das durchlöcherte Dach monatelang eindringenden Nässe ausgesetzt, wölbten sich und mussten entfernt werden. Während des Winters strömte der Estrichboden eine unerträgliche Kälte aus, die noch dadurch gesteigert wurde, dass außer einigen dürftigen elektrischen Heizkörpern lange Zeit keinerlei Heizmöglichkeit vorhanden war. Das weibliche Personal hüllte sich daher in Decken und Mäntel und erfüllte an den Fernschränken unverdrossen seinen Dienst unter den sonst gleichen Entbehrungen und erbärmlichen Lebensbedingungen, wie sie für das technische Personal bereits erwähnt worden sind. Es ist daher eine gebieterische Pflicht, auch dem gesamten weiblichen und männlichen Betriebs- und Verwaltungspersonal des Fernmeldeamt für seine vorbildliche Hingabe in schwerster Notzeit zu danken.

Die Schilderungen der Lage, in der sich das Fernmeldeamt Trier in den ersten 3 Nachkriegsjahren befand, wäre nicht vollständig, wenn nicht auch noch die Beziehungen des Fernmeldeamt zur Gesellschaft für Post, Telefone und Telegraphie, einer Abteilung des Gouvernement Militaire für Post, Telegraph, Telephon, kurz gestreift würden. Leiter der Gesellschaft für Post, Telefone und Telegraphie war seit Beginn der Besetzung durch die Franzosen der Attaché première classe Thomas, ein Telegraphenbeamter aus Paris, der als solcher volles Verständnis für die technischen und betrieblichen Nöte des Fernmeldeamt hatte. Thomas erkrankte im Jahre 1951 und starb in Paris. Die Beziehungen des Fernmeldeamt zur Gesellschaft für Post, Telefone und Telegraphie waren in der ersten Zeit, wenn auch nicht gerade gut, so aber doch zufriedenstellend. Anerkannt werden muss, dass sich Thomas öfters tatkräftig für das deutsche Personal einsetzte und es vor angedrehten schweren Strafen bewahrte, wenn es aus Unkenntnis oder auch aus Willkür seitens französischer Militär- oder Verwaltungsdienststellen der Fahrlässigkeit in Ausübung seines Dienstes beschuldigt wurde. Es kamen allerdings auch andere Fälle vor. Das besonders bei unvermeidlichen Betriebsstörungen öfters gehörte Wort “Sabotage” war ein böses Wort, zumal es jeder Grundlage und Beweiskraft entbehrte. Mit der Abnahme der Kriegspsychose und der Zunahme der Selbständigkeit der Deutschen Post besserten sich die Beziehungen zur Gesellschaft für Post, Telefone und Telegraphie zusehends.
Möge das Fernmeldeamt nie wieder vor Probleme gestellt werden, wie sie nach dem völligen Zusammenbruch im Jahre 1945 bestanden haben.

 

Amtstechnik

Die Jahre 1952 bis 1955 stellten das Fernmeldeamt Trier und seine Angehörigen vor eine Fülle von Aufgaben, die nicht nur auf organisatorischem und personellem, sondern in erster Linie auf technischem Gebiet zu lösen waren.
Die sich von 1952 an auf dem Gebiete der Technik ergebenden Arbeiten wurden alle unter dem Gesichtspunkt ausgeführt, den neuesten Erkenntnissen des Fortschritts in der Technik Rechnung zu tragen und damit dem Fernmeldedienst der Zukunft, vor allem der Vollautomatisierung, den Weg zu bereiten. Die von dem genannten Zeitpunkt an pausenlos auf vollen Touren laufende Umstellungsphase vom handvermittelten zum Selbstwählferndienst (SWFD) stellte an den Leistungswillen und die Einsatzbereitschaft der im Planungs- und Bauüberwachungsdienst beschäftigten Kräfte kaum zu bewältigende Anforderungen. Oft liefen bis zu 9 große Bauvorhaben nebeneinander, deren planmäßige Fertigstellung nicht nur eine die Kraft des Einzelnen übersteigende Arbeitsleistung, sondern auch ein gerütteltes Maß an Organisationstalent verlangten, um die Übersicht nicht zu verlieren.
Der erste Schritt auf dem Wege zum Selbstwählferndienstes im Bezirk der Oberpostdirektion Trier wurde mit dem Aufbau des Knotenamtes (KA) Bitburg getan.
Der genaue Termin für die Einrichtung des ersten Fernamtes Bitburg ist nach meinen Ermittlungen nicht eindeutig feststellbar. Ein Beamter weiß sich noch zu erinnern, dass das Fernamt Bitburg im Jahre 1898 aus ein bis zwei Fernschränken bestand, die ein Beamter bediente.
Der Aufbau des Knotenamtes Bitburg durch die Firma Siemens wurde in dem neuen, mit einem Kostenaufwand von nahezu einer halben Million DM, an der Saar- Ecke - Güterstraße erstellten Fernmeldedienstgebäude ausgeführt. (Anhang Anl.20..)
Gleichzeitig mussten bei den an das Knotenamt Bitburg anzuschließenden Vermittlungsstellen (VST) alle erforderlichen Maßnahmen für die Umstellung getroffen werden. Die Vermittlungsstelle Hand Bitburg mit ihren 400 Anschüssen wurde auf Wählbetrieb umgestellt und dem Bedürfnis der US - Streitkräfte entsprechend auf 1800 Anschlussmöglichkeiten erweitert. Bei den Vermittlungsstellen Körperich, Rodershausen, Dudeldorf und Speicher war außerdem eine Auswechslung der völlig veralteten technischen Einrichtungen notwendig.
Ende Mai 1955 waren die Arbeiten beendet, und am 11. Juni 1955 hat mit der Einschaltung des Kabelaufführung Bitburg der Selbstwählferndienstes im Bezirk Trier seinen Anfang genommen.
Um diesem ersten großen Ereignis auf diesem Gebiet einen festlichen Rahmen zu geben, hatte Herr Präsident Dr. Simon die Spitzen der Behörden zu einem Empfang eingeladen, an dem auch Vertreter der Presse teilnahmen. Die ihr und den Gasten auf dem Rundgang durch das Amt gegebenen Aufschlüsse über den Aufwand an Material, Arbeit und Kosten, sowie über die Vorteile, die der staunenden Menschheit mit dieser neuen Einrichtung geboten werden, fanden in den Artikeln der beiden heimischen Zeitungen vom 13. Juni 1955 gebührenden Niederschlag. (Anhang Anl. .21,22..).
Trotz der von diesem Zeitpunkt an in die Hände der Teilnehmer gelegten Herstellung einer Verbindung innerhalb des Knotenamts - Bereiches konnte das Fernamt Bitburg zunächst noch nicht aufgehoben werden, weil sowohl die technischen als auch die betrieblichen Vorbedingungen beim Hauptamt (HA) Trier - den restlichen handvermittelten Ferndienst der Kabelaufführung - Bitburg zu übernehmen - noch nicht gegeben waren. Diese Umschaltung musste deshalb einem späteren Zeitpunkt vorbehalten bleiben.

Zunächst wurden alle Vorkehrungen getroffen, diesen Mangel bei der Einschaltung der weiteren im Bau befindlichen Knotenämter des Bezirks u. zw. Trier, Bernkastel und Prüm nicht in Erscheinung treten zu lassen.
Der ungeheure Kostenaufwand, der durch die technischen Umbauarbeiten im Bezirk entstand, ließ es leider nicht zu, auch die Vermittlungsstellewählbetrieb Trier durch ein vollkommen neues, den anlässlich der Umstellung auf den Selbstwählferndienstes gestellten Anforderungen in vollem Maß entsprechendes Wähleramt zu ersetzen. Man entschloss sich daher, wenn auch widerstrebend und nur der Not gehorchend zu einer Grundüberholung des völlig veralteten, (System 1922/27/40) in den Kriegsfolgejahren mit vieler Mühe und dem besten Bestreben aus bereits ausgemusterten oder entbehrlich gewordenen Teilen anderer Wählvermittlungsstellen zusammengesetzten Wähleramtes.
Eine Aufbaufirma wurde mit dieser undankbaren und schwierigen Aufgabe betraut, der sie sich in mühevoller Kleinarbeit von November 1954 bis November 1955 unterzog. Dabei wurde die störungsanfälligste Zweitausendergruppe des Systems 22 durch eine des Systems 40 ausgewechselt und die so brennend notwendige Erweiterung des Amtes um zunächst 100 Anschlusseinheiten und 100 Leitungswähler Ausgänge vorgenommen. Von den nicht nur durch die Überholungsarbeiten auftretenden, den nicht geringen Missmut der Fernsprechteilnehmer hervorrufenden Schwierigkeiten erzählt der beiliegende, nach einem Interview mit dem Leiter des Fernmeldeamt in der Trierischen Landeszeitung am 10.8.1955 erschienene Artikel. (Anhang Anl. 23..)
Nachdem dann auch noch bei den Wählvermittlungsstellen Konz, Welschbillig, Hetzerath, Schweich und Neumagen neue Amtseinrichtungen mit den entsprechenden Schaltgliedern zur Umstellung auf den Selbstwählferndienstes auf- bzw. eingebaut worden waren, konnte das Teil - Knotenamt Trier eröffnet und am 18.10.1955 der Selbstwählferndienstes zunächst mit den o. a. Endämtern aufgenommen werden.

Inzwischen waren die Arbeiten in Bernkastel soweit gediehen, dass es möglich war, das Knotenamt Bernkastel, dessen Wählvermittlungsstellen Mülheim, Morbach, Osann, Zeltingen - Ürzig ebenfalls neue, auf den Selbstwählferndienst umgestellte Amtseinrichtungen und die Wählvermittlungsstellen Kleinich und Bernkastel selbst Zusatzgestelle erhalten hatten, in Betrieb zu nehmen und das Überweisungsfernamt (ÜF) Bernkastel am 20.10.1955 aufzulösen. 
Hinter der lakonischen Meldung der - von diesem Tage an zum automatischen Knotenamt gewordenen - Fernmeldedienststelle über die letzte von Menschenhand hergestellte Fernverbindung in Bernkastel verbirgt sich die unausgesprochene Tatsache, dass der unaufhaltsam vorwärtsdringende Menschengeist Erkenntnisse schafft, deren Auswirkungen den Menschen herausdrängen aus Gebieten, auf denen er ein Menschenalter hindurch Arbeit und Geborgenheit gefunden hatte. (Anhang Anl. 32..).

In dem durch die Auswirkungen des Krieges am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Prümer Gebiet wurde von 1954 ab zunächst mit der Umstellung aller nach dem Kriege behelfsmäßig aufgebauten, zum künftigen Kontenamt Prüm zählenden Handämter auf Wählbetrieb begonnen.
Im Juni 1955 konnte in dem neu aufgebauten Fernmeldedienstgebäude an der Hahnstraße mit dem Aufbau der Vermittlungsstellewählbetrieb Prüm (600 Anschlusseinheiten)- Fertigstellung Oktober - und des Knotenamts Prüm und den hierfür notwendig werdenden Einrichtungen begonnen werden. Im Mai 1956 konnte das gesamte Knotenamt Prüm (erweitertes Kabelaufführung) mit seinen 13 bzw. 14 Endämtern dem Selbstwahlferndienstes erschlossen werden.

Neben diesen umfangreichen Arbeiten wurden auch noch bei der Vermittlungsstellewählbetrieb Birkenfeld alle technischen Vorkehrungen für die spätere Umstellung auf den Selbstwählferndienst getroffen und die Handver-mittlungsstellen Niederzerf, Wincheringen und Freudenburg in Wählvermittlungsstellen umgewandelt.
Daneben mußte die Vermittlungsstellewählbetrieb Baumholder, bedingt durch die gestellten Anforderungen des in diesem Gebiet liegenden Truppenübungsplatzes der Amerikaner um 300 und etwas später um weitere 600 Anschlusseinheiten sowie Zweierschienen für 100 Gemeinschaftsanschlüsse erweitert werden. Mit ihren nun insgesamt 2050 Anschlussmöglichkeiten zählt sie zur Zeit zur zweitgrößten Vermittlungsstellewählbetrieb des Bezirks.
1954 ist in Dörbach die neu eingerichtete Vermittlungsstellewählbetrieb in Betrieb genommen worden, in deren Ortsnetzbereich die Gemeinden Klausen, Krames, Pohlbach, Salmrohr, Dreis Kr. Wittlich und Bruch einbezogen worden sind.
Im November 1955 hat die Firma Siemens und Halske mit dem Aufbau der Vermittlungsstellewählbetrieb Spangdahlem (500 Anschlusseinheiten)als Unteramt zur Vermittlungsstellewählbetrieb Dudeldorf begonnen. Diese Vermittlungsstellewählbetrieb sollte zum 1.2.1956 in Betrieb gehen und einem dringenden Bedürfnis der amerikanischen Sicherheitsstreitkräfte dienen.

 

Telegraphentechnik

Für den Telegraphenbetrieb ist am 2.4.1954 eine Wähltelegraphenvermittlung 40 nach Bernkastel in Betrieb genommen und am 1.6.1955 die Wähltelegraphenvermittlung 34 nach Kaiserslautern auf 24 Kanäle ausgebaut worden.
Im Zuge der allgemeinen Automatisierung des Telegraphennetzes wurde das Telegraphenwählamt Trier mit 20 Anschlusseinheiten am 18.9.1954 in Betrieb genommen. Angeschlossen sind die Haupttelegraphenstelle für Wählbetrieb Trier und die Endtelegraphenstelle für Wählbetrieb Prüm, Gerolstein, Bitburg, Wittlich, Bernkastel, Idar - Oberstein und Baumholder.
Ein historisch denkwürdiger Tag war der 22. Juli 1957, als die Haupttelegraphenstelle für Wählbetrieb Trier an das Gentex - Netz angeschlossen wurde. Das Gentex - Netz, das wir an anderer Stelle schon erwähnt haben, ist das Auslands - Telegraphenamts - Wählnetz. Die Bezeichnung ist ein weinig umständlich, aber darum doch zu verstehen. Unter dem Namen “Gentex” kann sich der freundliche Leser vermutlich gar nichts vorstellen. Ja, wir leben im Zeitalter der Abkürzungen. Ich möchte da - ein wenig vom Thema abweichend - eine kleine Episode erzählen à propos “Abkürzungen”, . Das war also folgendermaßen: Bei einer Eignungsfeststellung in Trier entspann sich folgender Dialog zwischen Prüfenden und dem Prüfling: “Welche Schule haben Sie besucht?”, Antwort des Prüflings: ”die AVS”. Herr X konnte sich unter der AVS nicht vorstellen. (Gemeint war die Auguste Viktoria - Schule!) Erneute Frage an den Prüfling: “Ach so, Sie haben auch den Aküfi!!” (?????????) - Abkürzungsfimmel!!!!!
Nun aber zurück zum Gentex - Netz. Wir wissen, dass das Ziel des Telegraphenamtswähldienstes überhaupt die unmittelbare Übermittlung von Telegraphenstelle zu Telegraphenstelle ist. 1955 führte man zunächst in den Bereichen der Zentraltelegraphenstellen Frankfurt /Main und Stuttgart diesen Dienst ein und baute das Netz nach und nach aus, sodass später alle Zentraltelegraphenstellen sich untereinander erreichen konnten. Darüber hinaus bestand nun auch noch die Möglichkeit, die Telegraphenstellen aller an das Gentex - Netz angeschlossenen Länder unmittelbar zu erreichen und dies für die Haupttelegraphenstelle für Wählbetrieb Trier seit dem 22.7.1957.
Damit waren wir wieder einen großen Schritt vorwärtsgekommen. Das starre System der Ländergrenzen wurde durch diese Beziehungen hin und her ordentlich aufgelockert. Der so ermöglichte unmittelbare Austausch zwischen den Völkern verschiedener Sprachen wirkte sich positiv aus und förderte die Verständigung. Wenn man bedenkt, welches Problem es früher war, mit dem Ausland in Verbindung zu treten, und welch ein Ereignis, eine Nachricht von Freunden in Frankreich oder gar England zu erhalten! Und dann brauchten wir nur eine Wählerscheibe zu betätigen, und schon hörten wir am anderen Ende: “Oui, j’éoute”. Europa rückte enger zusammen, und die Welt wurde immer kleiner.
Auch das Telegraphenwähl - Amt, das Wählamt der an das öffentliche Fernschreibnetz angeschlossenen Teilnehmer, blieb nicht auf seinem ersten Stand. Nachdem es am 1.3.1953 mit 60 Anrufeinheiten in Betrieb genommen war, wurde es bereits am 12.3.55 um 40 Anschlusseinheiten erweitert. Auch den privaten Fernschreibteilnehmern ist es seit diesem Jahre (1958) möglich, Fernschreibanschlüsse im Ausland durch direkte Wahl zu erreichen. Außer der Bundesrepublik nahmen noch 6 Länder am Auslandsdienst teil und zwar: Belegien, Dänemark, Niederlande, Österreich, Schweden und die Schweiz. In Idar - Oberstein wurde 1956 am 1. Februar ein Telegraphenwähl - Teilamt für 10 Teilnehmer eingerichtet. Dieses wurde dann wieder am 20. September 1957 durch das Telegraphenwähl - Kleinamt 56 mit 20 Anschlusseinheiten ersetzt.
In Wittlich meldeten sich nach und nach immer mehr Interessenten für einen Fernschreibanschluss, sodass dort die Einrichtung einer kleinen Vermittlung in Erwägung gezogen wurde. Nachdem Idar - Oberstein neu ausgerüstet war, erhielt auch Wittlich am 3.10.1957 ein Telegraphenwähl - Kleinamt 56 für 20 Anrufeinheiten. So schreitet auch die Automatisierung des Telegraphendienstes rüstig fort, nachdem der Selbstwählferndienst so wacker vorausgeschritten ist und die Wege geebnet hat.
Zuletzt, jedoch nicht mit weniger Nachdruck, also last not least müssen wir auch die Telegraphenübertragungsstelle (TUest) in Augenschein nehmen, um zu sehen, was sich dort ereignet hat. Wie sollten die Telegramme mit solcher Geschwindigkeit und Genauigkeit des Textes und in solcher Vielzahl gleichzeitig übermittelt werden, wenn nicht gute Übertragungswege zur Verfügung stünden. Auch hier musste immer wieder Neues und Vollkommeneres entwickelt werden. 1956 wurden 4 Wähltelegraphenvermittlung - 53/24 Lo für die Strecken Trier - Frankfurt / Main, Trier - Koblenz, Trier - Metz und Trier - Prüm in Betrieb genommen. Nach Frankfurt / Main werden viele Kanäle benötigt, da wir die 47, die Kennzahl des Hauptamtes Trier, über das Zentralamt Frankfurt wählen. 1958 kamen noch 4 weitere Wähltelegraphenvermittlung 53/24 Lo hinzu für die Strecken Trier - Wittlich, Trier - Idar - Oberstein und Trier - Kaiserslautern, Gleichzeitig wurden 3 Wähltelegraphenvermittlung 34/18 - fach, die vorher auf den Strecken Trier - Wittlich und Trier - Kaiserslautern eingesetzt waren, außer Betrieb gesetzt. Auch zwischen Trier und Idar - Oberstein wurden 2 Wähltelegraphenvermittlung 5 - fach frei. Diese fanden Verwendung für eine Direktverbindung Trier - Flugplatz Spangdahlem zur Entlastung des Bezirk 34 Wittlich - Spangdahlem und des Kabels Wittlich - Trier.

 

Verstärkertechnik

Das erste Verstärkeramt beim Fernmeldeamt Trier wurde Anfang 1933 mit rund 20 Schnurverstärkern eingerichtet. Ihm folgte im September 1938 ein nach den neuesten technischen Erkenntnissen eingerichtetes Verstärkeramt, ausgerüstet mit Vierdraht- Zweidraht - Zweidrahtend- und Allverstärkern sowie mit Tonfrequenzrufumsetzer- und Rufübertragungen. Seine Bestückung bestand aus insgesamt 260 Verstärkern. Hierzu kamen später noch je ein Drahtfunk- und Rundfunkgestell. Dieses moderne Verstärkeramt wurde im Dezember 1944 mit Drahtfunk- und Rundfunkgestell auf Befehl der Wehrmacht restlos abmontiert, verschickt und blieb verschwunden. Ziel all der o. a. Verbesserungen waren durch Verkürzung der Wartezeiten schnellere Abwicklung des Gesprächsflusses, bessere Sprechverständigung, Vereinfachung des Störungsdienstes und Entlastung des Vermittlungspersonals, kurz gesagt, Hebung der Betriebsgüte. Der Erfolg zeigte sich deutlich in der fortgesetzt steigenden Anzahl der Fernsprechanschlüsse und damit der Zahl der Orts- und Ferngespräche. Das in den technischen Anlagen investierte außerordentlich hohe Kapital verzinste sich auf die Dauer reichlich durch die Steigerung der Gebühreneinnahmen. Andererseits aber konnte es nicht ausbleiben, dass mit der Zunahme des Fernsprechverkehrs die Telegraphie ihre bis dahin vorherrschende Stellung immer mehr verlor.

Diesem erfreulichen Aufstieg bereitete der Krieg ein jähes Ende. Im Jahre 1945 wurden aus dem Maschinen-raum die von den Bomben verschont gebliebenen 5 Ladeaggregate fortgeschafft, darunter drei für die Heizbatterie, eine für die Anodenbatterie, eine für die Wähl-und Fernamtsbatterie sowie ein Gleichrichter für das Übertragungstelegraphiesystem UT 60. Die weggeschafften Ladeeinrichtungen wurden nie mehr wieder gesehen. Die Ladetafel für UT und die Ladetafel für die Heizbatterie mit ihren Messinstrumenten und Schaltern gingen durch einen Bombentreffer zu Bruch. Dadurch blieben die Verstärkerbatterien bis 1946 ohne Ladung. Später wurde die Ladung der Anodenbatterie durch ein Relna - Gerät (Trockengleichrichter) und die der Gitterbatterie durch einen Wehrmachts - Einankerumformer ermöglicht. 
Fernmeldeamt und Oberpostdirektion waren sich von Anfang an darüber im Klaren, dass diese und alle anderen zur Betriebsaufnahme geschaffenen technischen Einrichtungen nur provisorischen Charakter haben konnten und baldmöglichst durch neuzeitliche, betriebssichere und leitungsfähigere Anlagen ersetzt werden mussten.
Das aber war aus folgenden Gründen nicht so einfach:
Die bekanntesten deutschen Elektro- Weltgroßfirmen beispielsweise Siemens, lagen mit ihren größten und leistungsfähigsten Betrieben in Berlin im Sowjetsektor und konnten schon aus diesem Grunde nichts liefern. Zudem war nahezu der gesamte Maschinen- und Materialpark dieser Firmen nach dem Osten entführt worden. Soweit diese Firmen Niederlassungen im Bundesgebiet hatten, musste deren Produktion zuerst einmal anlaufen, was bei dem überall herrschenden Maschinen- und Materialmangel auf größte Schwierigkeiten stieß. Aber selbst für die geringe Produktion kam die Bundespost als Abnehmer nur selten in Frage, weil sie, obwohl alter und guter Kunde an Wert verloren hatte. Wegen der Wertlosigkeit der Reichsmark hatte sich im gesamten Bundesgebiet die Sitte eingebürgert, Ware nur gegen Ware herzugeben. Man nannte das so hübsch “kompensieren”. Kompensationsware jedoch besaß die Deutsche Bundespost nicht. Das Fernmeldeamt mußte sich daher notgedrungen mit einer starken Verzögerungen ganzen Reihe notwendiger Aufbaumaßnahmen abfinden. Da aber das Fernmeldewesen als lebenswichtiger Faktor aus dem gesamten Wirtschaftsleben nicht wegzudenken war, mussten die Großfirmen in den dringendsten Fällen neben dem von ihnen wegen der Kapitalsbildung vorgezogenen ausländischen Markt, auch den deutschen Markt gegen Zahlung von Reichsmark beliefern. 

So erfolgte:

1.

Am 17.8.1946 die Inbetriebnahme eines durch Siemens und Halske aufgebauten Verstärkeramtes mit einer Bestückung mit 27 Allverstärkern, 20 Vierdrahtverstärkern, 10 Zweidrahtverstärkern und 8 Tonfrequenzrufumsetzern. Als Heizbatterie diente eine Autobatterie zu 1000 Ah, die, da zu schwach, ständig durch einen 1946 gelieferten Umformer gepuffert werden mußte.

2. Auswechslung der vorgenannten Autobatterie durch eine leistungsfähige Heizbatterie zu 864 Ah im August 1947, geladen und gepuffert durch einen Umformer 120 Amp.
3. Lieferung eines Einankerumformers zur Ladung der Gitterbatterie im Jahre1946.
4. Lieferung eines Relnagerätes (Trockengleichrichter) 70 Amp. im Jahre 1947 zur Pufferung der neuen Heizbatterie während der Nacht.
5. Lieferung eines Relnagerätes 3 Amp. zur Ladung der Anodenbatterie im Jahre 1947.
6. Inbetriebnahme einer neuen Wähl-und Fernamtsbatterie zu 1152 Ah am 11.5.1948 an Stelle der seit 1929 in Betrieb befindlichen Batterie. Mit dem Einschalten der neuen Batterie war dem Fernmeldeamt eine schwere Sorge genommen, denn mit dem fortschreitenden Plattenzerfall drohte die überalterte bisherige Batterie jeden tag zusammenzubrechen und damit den gesamten zivilen und Besatzungs Orts- und Fernverkehr auf längere Zeit lahmzulegen.
7. Zum Laden der neuen Batterie diente anfangs ein Argonalgleichrichter 60 Amp. Dieser wurde später ersetzt durch den stark beschädigten und beim Fernmeldeamt instandgesetzten Quecksilberdampfgleichrichter 150 Amp. mit einem von der Oberpostdirektion Koblenz gelieferten Kolben. Als dieser Kolben völlig unerwartet ausgefallen war, mußte schleunigst ein neuer beigeschafft werden, was aber nur durch die Luftbrücke von Berlin aus, der damals einzigen Verbindung nach dem Westen, möglich war.
8.

Lieferung je eines Glühkathodengleichrichters für die UT 20 zu 4 Amp. und für die UT 60 zu 6 Amp.

9.

Ausbau der aus Oberstein herbeigeschafften AT auf 14 Platten, geliefert aus Koblenz und Rastatt.

10.

Lieferung eines Selengleichrichters für die Batterie der Signaleinrichtung des Verstärkeramtes und die Speisung des Oberpostdirektion - Vermittlungsschrankes.

All diese während der Reichsmarkzeit getätigten Beschaffungen, so gewichtig sie im ersten Augenblick auch erscheinen mögen, brachten wohl einen fühlbaren und begrüßenswerten Fortschritt, waren aber dennoch nicht ausreichend, den von ziviler und Besatzungsseite gestellten Forderungen an ein neuzeitliches, leistungsfähiges Fernmeldewesen zu genügen. Diese an sich berechtigten Forderungen konnten erst nach der Ende Juni 1948 erfolgten Währungsreform verwirklicht werden. So wurde die erste Erweiterung des Verstärkeramtes um 33 Allverstärker, 20 Zweidrahtverstärker und 12 Tonfrequenzrufumsetzer im Jahre 1949 vorgenommen, eine weitere um 30 Allverstärker folgte im Jahre 1953. Später war das Verstärkeramt insgesamt mit 90 Allverstärkern, 20 Vierdrahtverstärkern, 30 Zweidrahtverstärkern und 20 Tonfrequenzrufumsetzern bestückt.
Auch ein und Funkverstärkeramt konnte nach der Währungsreform in Betrieb genommen werden.

Als Ausfluss des allgemeinen Bemühens die politischen, kulturellen und menschlichen Beziehungen der Bundesrepublik zu seinen westlichen Nachbarn zu vermehren und im Hinblick auf den zunehmenden wirtschaftlichen Verkehr nach Westeuropa wurden in Trier die beim Fernmeldeamt bisher nach Luxemburg bestehenden Verbindungsmöglichkeiten um ein vielfaches vermehrt. Man griff dabei nicht auf die althergebrachten Übertragungsmöglichkeiten zurück, sondern machte sich die neuesten Erkenntnisse der Mehrfachausnutzung von Kabelleitungen zunutze. Am 31.10.1953 wurde das Fernkabel (FK) 312 zwischen Luxemburg und Trier geschaltet. Mit diesem ersten im Bezirk Trier in Mehrfachausnutzung betriebenen Kabel ist zugleich das Trägerfrequenz - Verstärkeramt Trier, (System V48) mit einem Erstausbau für 108 amtsendende, 100 Durchgangsleitungen und 108 Kanalumsetzern in Betrieb genommen worden.
Um die Energieverlust der über Trägerfrequenz-Kanäle übertragenen Sprache bei den amtsendenden und bei den in Trier auf ein anderes Kabelsystem übergeführten Sprechkreisen ausgleichen zu können und damit eine ausreichende Empfangsgüte zu gewährleisten, musste als notwendige Folge auch das Niederfrequenz - Verstärkeramt um 9 Allverstärker, um 2 Gestelle mit 108 Allverstärkern II, 5 Tonempfangsendsatzgestelle mit 104 Endsätzen und um 1 Sicherungsgestell erweitert werden.

Mit der Inbetriebnahme des Trägerfrequenz - Fernkabel 312 und der damit bei Fernmeldeamt Trier notwendigen technischen Einrichtungen war aber erst die erste Phase des vorgesehenen Bauplanes erreicht, der darin bestand, die angefangene Trägerfrequenz - Linie 312 von Trier als Trägerfrequenz - Linie 313 über Koblenz weiterzuführen und sie in Limburg an die neue, die Bundesrepublik von Nord nach Süd in Form einer 8 durchziehende Trägerfrequenz - Fernkabel - Linie anzuschließen. Alle notwendigen Vorbereitungen sind soweit vorangetrieben worden, dass im Oktober 1955 die Inbetriebnahme der Trägerfrequenz - Kabelstrecke 313 V 60 Trier - Limburg vorgenommen werden konnte. Das Trägerfrequenz - Verstärkeramt ist dafür um 20 Gruppen (240 Kanäle) und um alle technischen Einrichtungen erweitert worden, die notwendig sind, die beiden, wegen des bei Trägerfrequenz - Kabeln notwen-digen verkürzten Verstärkerabstandes - in Strotzbüsch und Hochkreuz - eingerichteten, unbemannten Verstärkerämter von Trier aus zu steuern und zu betreuen.
Die sich aus der Trägerfrequenz - Schaltung für das Niederfrequenz - Verstärkeramt Trier ergebende Erweiterung umfasste 12 Allverstärker II und 96 Tonfrequenzrufumsetzer. Dieser Erweiterung ging am 16.2.1955 die Aufnahme von 2 Gestellen mit Tonrufumsetzern voraus, von denen 40 TRUvz für Leitungen nach dem westlichen Ausland geschaltet wurden. Mit der Anschaltung des Trägerfrequenz - Fernkabel 312/313 findet nicht nur der Anschluss Triers an das, die großen Wirtschaftszentren verbindende Trägerfrequenz - Fernkabelnetz statt, sondern damit ist auch ein wichtiger Schritt getan, später einmal den innerdeutschen Selbstwählferndienst über die Bundesgrenzen hinaus auszudehnen.

Um dem sich ständig ausweitenden Fernsprechverkehr ohne allzu großen Kostenaufwand eine größere Zahl von Sprechwegen zur Verfügung stellen zu können, wurden 1954 in dem von Mannheim über Kaiserslautern - Idar - Oberstein - Bernkastel nach Wittlich führenden Fernkabel 242 20 Doppeladern entspult und auf diese Weise der Mehrfachausnutzung durch Trägerfrequenz - Systeme 212 zugänglich gemacht.

Auf dem Gebiete des Rundfunks musste im Mai 1955 durch das Hinzkommen weiterer Rundfunkleitungen den beiden vorhandenen Rundfunkverstärkergestellen ein weiteres hinzugefügt werden.

 

1956 - 1957 - 1958

Die Mehrfachausnutzung der Fernsprechkabel mit Hilfe der Trägerfrequenztechnik hat sich glänzend bewährt. Es ist fast unglaublich, wie viele Stromkreise auf diese Weise in einer Ader oder einem niedrig - paarigen Kabel gewonnen wurden. Beim V 60 - System werden auf einer einzigen Ader 60 Gespräche gleichzeitig übermittelt, das ergibt bei einem 24 - paarigen Kabel - wie z. B. dem Fernkabel Trägerfrequenz 312 Trier - Luxemburg - 1440 Gespräche in einer Richtung. Durch Inbetriebnahme von 7 Z 12 N - Systemen zwischen Trier und Prüm am 28.3.1956 wurden 84 Stromkreise geschaffen. Dies bedeutet zunächst eine spürbare Entlastung des Fernkabel 54. Ferner war besonders wertvoll, dass sie als Vierdraht - Stromkreise geschaltet waren, da das Hauptamt Trier schon teilweise auf Vierdrahtwähler umgestellt war. Kämen die Leitungen zweidrahtmäßig an, dann müssten zwischen diesen und den Vierdrahtwählern eigens Gabelschaltungen angebracht werden, die wieder erhebliche Kosten verursachten und außerdem zusätzliche Dämpfung und Störungen mit sich brächten. 
Von Trier nach Metz wurde über Luxemburg eine weitere V 12 mittels V 60 - Einrichtungen in Betrieb genommen. Über Luxemburg konnte das Trägerfrequenz - System z. Zt. nur 12 - fach betrieben werden, da in Wecker noch das unbemannte Trägerfrequenz - Verstärkeramt fehlte.
Seit dem 13.6.1958 hatten wir 3 weitere V 12 - Linien und zwar Düsseldorf - Luxemburg, Köln - Luxemburg und Frankfurt / Main - Luxemburg, jedes mal 6 gehende und 6 kommend Leitungen. Bei den Trägerfrequenz - Systemen wird in Richtungsverkehr gearbeitet. Die Leitungen werden nicht mehr wie früher wechselseitig betrieben. Die Bezeichnung der Leitung gibt eindeutig die Verkehrsbeziehung an. Heißt diese z. B. “Frankfurt - Luxemburg”, dann dient sie nur dem Verkehr von Frankfurt nach Luxemburg und nicht umgekehrt. Im Schaltauftrag erhalten die Leitungen Kennzahlen, aus deren Zusammensetzung Art und Richtung zu ersehen ist. Wählen wir folgendes Beispiel:

Leitung Nr.: 16/2/65/1

16 = Selbstwählferndienst (SWFD) - Leitung
2 = Zentralamt Düsseldorf
65 = Hauptamt Trier
1 = erste Leitung

Die Leitung ist also für den Verkehr von Düsseldorf nach Trier bestimmt. Umgekehrt wäre die Bezeichnung: 16/65/2/1

Die erste Ziffer gibt die Art der Leitung an. Wie wir sehen,

bedeutet 16 = SWF (für Selbstwählferndienst)
und z. B. 13 = Fwl (Fernwahl)
24 = ÜL (Überweisungsleitungen )
21 = Dl (Dienstleitung)

Wir waren von den neuen V 12 - Linien nach Luxemburg ausgegangen. Diese kommen als V 60 an und werden in Trier nach Luxemburg über Gruppendurchschaltefilter weitergeschaltet. Bei der V 60 kann man nicht einen einzelnen Kanal herausfiltern, sondern man muss - um es fachmännisch auszudrücken - mit einer ganzen Gruppe “aussteigen”, und zwar wie schon erwähnt über Gruppenfilter.
Der Selbstwählferndienst machte seinen Siegeslauf. Er ist nicht mehr aufzuhalten. Ein Endfernamt nach dem anderen fällt ihm zum Opfer, und - gleichsam wie in der Natur nach einem warmen Regen - schiessen die Knotenämter wie Pilze aus dem Boden. Auch Idar - Oberstein ist jetzt Knotenamt. Für die Schaltung der Knotenamtsleitungen nach Trier wurden 2 weitere V 12 (jetzt im ganzen 5) in Betrieb genommen. Ein Querleitungsbündel von Frankfurt / Main nach Idar - Oberstein ermöglicht eine unmittelbare Verbindung von Zentralamt zu Knotenamt unter Umgehung des Hauptamtes Trier.
Am 13.7.57 ging eine V 60 - Linie Trier - Mayen in Betrieb. Im Mayen “steigen wir um” in die V 120 nach Köln - Düsseldorf in nördlicher Richtung und finden nach Süden Anschluss n die Linie Kreuznach - Frankfurt / Main. Durch diese Schaltung sind die Querleitungsbündel nach dem Zentralamt Düsseldorf und dem Hauptamt Köln erweitert. Dr Regelweg wäre über unser zuständiges Zentralamt Frankfurt / Main.
Auch das Bündel Trier - Koblenz wurde durch 2 zusätzliche V 60 am 19.8.57 und am 20.1.58 erweitert. Bisher hatten wir nach Koblenz 26 Fernwahlleitungen - zur Hälfte ankommend und zur Hälfte abgehend - und 16 Handrufleitungen.
Es ist nun nicht mehr zu umgehen, sondern dringend erforderlich geworden, auch die Trägerfrequenz - Verstärkerstelle Trier mit V 120 - Einrichtungen auszurüsten. Dies war inzwischen geschehen.
Vier Gruppen wurden vorbereitend eingebaut, sodass wie auch von Trier aus jetzt direkt auf System V 120 übergehen können, beispielsweise also auf das Fernkabel 315 nach Köln, Düsseldorf usw.
Das Fernkabel 54 Trier - Köln und Trier - Prüm, das noch einem älteren Kabeltyp angehört, ist auch der Mehrfachausnutzung, d. h. in diesem Fall dem Zweibandbetrieb - zugänglich gemacht worden, und zwar sowohl für Niederfrequenz - als auch Trägerfrequenz - Betrieb. So kann auch dieses Kabel jetzt für Weitleitungen besser ausgenutzt werden. Die Zweibandeinrichtungen L 47 Trier - Köln über Prüm wurden 1957 aufgebaut und dem Betrieb übergeben. In Prüm sind Zwischenverstärker 35 eingebaut.

Im Jahre 1958 wurden die Gebäude für die Rifstn Trier und Hunsrück erstellt.

 

Stromversorgungsanlagen

Unerlässlich im Wiederaufbau war die Instandsetzung der zerstörten und teildemontierten Stromversorgungsanlagen. Als erstes wurde im August 1945 eine Argonalgleichrichter 40 Amp. zur Ladung der großen Wähl-und Fernamtsbatterie 60 V betriebsfähig gemacht. Diese Batterie war bereits seit 1929 in Betrieb, mithin völlig überaltert. Plattenkurzschlüsse waren an der Tagesordnung. Da der Argonalgleichrichter zur Ladung der Batterie nicht ausreichte, wurde der stark beschädigte Quecksilberdampfgleichrichter zu 150 Amp. 1946 wieder instand-gesetzt; den Kolben lieferte die Oberpostdirektion Koblenz. Die Inbetriebnahme dieses Gleichrichters bedeutete für die Ladung der Wähl - Amtsbatterie mit ihrer hohen Kapazität einen fühlbaren Fortschritt. Sie konnte trotzdem nur als Aufbaubeginn gewertet werden und entsprach keineswegs den hohen Anforderungen, die an ein neuzeitliches Fernsprech- und Telegraphenwesen gestellt werden mussten. Die dringendste Aufgabe war aber erfüllt, dass die Stadt Trier und damit auch große Teile des Oberpostdirektionsbezirks fernmeldemäßig nicht mehr völlig von der Außenwelt abgeschnitten waren.
Erst nach der Währungsreform gelang die Beschaffung 
1. Eines Ladeaggregates zu 150 Amp. für die Heizbatterie
2. Eines Gleichrichters 15 Amp. für die Anodenbatterie
3. Eines Quecksilberdampfgleichrichters 40 Amp. für die UT 60 und eines Trockengleichrichters 2 Amp. Für
die UT 20.

Im Februar 1955 wurde einer Stromversorgungsanlagenbauenden Firma der Auftrag erteilt, die in Trier vorhandene Stromversorgungsanlage auf Netzbetrieb umzustellen, da sie den an sie gestellten Anforderungen nicht mehr genügte. Diese Anlage modernster Technik gestattet es, den dem allgemeinen Netz entnommenen Strom unmittelbar über Regler für den Betrieb der Verstärkereinrichtungen nutzbar zu machen. Von der gleichen Anlage werden, nach Gleichrichten des Wechselstromes die Fernmeldeanlagen über eine Pufferbatterie gespeist. Die Kapazität dieser Batterie reicht aus, um einen Netzausfall bis zu 6 Stunden zu überbrücken. Die Beschaffung einer Netzersatzanlage (Dieselanlage), die notwendig ist, um einen längeren Netzausfall ohne Störung des Fernmeldebetriebes ertragen zu können, musste wegen fehlender Geldmittel auf spätere Zeiten verschoben werden. Die Neugestaltung der Stromversorgung auf Vollnetzbetrieb mit automatischer Umschaltung auf “Sofort - Reserve” ermöglicht nicht nur eine vollständige Unabhängigkeit vom Netz, sondern ersparte dem Amt nach der am 14.10.1955 vorgenommenen Inbetriebnahme 1,5 der bis dahin notwendigen Wartungskräfte.