Cours Schreiben
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Creuznach, d. 16.7.1837 |
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In Folge einer zwischen der Königlich Preußischen und Großh. Oldenburgischen Staats Regierung geschlossenen Convention wird mit dem 4 ten August v. Königlich Preußischer Seits die Verwaltung des gesammt Postwesens in dem Fürstenthum Birkenfeld übernommen. Hiervon sind die Postanstalten des Courses durch hohe Circular-Verfügung vom 3 ten Juli 1837 Nr. 21 in Kenntniß gesetzt worden. Mit demselben Termine werden auf Befehl Sr. Exellenz des Herrn Geheimen Staats Ministers und General-Postmeisters von N a g l e r serwohl im Fürstenthum Birkenfeld, als auf den dasselbe berüh-rende und den benachbarten Preußischen Coursen folgende Einrichtungen vorgenommen. |
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A. Neue Posten |
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I. | Schnellpost zwischen Creuznach und Saarbrück 18 Meilen täglich | |
II. | Schnellpost zwischen Trier und Birkenfeld 7 1/4 Meilen, wöchentlich 3 mal zum Anschluss von Nr. I | |
III. | Fahrpost zwischen Saarlouis und Birkenfeld, über Tholay und Selbach 8 Meilen 2 mal wöchentlich zum Anschluss an Nr. I | |
IV. | Fahrpost zwischen Saarlouis und St. Wendel, über Tholay 5 3/4 Meilen 2 mal wöchentlich zum Anschluss an Nr. I | |
V. | Botenpost zwischen Birkenfeld und Kusel 3 1/2 Meilen wöchentlich 3 mal | |
VI. | Eine dritte Fahrt der Cariolpost zwischen St. Wendel und Baumholder | |
.B. Folgende Posten werden aufgehoben |
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1) | Fahrpost zwischen Creuznach und Saarbrück 2 mal wöchentlich | |
2) | Reitpost desgleichen wöchentlich 4 mal | |
3) | Fahrpost zwischen Trier und Hermeskeil wöchentlich 3 mal | |
4) | Botenpost zwischen Hermeskeil und Birkenfeld wöchentlich 3 mal | |
5) | Botenpost zwischen St. Wendel und Baumholder wöchentlich 1 mal | |
C. Neue Postanstalten |
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1. | Postverwaltung Birkenfeld | bisher durch die Fürstl. Thurn u. Taxissche Administration verwaltet, treten, wie oben bemerkt, unter preußische Verwaltung |
2. | Postexpedition Oberstein | |
3. | Brief-Sammlung Selbach im Birkenfeld`schen wird neu eingerichtet | |
4. | Sobernheim | |
5. | Hermeskeil | |
6. | Lebach | |
7. | Tholay | |
In diesem Coursschreiben sind die Instructionen wegen Einrichtung des Haupt-Courses Nr. I erhalten. Für jeden der oben bezeichneten Seiten Course /A/ erfolgt ein besonderes Coursschreiben. |
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I. | Schnell-Post zwischen Creuznach und Saarbrück 18 Meilen täglich. | |
§ 1 Cours Abgang von Creuznach | Abgang von Saarbrück | |
täglich 2 Uhr früh | täglich 4 Uhr früh | |
nach Ankunft der Schnell- | nach Ankunft der Mallepost von Paris | |
post von Bingerbrück / | ||
Coblenz / Mainz | ||
Ankunft in Birkenfeld | Ankunft in Birkenfeld | |
9 Uhr 10 Minut. Früh | 10 Uhr 35 Minut. Vormittags | |
Ankunft in Saarbrück | Ankunft in Creuznach | |
4 Uhr Nachmittags | 6 Uhr 35 Minut. Abends | |
zum Anscluss an die Malle- | zum Anschluss an die Schnellpost nach | |
post nach Paris | Bingerbrück / Coblenz / Mainz | |
Den Cours im Speciellen, sowie alle Beförderungs- und Expeditions-Zeiten weiß der hierbeigeführte Cours-Tableau Nr. I. nach. Ein Hauptzweck bei Einrichtung dieser Post ist, die Schnell-Post-Course am Rhein in Bingen nach Coblenz und Mainz, mit der Französischen Malle-Post in Saarbrück in Verbindung zu setzen. Um selbige zu erreichen, müssen die Beförderungs-Zeiten auf allen Stationen auf das Genaueste eingehalten werden. Vor allem ist es nöthig, daß auf jeder Postanstalt die Expedition vollständig geschlossen sei, und nichts vorgenommen zu werden braucht, als die Abgabe und Übernahme der Sachen und das Eintragen der Post-Stücke und Passagiere. Da nirgends unterwegs für diesen Cours etwas umzuspeditieren ist, so findet diese Sache keine große Schwierigkeit. Ferner müssen die Pferde jederzeit aufgeschirrt zur bezeichneten Minute auf dem Posthofe oder vor dem Posthause stehen, um ohne allen Zeitverlust vorgespannt zu werden. In Birkenfeld wird auf der Tour von Creuznach nach Saarbrück ein Degenner a la Foorchette eingenommen, wozu in der dortigen Passagierstube beim Postverwalter Herrn Emmerich alles bereit stehen muß. Wegen der nothwendigen Beschleunigung dieser Post ist es nicht möglich gewesen, den Reisenden eine längere Zeit zur Restauration zu gewähren. Das Mittagessen muß demnach in Saarbrück eingenommen werden. In Kirn speisen die Passagiere auf der Tour von Saarbrück nach Creuznach zu Mittag, wozu in der Passagierstube beim Herrn Postexpediteur Herrn Medicus die nöthigen Vorkehrungen zu treffen sind. Den Cours aller Anschluss-weißt das Cours-Tableau Nr. 2 nach. |
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II: | § Beförderung | |
Die Beförderung der Schnell-Post ist in der folgenden Art unter die Posthaltereien der Courses vertheilt worden: | ||
a) | Posthalter CAESER | in Sobernheim fährt nach Creuznach täglich tour und retour |
b) | Posthalter MEDICUS | in Kirn fährt nach Sobernheim täglich tour und retour, nach Oberstein täglich tour |
c) | Posthalter SCRIBA | in Oberstein fährt nach Kirn täglich tour, nach Birkenfeld desgleichen 4- spännig |
d) | Posthalter EMMERICH | in Birkenfeld fährt nach Oberstein täglich tour 4-spännig, nach dem Rellais zu Wolfersweiler täglich tour, vom Relais Wolfersweiler nach Birkenfeld täglich tour 4-spännig |
e) | Posthalter CETTO | in St. Wendel fährt nach dem Relais zu Wolfersweiler täglich tour und retour 4-spännig, nach Ottweiler täglich tour |
f) | Posthalter HAAS | in Ottweiler fährt nach St. Wendel täglich tour, nach Friedrichsthal täglich tour |
g) | Posthalter WENTZEL | in Friedrichsthal fährt nach Ottweiler täglich tour, nach Saarbrück ditto |
h) | Posthalter HILD | in Saarbrück fährt nach Friedrichsthal täglich tour. |
Die Post wird auf allen Stationen, wo nicht ausdrücklich eine 4-spännige Beförderung ausbedungen ist, 3-spännig gefahren, und zwar in der Scheere. Zu dem Ende werden die Wagen mit einer dergleichen und auch mit der Deichsel versehen. Die Schirrmeister haben bei Persönlicher Vertretung dafür zu sorgen, dass das Einsetzen der Scheeren und Deichsel keinen Aufenthalt verursacht, was leicht zu bewerkstelligen ist, wenn stets dafür gesorgt wird, daß die Deichsel und Scheeren in alle drei Wagen passen. In St. Wendel und Oberstein geschieht hin und zurück die Wechselung damit. Das Relais in Wolfersweiler wird von der Station in Birkenfeld in der Art gestellt, dass entweder die Pferde, welche die Schnell-Post dahin bringen, dort bis zum anderen Tag verweilen, oder am Morgen ein Zug der Schnell-Post von St. Wendel so zeitig entgegen gesendet wird, daß die Pferde noch wenigstens 2 Stunden ausruhen können, wonach sie spätestens um 7 Uhr früh in Wolfersweiler sein müssen. Ueber den Punkt, wo daselbst mit den Pferden gewechselt werden soll, haben sich die Posthalten in Birkenfeld und St. Wendel zu einigen. Vorläufig wird nachgegeben, dass die Post auf den Stationen, wo sie 4-spännig verdungen ist, ebenfalls vom Bote gefahren werde. Mit den sämmtlichen Posthaltern sind von mir unter Vorbehalt hoher Genehmigung die nöthigen Abkommen getroffen. Den respect: vorgesetzten Königl. Wohllöblichen Postaemtern werden die deßfalsigen hohen Verfügungen zukommen. Wegen Vermehrung des Pferdebestandes habe ich auf allen Stationen die Posthalter mit Instructionen versehen, und ist bis zum 4 ten August alles erforderliche zu besorgen. |
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§ 3 Bei-Chaisen | ||
Wenn die Hauptwagen besetzt sind, werden Bei-Chaisen gestellt, und zwar für das Personengeld nach Anleitung des Postfuhr-Contractes. Auch für eine Person muß eine solche hergegeben werden. Die Bei-Chaisen müssen bequem und anständig eingerichtet sein. Hiezu gehört hauptsächlich, daß der Rücksitz eben so breit und bequem ist, als der im Fond des Wagens. Auch müssen die Bei-Chaisen verschlossene Packkörbe haben, um eventualitter das Gepäck der darin beförderten Passagiere aufnehmen zu können. Sie fahren jederzeit vor dem Hauptwagen. Zwischen Birkenfeld und St. Wendel, wo ein Relais für den Hauptwagen eingerichtet ist, fahren die Bei-Chaisen ohne Pferdewechsel durch. |
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§ 4 Personengeld | ||
An Personengeld werden 8 Sgr. pro Meile erhoben. Das Cours-Tableau weiß die Entfernung aller Stationen nach und ist darauf der Personengeld-Tarif zu entwerfen. Jede Person kann 30 Pfund Gepäck frei mitnehmen. Für das Uebergewicht treten die gesetzlichen Tax-Bestimmungen ein. Das Einschreiben der Personen geschieht für die ganze Route, auch können selbige von Saarbrück aus auf dem ganzen Course bis Bingerbrück eingetragen werden. In diesem Falle wird das Personengeld von Creuznach bis Bingerbrück / 14 Sgr. / nach Creuznach vergütet. Die Personen vom Saarbrücker Course rangiren bei der Schnell-Post nach Bingerbrück nur dann, wenn sie sich bis dahin haben einschreiben lassen, denen von Creuznach vor, sinst nicht. Die von den Seiten-Coursen hinzutretenden Personen rangiren natürlich hinter den vom Haupt-Course kommenden und mit den auf den Postanstalten hinzutretenden in der Reihen-Folge, wie sie sich haben einschreiben lassen. |
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§ 5 Befrachtung | ||
Die Schnell-Post wird auch zum Transport von Gütern benutzt, welche, da sie täglich gehen wird, sich in der Art vertheilen werden, dass die Befrachtung des Wagens nie von Bedeutung sein kann. Ein Zuschlag-Porto wird nicht erhoben, und kommt bloß die Fahrpost-Taxe in Anwendung, bei den Schnell-Posten wird grundsätzlich kein Normal-Gewicht angenommen, sie werden mit der vorräthigen Ladung befördert. |
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§ 6 Postillon: Trinkgeld | ||
Die Postillone erhalten das reglementsmäßige Trinkgeld von 3 Sgr. pro Meile für die Hauptwagen, und 1 Sgr. pro Pferd und Meile für die Bei-Chaisen. | ||
§ 7 Wagen | ||
Es werden zwei neue 6-sitzige Schnell-Post-Wagen eingestellt, welche im Innern 6 Personen-Plätze und einen Bock zu 2 Personen haben, selbige sind mit einem Packraum und einer Wache versehen. Auch haben sie einen Hemm-Apparat / Mechanique / und jeder eine Deichsel und eine Scheere. /Siehe oben § 2 /. Vorläufig wird der bisherige Fahrpostwagen, und einer der in Creuznach aufgestellten 6-sitzigen Reserve-Wagen, zur Reserve benutzt. Ein dritter neuer Wagen ist bereits in Arbeit gegeben, und sollen, sobald dieser abgeliefert wird, die drei neuen Wagen allernierend gebraucht werden. Sämtliche Wagen kommen auf den Etat Eines Königlichen Wohllöblichen Postamtes in Saarbrück. Die zwei neuen Wagen werden zur rechten Zeit von der Königlichen Werkstatt in Düsseldorf nach Creuznach abgeliefert. Der eine derselben geht Donnerstag, den 3 ten August d. J. mit der letzten Fahrpost nach Saarbrück, damit er zum 4 ten früh zur 1 sten Schnell-Post-Fahrt dort bereit ist. Einer der Reserve-Wagen ist dann an einem andern Posttage als Schnell-Post-Wagen von Creuznach nach Saarbrück zu senden, wo er vorläufig aufgestellt wird. |
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§ 8 Conducteure | ||
Es werden 3 Conducteure auf dem Course angestellt. Der jetzt bei der Fahrpost angestellte Schirrmeister SCHMIDT geht auf die Schnell-Post über. Die Besetzung der anderen beiden Conducteur-Stellen wird Hohen Orts erfolgen. Die Conducteure kommen auf den Etat des Königlich Wohllöblichen Postamtes in Saarbrück. Sie nehmen ihren Platz in der Regel auf dem Bocke ein, und jeder Zeit, wenn der Wagen besetzt ist. Auf den Stationen, wo gehemmt werden muß, sitzen sie immer auf dem Bocke. Es wird bei der aicelterirten Beförderung dieser Post sehr viel von der Dienstthätigkeit und Umsicht der Conducteure abhängen. Selbige sind dem nach von den Wohllöblichen Postaemtern zu Creuznach und Saarbrück auf das Strengste zu controlliren und zu bedeuten, dass die Vernachlässigung ihres Dienstes die Versetzung von der Schnellpost zur unmittelbaren Folge haben werde, worauf ich in solchem Falle Hohen Orts gleich antragen werde. |
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§ 9 Stunden- und Personenzettel | ||
Die Stundenzettel sind im Druck und werden den Wohllöblichen Postanstalten von Coblenz aus geliefert. Die jetzigen Personen und Frachtzettel der Fahrpost werden mit den nöthigen Abänderungen verbraucht. | ||
§ 10 Cours-Uhren | ||
Die Cours-Uhren der Reitpost gehen auf die Schnell-Post über. | ||
§ 11 Expedition-Spedition | ||
Es ist nöthig, dass alle Postanstalten des Courses untereinander Kartenschlüsse wechseln, um die Expedition zu bescheinigen, ob dieselben per Bohtte oder per Postpackete gehen sollen, wird von den vorgesezten Postaemtern, auf den Grund gemachter Erfahrung, bestimmt werden. Alle Corespondenz für die Seiten-Course wird resp. auf Birkenfeld und St. Wendel eingetragen. Ob dazu keine Kartenschlüsse über die Speditions-Punkte hinaus zu machen sind, wird der Umfang der Corespondenz ergeben. Die Corespondenz für Sellbach wird resp. auf Tholay und Birkenfeld spedirt. Im Uebrigen sind die neuen Posten mit Berücksichtigung der schon bestehenden Course und der sich ergebenden neuen Speditions-Wege nach Maßgabe der Lage jedes Ortes, zur Spedition der Corespondenz und Päckereien möglichst zu benutzen. Am 4 ten August d. J. geht die Schnellpost das erste Mal des Morgens sowohl von Creuznach als von Saarbrück ab. Die öffentliche Bekanntmachung wird im Namen der Hohen Behörde erlassen. Sämmtliche Postanstalten des Courses erhalten davon mehrere Exemplare zugefertigt, und ist sie zur Kunde des Publikums im Posthause anzuheften. |
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C. Neue Post-Anstalten |
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Wegen Einrichtung der Station in Sobernheim durch ein Königliches Wohllöbliches Postamt in Creuznach, beziehe ich mich auf mein ergebenstes Anschreiben vom gestrigen Datum. Die Einrichtung der Station in Birkenfeld und Oberstein nach Preußisch. Verwaltungs Grund-Sätzen wird Herr Postdirector LOHSEN in Creuznach bei Uebernahme des Postwesens in Birkenfeld schon besorgen. Die unten genannten Königlichen Wohllöblichen Postanstalten ersuche ich nunmehr ergebenst, alles so vorzubereiten, dass die neuen Posteinrichtungen mit den oben bezeichneten Terminen ordnungsmäßig ins Leben treten können. |
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Creuznach, den 16ten Juli 1837 | ||
Der Post-Inspector gez. Schüller | ||